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Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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außer den anderen Mädchen schien niemand Notiz davon zu nehmen.
    Elena wagte es nicht, sie telepathisch zu trösten; das hätte ganz und gar nicht zu der Aura eines » normalen menschlichen Mädchens« gepasst. Und wer wusste schon, welche Fallen oder Gerätschaften hier versteckt sein mochten, zusätzlich zu diesem Mann, der sie mit Blicken wieder und wieder auszog? Sie wünschte nur, sie hätte einen ihrer Flügelangriffe heraufbeschwören können, gleich hier in diesem Raum. Das hätte dem Mann den selbstgefälligen Ausdruck vom Gesicht gewischt.
    Einen Moment später wischte etwas anderes diesen Ausdruck genauso komplett von seinem Gesicht, wie sie es sich gewünscht hatte. Damon beugte sich über die Theke und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin das lüsterne Gesicht des Mannes eine kränkliche Grünschattierung annahm.
    Hast du gehört, was er gesagt hat?, fragte Elena Meredith mithilfe ihrer Augen und Augenbrauen.
    Meredith, um deren eigene Augen winzige Fältchen entstanden, legte eine Hand vor Elenas Unterleib und machte dann eine drehende, reißende Bewegung.
    Selbst Bonnie lächelte.
    Dann führte Damon sie nach draußen, damit sie vor dem Depot warteten. Sie hatten erst einige Minuten dagestanden, als Elena mit ihrer neuen Sehkraft ein Boot entdeckte, das lautlos durch den Nebel glitt. Ihr wurde klar, dass das Gebäude sich direkt am Ufer eines Flusses befinden musste, aber selbst wenn sie ihre Macht ausschließlich in ihre Augen dirigierte, konnte sie kaum ausmachen, wo das Land, das sich nicht auf der glänzenden Wasseroberfläche spiegelte, dem Fluss Platz machte. Und selbst wenn sie ihre Macht ausschließlich in ihre Ohren sandte, konnte sie kaum das Geräusch des schnell fließenden, tiefen Wassers hören.
    Das Boot hielt an– irgendwie. Elena konnte keinen Anker sehen, der fallen gelassen wurde, oder irgendetwas anderes, mit dem das Boot festgemacht werden konnte. Aber Tatsache war, dass es angehalten hatte, und der in sich zusammengesunkene Mann von der Theke legte eine Planke aus, die sich nicht bewegte, während sie an Bord gingen: zuerst Damon und dann seine Schar » Sklavinnen«.
    An Bord beobachtete Elena, wie Damon dem Fährmann wortlos sechs Goldstücke hinhielt, zwei für jeden Menschen, der vermutlich nicht zurückkommen würde, dachte sie.
    Einen Moment lang verlor sie sich in ihrer Erinnerung an jene Zeit, als sie noch sehr klein war– erst drei oder so, älter konnte sie nicht gewesen sein–, und sie hatte auf dem Schoß ihres Vaters gesessen, während er ihr aus einem wunderschön illustrierten Buch über die griechischen Mythen vorgelesen hatte. Es erzählte von dem Fährmann Charon, der die Geister der Verblichenen über den Styx in das Land der Toten brachte. Und ihr Vater hatte ihr erklärt, dass die Griechen Münzen auf die Augen der Verstorbenen legten, damit sie den Fährmann bezahlen konnten…
    Es gibt kein Zurück von dieser Reise!, dachte sie plötzlich heftig. Kein Entrinnen! Sie hätten geradeso gut wirklich tot sein können…
    Seltsamerweise war es das Grauen, das sie vor diesem Morast des Entsetzens rettete. Gerade als sie den Kopf hob, vielleicht um zu schreien, wandte der fahle Fährmann sich kurz von seinen Pflichten ab, als wolle er die Passagiere betrachten. Elena hörte Bonnies Kreischen. Die zitternde Meredith griff verzweifelt und gegen jede Logik nach der Tasche, in der ihre Waffe verstaut war. Nicht einmal Damon schien sich bewegen zu können.
    Das hochgewachsene Gespenst im Boot hatte kein Gesicht.
    Die Gestalt hatte tiefe Höhlen, wo seine Augen hätten sein sollen, eine flachere Kuhle für einen Mund und ein dreieckiges Loch, wo seine Nase vorspringen sollte. Das unheimliche Grauen dieser Gestalt in Kombination mit dem Gestank aus dem Pferch des Depots war einfach zu viel für Bonnie und sie glitt zur Seite und fiel ohnmächtig gegen Meredith.
    Elena hatte inmitten ihres Entsetzens einen Augenblick der Erkenntnis. Denn in dem fahlen, feuchten Zwielicht hatte sie völlig vergessen, dass sie nicht länger versuchen sollte, all ihre Sinne aufs Äußerste zu nutzen. So konnte sie das unmenschliche Gesicht des Fährmanns zweifellos besser sehen als Meredith zum Beispiel. Sie konnte auch Dinge hören, wie die Geräusche längst verstorbener Grubenarbeiter, die gegen die Felsen über ihnen klopften, und das Huschen von riesigen Fledermäusen oder Kakerlaken oder irgendetwas– in den Steinmauern überall um sie herum.
    Aber jetzt spürte Elena plötzlich warme

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