Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
recht sein, ein Wesen wie sie auszunutzen.
Elena öffnete ihre violettblauen Augen, die das Mondlicht silbern färbte, und sah ihn direkt an. Willst du ausprobieren - in Ihrer Stimme lag Ernsthaftigkeit, aber in ihren Augen spiegelte sich Schelmerei -, wie viele Male du mich dazu bringen kannst, Bitte zu sagen?
Gott, nein. Aber das klang so erwachsen, dass Stefano sie hilflos in die Arme nahm. Er küsste sie auf ihren seidigen Kopf. Er küsste sie von dort aus nach unten und mied nur den kleinen Rosenknospenmund, der noch immer in einsamem Flehen geschürzt war. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Er stellte fest, dass er ihr beinahe die Rippen zerquetschte, und versuchte, sie loszulassen, aber Elena klammerte sich an ihn und hielt seine Arme fest.
Willst du ausprobieren - das Zirpen war das Gleiche, unschuldig und listig zugleich -, wie viele Male ich dich dazu bringen kann, Bitte zu sagen?
Stefano sah sie einen Moment lang an. Dann stürzte er sich mit einer solchen Wildheit im Herzen auf den kleinen Rosenknospenmund und küsste ihn atemlos, küsste ihn, bis ihm selbst so schwindelig war, dass er von ihr ablassen musste.
Dann sah er ihr wieder in die Augen. In Augen wie diesen konnte man sich verlieren, konnte für alle Ewigkeit in ihre sternengleichen, violetten Tiefen fallen.
Er wollte es. Aber mehr als das wollte er etwas anderes.
»Ich will dich küssen«, flüsterte er in ihr rechtes Ohr, während er daran knabberte.
Ja. In diesem Punkt war sie sehr energisch.
»Bis du in meinen Armen ohnmächtig wirst.«
Er spürte, wie ein Schaudern ihren Körper durchlief. Er sah, wie die violetten Augen trüb wurden und sich halb schlossen. Aber zu seiner Überraschung bekam er ein sofortiges, wenn auch leicht atemloses »Ja« von Elena zurück - sie hatte laut gesprochen.
Also tat er es.
Er küsste sie, bis sie tatsächlich kurz vor einer Ohnmacht stand, während sie kleine Schauder durchliefen und sie leise Schreie ausstieß, die er mit seinem eigenen Mund zu ersticken versuchte. Und dann, weil es an der Zeit war und weil sich in das Schaudern ein leichter Schmerz mischte und weil Elenas Atem - wenn er sie überhaupt atmen ließ - in so schnellen, harten Stößen ging, dass er wirklich Angst hatte, sie könnte das Bewusstsein verlieren, benutzte er feierlich seinen eigenen Fingernagel, um eine Ader an seinem Hals für sie zu öffnen.
Und Elena, die einst nur ein Mensch gewesen war und entsetzt gewesen wäre über die Vorstellung, das Blut eines anderen zu trinken, klammerte sich mit einem kleinen, erstickten Ausruf der Glückseligkeit an ihn. Und dann konnte er ihren Mund warm, so warm an seinem Hals fühlen, und er spürte, wie sie heftig schauderte, und er verspürte das berauschende Gefühl, das ein Vampir hatte, wenn jemand, den er liebte, sein Blut trank. Er wollte sein ganzes Wesen vor Elena ausgießen, wollte ihr alles geben, was er war oder was er jemals sein würde. Und er wusste, dass sie sich genauso fühlte, wenn sie ihn ihr Blut trinken ließ. Das war das heilige Band, das sie teilten.
Es gab ihm das Gefühl, als seien sie schon seit Anbeginn des Universums Liebende gewesen, seit dem allerersten Erwachen des allerersten Sterns in der Dunkelheit. Es war zugleich etwas sehr Primitives, etwas sehr tief in ihm Verwurzeltes. Als er spürte, wie die ersten Blutstropfen in ihren Mund flossen, musste er, die Lippen in ihr Haar gepresst, einen Aufschrei unterdrücken. Und dann flüsterte er ihr wild und ungezähmt zu, wie sehr er sie liebte und dass sie sich niemals trennen könnten, und tausend weitere Liebkosungen, die seinem Mund in Dutzend verschiedenen Sprachen entflohen. Und dann waren da keine Worte mehr, sondern nur noch Gefühle.
Und so flogen sie langsam im Mondlicht hinauf, und das weiße Nachtgewand schlang sich manchmal um seine schwarz gekleideten Beine, bis sie die Wipfel der Bäume erreichten, lebend und hoch aufragend und zugleich tot.
Es war eine sehr feierliche, sehr private Zeremonie, die nur ihnen gehörte, und sie waren viel zu tief verloren in ihrer Glückseligkeit, um auf irgendwelche Gefahren zu achten. Aber diesbezüglich hatte Stefano sich bereits umgesehen, und er wusste, dass Elena es ebenfalls getan hatte. Es drohte keine Gefahr; da waren nur sie beide, die hinaufdrifteten und schwebten, während der Mond wie ein Segen auf sie hinabschien.
Eins der nützlichsten Dinge, die Damon in letzter Zeit gelernt hatte - nützlicher als das Fliegen, obwohl das durchaus einen Kick gab
Weitere Kostenlose Bücher