Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
nicht einmal Bonnie und Meredith erzählen.
Dies machte die Dinge für sie erheblich schwerer und daher in ihren Augen irgendwie gerechter.
Während sie die Trümmer von Damons letztem Wutanfall aufräumten, streckte er plötzlich die Hand aus, um eine Träne von Elenas Wange zu wischen.
» Danke…«, begann Elena, dann brach sie ab. Damon berührte mit den Fingern seine Lippen.
Er sah sie an, verblüfft und ein wenig enttäuscht. Dann zuckte er die Achseln. » Immer noch ein Einhornköder«, bemerkte er. » Habe ich das gestern Nacht auch gesagt?«
Elena zögerte, dann befand sie, dass seine Worte nicht in den entscheidenden Zeitraum fielen, dessen völlige Geheimhaltung sie beschlossen hatte.
» Ja, hast du. Aber– du wirst mich nicht verraten, oder?«, fügte sie, plötzlich nervös, hinzu. » Ich habe meinen Freundinnen versprochen, nichts über uns zu sagen.«
Damon starrte sie an. » Warum sollte ich irgendetwas über irgendjemanden sagen? Es sei denn, du redest von der kleinen Rothaarigen?«
» Ich habe es dir schon einmal erklärt, ich sage gar nichts. Bis auf die Tatsache, dass Caroline offensichtlich keine Jungfrau mehr ist. Nun, bei all dem Theater um ihre Schwangerschaft…«
» Aber du erinnerst dich«, warf Damon ein. » Ich bin schon vor Stefano nach Fell’s Church gekommen; ich habe mich nur länger im Dunkeln herumgetrieben. Die Art, wie du geredet hast…«
» Ja, ich weiß. Wir mochten Jungs und die Jungs mochten uns und dann hatten wir schnell unseren Ruf weg. Also haben wir einfach geredet, wie es uns in den Sinn gekommen war. Einiges davon mag wahr gewesen sein, aber vieles konnte man auf doppelte Weise deuten– und dann weißt du natürlich, wie Jungs reden…«
Damon wusste es. Er nickte.
» Nun, und ziemlich bald redeten alle über uns, als hätten wir alles mit jedem getrieben. Sie haben sogar Sachen darüber in der Schülerzeitung geschrieben und im Jahrbuch und an die Wände der Toiletten. Aber wir hatten sogar ein eigenes kleines Gedicht und manchmal haben wir es sogar signiert. Wie war das noch gleich?« Elena dachte ein Jahr zurück, zwei Jahre, länger. Dann sagte sie das Gedicht auf:
Was du hörst, muss nicht stimmen.
Wie du wirklich bist, kann niemand entsinnen.
Nächstes Mal steht dein Name da.
Wen interessiert es schon, wie es wirklich war?
Als Elena fertig war, sah sie Damon an und verspürte plötzlich den verzweifelten Drang, Stefano zu erreichen. » Wir haben es fast geschafft«, sagte sie unvermittelt. » Beeilen wir uns.«
Kapitel Elf
Arizona war genauso heiß und öde, wie Elena es sich vorgestellt hatte. Sie und Damon fuhren direkt ins Juniper Resort, und Elena war zwar nicht überrascht, aber es machte ihr doch zu schaffen und bedrückte sie, dass Matt noch nicht eingecheckt hatte.
» Er kann nicht länger gebraucht haben als wir, um hierherzukommen«, sagte sie, sobald man ihnen ihre Zimmer gezeigt hatte. » Es sei denn– oh Gott, Damon! Es sei denn, Shinichi hat ihn irgendwie erwischt.«
Damon setzte sich auf ein Bett und sah Elena grimmig an. » Ich habe eigentlich gehofft, ich würde dir das nicht sagen müssen, sondern der Mistkerl hätte zumindest den Anstand, es selbst zu tun. Ich habe seine Aura verfolgt, seit er uns verlassen hat. Sie hat sich stetig weiter entfernt– in Richtung Fell’s Church.«
Manchmal dauerte es eine Weile, bis man eine schlechte Nachricht wirklich verstand. » Du meinst«, sagte Elena, » dass er überhaupt nicht hier auftauchen wird?«
» Ich meine, dass es von da, wo wir die Autos gekauft haben, bis Fell’s Church nicht allzu weit ist, Luftlinie jedenfalls. Er ist in diese Richtung gefahren. Und er ist nicht zurückgekommen.«
» Aber warum?«, fragte Elena, als könnte Logik die Fakten besiegen. » Warum sollte er verschwinden und mich allein lassen? Vor allem, warum sollte er nach Fell’s Church fahren, wo man nach ihm sucht?«
» Was die Frage betrifft, warum er verschwunden ist: Ich denke, er hat falsche Vorstellungen in Bezug auf dich und mich– oder vielleicht die richtigen Vorstellungen, nur ein wenig verfrüht«– Damon zog die Augenbrauen hoch, und Elena warf ein Kissen nach ihm–, » und er hat beschlossen, uns ein wenig Privatsphäre zu lassen. Und warum Fell’s Church…« Damon zuckte die Achseln. » Hör mal, du kennst den Burschen länger als ich. Aber selbst ich kann erkennen, dass er vom Typ ›Ritter ‹ ist. Ein Ritter sans peur et sans reproche. Wenn ich einen Tipp abgeben soll–
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