Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
bist?«
Elena lächelte ihr Lächeln, das bereits tausend Herzen gebrochen hatte. »Wenn das so ist - Matt Honeycutt, ich bestehe darauf, dass du dich um zwei Uhr mit uns am Ground Zero triffst. Kommt das der Sache näher?«
»Ich denke, du hast ihn fast schon wieder drauf. Den alten Queen-Elena-Ton.«
Er hüstelte theatralisch, schniefte und fügte hinzu: »Entschuldige - ich bin leicht erkältet; oder vielleicht ist es auch eine Allergie.«
»Sei nicht dumm, Matt. Du heulst wie ein Baby und ich tue das Gleiche«, sagte Elena. »Genau wie Bonnie und Meredith es getan haben, als ich sie anrief. Also habe ich fast den ganzen Tag lang geweint - wenn das so weitergeht, werde ich mich beeilen müssen, um ein Picknick zurechtzumachen und pünktlich zu sein.
Meredith hat vor, dich abzuholen. Bring irgendetwas zu essen oder zu trinken mit.
Ich hab dich lieb!«
Schwer atmend legte Elena den Hörer auf.
»Also, das war schwierig.«
»Er liebt dich immer noch.«
»Ob es ihm lieber wäre, wenn ich mein Leben lang ein Baby bliebe?«
»Vielleicht hat ihm die Art gefallen, wie du deine Freunde als Baby begrüßt und verabschiedet hast.«
»Jetzt ziehst du mich auf.« Elena ließ ihr Kinn zittern.
»Nie im Leben«, widersprach Stefano sanft. Dann griff er plötzlich nach ihrer Hand. »Komm - wir gehen für das Picknick einkaufen, und wir kaufen außerdem ein Auto«, sagte er und zog sie hoch.
Elena verblüffte sie beide, indem sie so schnell emporflog, dass Stefano sie um die Taille fassen musste, damit sie nicht zur Decke hinaufschoss.
»Ich dachte, die Schwerkraft hätte dich zurück!«
»Das dachte ich auch! Was mache ich jetzt?«
»Denk schwere Gedanken!«
»Und was, wenn es nicht funktioniert?«
»Dann kaufen wir dir einen Anker!«
Um zwei Uhr erschienen Stefano und Elena in einem brandneuen, roten Jaguar auf dem Friedhof von Fell's Church. Elena trug eine dunkle Sonnenbrille und einen Schal um den Kopf, unter dem sie sich das gesamte Haar aufgesteckt hatte. Ein weiterer Schal war um den unteren Teil ihres Gesichtes geschlungen und sie trug schwarze Spitzenhandschuhe - eine Leihgabe von Mrs Flowers aus deren jüngeren Tagen -, von denen sie zugeben musste, dass sie eigentlich nicht wusste, warum sie sie trug. Sie gab ein erstaunliches Bild ab, wie Meredith trocken urteilte.
Bonnie und Meredith hatten bereits eine Decke für das Picknick ausgebreitet und schon kosteten die Ameisen von den Sandwiches, den Weintrauben, dem Gemüse und dem extra fettarm zubereiteten Nudelsalat.
Elena erzählte, wie sie am Morgen aufgewacht war, dann folgten mehr Umarmungen, Küsse und Tränen, als die männlichen Anwesenden ertragen konnten.
»Willst du dir den Wald hier genauer ansehen? Feststellen, ob diese Malach in der Nähe sind?«, fragte Matt Stefano.
»Das hoffe ich nicht«, erwiderte Stefano. »Denn wenn sogar diese Bäume hier, so weit entfernt von der Stelle, an der ihr euren Unfall hattet, befallen sind ...« Er brach mitten im Satz ab.
»Nicht gut?«
»Ernsthafte Probleme.«
Sie wollten gerade gehen, als Elena sie zurückrief.
»Ihr könnt aufhören, so männlich und überlegen zu tun«, fügte sie hinzu. »Es ist schlecht für euch, eure Gefühle zu unterdrücken. Wenn ihr sie zum Ausdruck bringt, bewahrt ihr euer Gleichgewicht.«
»Hör mal, du bist wirklich viel robuster, als ich dachte«, bemerkte Stefano. »Ein Picknick auf einem Friedhof zu veranstalten ...?«
»Früher war Elena ständig hier zu finden«, erzählte Bonnie und deutete mit einem Stück Sellerie auf einen Grabstein in der Nähe.
»Das ist das Grab meiner Eltern«, erklärte Elena schlicht. »Nach dem Unfall -
fühlte ich mich ihnen hier immer näher als irgendwo sonst. Wenn es besonders schlimm wurde, kam ich hierher, oder wenn ich eine Antwort auf eine Frage brauchte.«
»Hast du jemals Antworten bekommen?«, erkundigte Matt sich, während er eine saure Gurke aus einem Glas nahm und das Glas herumreichte.
»Ich bin mir nicht sicher, nicht einmal jetzt«, erwiderte Elena. Sie hatte die dunkle Sonnenbrille, die Schals und die Spitzenhandschuhe abgelegt. »Aber anschließend ging es mir immer besser. Warum? Hast du eine Frage?«
»Hm - ja«, sagte Matt unerwartet. Dann errötete er, weil er sich plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit wiederfand. Bonnie rollte sich auf die Seite, das Selleriestück zwischen den Lippen, um ihn anzusehen, Meredith rückte näher heran und Elena setzte sich aufrecht hin. Stefano, der sich in
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