Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
Unterkiefer herunter. » Welches Motel? Welche Nacht? Was ist passiert? « Sie kreischte beinahe, was Meredith zu dem Versuch veranlasste, sie zum Schweigen zu bringen– was ihr allerdings nicht gut bekam.
Elena sah zuerst die eine Freundin an, dann die andere– diese beiden Freundinnen, die hergekommen waren, um mit ihr zu sterben, falls es notwendig sein sollte. Sie konnte spüren, wie ihr der Atem knapp wurde. Es war so unfair, aber… » Können wir das nicht einfach später besprechen?«, schlug sie vor und versuchte, ihnen mit Augen und Augenbrauen zu übermitteln: Damon kann uns hören!
Bonnie flüsterte nur: » Welches Motel? Welche Nacht? Was…«
Elena gab es auf. » Nichts ist passiert«, erklärte sie energisch. » Meredith hat lediglich dich zitiert, Bonnie. Du hast diese Worte gestern Nacht im Schlaf gemurmelt. Und vielleicht wirst du uns irgendwann offenbaren, worüber du gesprochen hast, denn ich weiß es nicht. «
Sie beendete ihren Satz, indem sie Meredith ansah, die lediglich eine perfekt geschwungene Augenbraue hochzog. » Ich hatte wirklich recht«, sagte Meredith, die sich nicht im Mindesten täuschen ließ. » Unsere Sprache könnte tatsächlich ein Wort wie ›Sa ‹ gebrauchen. Vor allem würde es solche Gespräche um einiges abkürzen.«
Bonnie seufzte. » Nun, dann werde ich es selbst herausfinden«, erklärte sie. » Du denkst vielleicht, ich kann es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
» Okay, okay, aber hat in der Zwischenzeit vielleicht irgendjemand etwas Hilfreiches zu Damons Sache mit dem Seil beizutragen?«
» Zum Beispiel, wie wir ihm sagen, wohin er sie sich stecken kann?«, schlug Meredith flüsternd vor.
Bonnie hielt eines der Seile in ihrer kleinen hellhäutigen Hand und strich mit der anderen darüber.
» Ich denke nicht, dass dies voller Wut gekauft wurde«, meinte sie, und ihre braunen Augen verklärten sich, während ihre Stimme den leicht unheimlichen Tonfall annahm, den Bonnie immer bekam, wenn sie in Trance fiel. » Ich sehe einen Jungen und ein Mädchen hinter einer Ladentheke– und sie lacht, und der Junge sagt: ›Ich gehe jede Wette mit dir ein, dass du im nächsten Jahr dein Architekturstudium anfangen wirst ‹ , und das Mädchen sagt mit einem träumerischen Ausdruck in den Augen ›Ja‹, und…«
» Und das ist alles an hellseherischer Spionage, was ich heute hören möchte.« Damon war ohne einen Laut hinter sie getreten. Bonnie zuckte heftig zusammen und hätte das Seil beinahe fallen lassen.
» Hört zu«, fuhr Damon schroff fort, » nur hundert Meter entfernt wartet die schwierigste Hürde. Entweder, ihr lasst euch mit diesen Seilen fesseln und benehmt euch wie Sklavinnen, oder ihr werdet nicht hineinkommen, um Stefano zu helfen. Niemals. Das war’s .«
Die Mädchen berieten sich im Stillen mit den Augen. Elena wusste, dass ihr eigener Gesichtsausdruck klar sagte, dass sie weder von Bonnie noch von Meredith verlangte, sie zu begleiten, dass sie jedoch gehen würde, selbst wenn sie dazu auf Händen und Knien hinter Damon her kriechen musste.
Meredith, die Elena direkt ansah, schloss langsam die Augen und nickte, dann atmete sie laut aus. Bonnie nickte ebenfalls resigniert.
Schweigend ließen sich Bonnie und Meredith von Elena die Hände fesseln. Dann erlaubte Elena Damon, ihr ebenfalls die Hände zu fesseln und ein langes Führseil zwischen ihnen dreien hindurchzufädeln.
Elena spürte, wie ihr von der Brust aus die Röte ins Gesicht kroch, bis sie in ihren Wangen brannte. Sie konnte Damon nicht in die Augen sehen, nicht so. Aber sie wusste, ohne danach fragen zu müssen, dass Damon an den Tag dachte, an dem Stefano ihn wie einen Hund aus seinem Zimmer in der Pension geschickt hatte, vor genau diesem Publikum plus Matt.
Rachsüchtiger, mieser Typ, dachte Elena und bemühte sich nach Kräften, den Gedanken in Damons Richtung zu schicken. Sie wusste, dass ihn das kränken würde. Damon rühmte sich gern damit, ein Gentleman zu sein…
Aber ein » Gentleman« geht nun mal nicht in die Dunkle Dimension, erklang Damons Stimme spöttisch in ihrem Kopf.
» Also schön«, fügte Damon laut hinzu und nahm das Führseil in eine Hand. Er begann energisch, in den Nebel hineinzulaufen, und die drei Mädchen stolperten hinter ihm her, bis sie die Dunkelheit einer Höhle umfing.
Elena würde diesen kurzen Marsch niemals vergessen, und sie wusste, dass für Bonnie und Meredith das Gleiche galt. Sie gingen gebückt durch den niedrigen Eingang der
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