Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
seiner unbewussten vampirischen Anmut lässig an einen kunstvollen Grabstein gelehnt hatte, ließ sich auf dem Boden nieder.
»Was ist das für eine Frage, Matt?«
»Ich wollte gerade sagen, dass du heute irgendwie schlecht aussiehst«, bemerkte Bonnie ängstlich.
»Herzlichen Dank«, blaffte Matt.
In Bonnies braunen Augen sammelten sich Tränen. »Ich meinte nicht...«
Aber sie bekam keine Gelegenheit, den Satz zu beenden. Meredith und Elena rückten an ihre Seite und bildeten einen Schutzwall - die Velociraptor-Schwesternschaft, wie sie sich, seitdem sie zusammen Jurassic Park gesehen hatten, nannten. Es bedeutete, dass jeder, der einer von ihnen krumm kam, es mit ihnen allen zu tun bekommen würde.
»Sarkasmus statt Ritterlichkeit? Das ist aber kaum der Matt, den ich kenne.«
Meredith zog eine Augenbraue hoch, während sie sprach.
»Sie hat nur versucht, mitfühlend zu sein«, stellte Elena leise fest. »Und das war wirklich eine billige Antwort.«
»Okay, okay! Es tut mir leid - wirklich leid, Bonnie« - er drehte sich mit beschämter Miene zu ihr um - »es war gemein, das zu sagen, und ich weiß, du wolltest nur nett sein. Ich - ich weiß einfach manchmal nicht, was ich tue oder sage. Wie dem auch sei, wollt ihr es jetzt noch hören«, fügte er kleinlaut hinzu,
»oder nicht?«
Alle wollten.
»Schön, es geht um Folgendes. Ich habe heute Morgen Jim Bryce besucht - ihr erinnert euch an ihn?«
»Klar. Ich bin mit ihm ausgegangen. Kapitän der Basketballmannschaft. Netter Bursche. Ein bisschen jung vielleicht, aber ...« Meredith zuckte die Achseln.
»Jim ist in Ordnung.« Matt schluckte. »Nun, es ist einfach - ich will nicht tratschen oder irgendetwas, aber ...«
»Tratsche!«, befahlen die drei Mädchen im Chor.
Matt verlor den Mut. »Okay, okay! Also - ich sollte eigentlich um zehn bei ihm sein, aber ich war ein wenig zu früh dran, und - hm, Caroline war dort. Sie ging gerade.«
Es erklang ein dreistimmiges schockiertes Aufkeuchen, und Stefano warf ihm einen scharfen Blick zu.
»Du denkst also, sie hat die Nacht bei ihm verbracht?«
»Stefano!«, begann Bonnie. »So funktioniert richtiger Tratsch nicht. Man spricht niemals offen aus, was man denkt ...«
»Nein«, unterbrach Elena sie gelassen. »Lass Matt antworten. Ich kann mich gut genug an die Zeit erinnern, bevor ich wieder reden konnte, um wegen Caroline besorgt zu sein.«
»Mehr als besorgt«, warf Stefano ein.
Meredith nickte. »Es ist kein Tratsch; es ist eine notwendige Information«, erklärte sie.
»Also schön.« Matt schluckte. »Hm, ja, das dachte ich tatsächlich. Er sagte, sie sei vorhin gekommen, weil sie zu seiner kleinen Schwester wollte, aber Tamra ist erst ungefähr zwölf. Und er wurde dunkelrot, als er es sagte.«
Die anderen tauschten ernste Blicke.
»Caroline hatte noch nie den besten Ruf...«, meinte Bonnie.
»Aber ich habe nie gehört, dass sie Jim auch nur eines Blickes gewürdigt hätte«, beendete Meredith den Gedankengang ihrer Freundin.
Sie sahen Elena fragend an. Elena schüttelte langsam den Kopf. »Ja. Warum um alles auf der Welt sollte sie Tamra besuchen? Und außerdem« - sie schaute schnell zu Matt - »verschweigst du uns doch etwas. Was ist sonst noch passiert?«
»Es ist noch mehr passiert? Hat Caroline euch ihre Unterwäsche sehen lassen?«
Bonnie lachte, bis sie Matts rotes Gesicht sah. »He - komm schon, Matt. Wir sind es. Du kannst uns alles erzählen.«
Matt holte tief Luft und schloss die Augen.
»Okay, also - ich glaube, als sie ging - ich glaube, da hat sie mir ein ... Angebot gemacht.«
»Sie hat was?«
»Sie würde niemals ...«
»Wie, Matt?«, fragte Elena.
»Nun - Jim dachte, sie sei gegangen, und ging in die Garage, um seinen Basketball zu holen, und ich drehte mich um, und plötzlich war Caroline wieder da und sie sagte - nun ja, es spielt keine Rolle, was sie genau sagte. Aber es ging darum, dass ihr Football besser gefiele als Basketball, und ob ich nicht Lust hätte.«
»Und was hast du geantwortet?«, flüsterte Bonnie fasziniert.
»Ich habe gar nichts gesagt. Ich habe sie nur angestarrt.«
»Und dann ist Jim zurückgekommen?«, meinte Meredith.
»Nein! Und dann ist Caroline gegangen - sie hat mir diesen Blick zugeworfen, ihr wisst schon, der ziemlich klargemacht hat, was sie meinte - und dann kam Tami heraus.« Matts ehrliches Gesicht brannte jetzt förmlich. »Und dann - ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Vielleicht hat Caroline ihr etwas über mich
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