Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
vorgekommen?«,
fragte Lady Ulma. »Bei uns waren es viele Monate. Aber
die Magie wirkt noch immer, Elena! Eure Magie ist uns
geblieben! Es war eine leichte Entbindung – leicht! Und
dann sagt Dr. Meggar, dass Ihr mich gerettet habt, bevor
meine kleine Tochter von den Misshandlungen, die ich
erlebt habe, Schaden nehmen konnte. Sie versucht bereits
zu sprechen! Das seid Ihr, Elena, das ist Eure Magie!«
Daraufhin machte die Lady eine Bewegung, als wol e sie
vor Elena niederknien. Sie kam jedoch nicht weiter als
einige Zentimeter, denn Elena hielt ihre Hände fest und rief:
»Lady Ulma, nein!«, während Stefano mit größter
Geschwindigkeit neben die junge Dienerin schlüpfte, Lady
Ulma an den El bogen fasste und sie stützte.
»Und ich bin keine Magie«, fügte Elena hinzu. »Stefano,
sag ihr, dass ich nicht magisch bin.«
Gehorsam beugte Stefano sich zu der hochgewachsenen
Frau. »Elena ist das magischste Geschöpf, dem ich je
begegnet bin«, flüsterte er überlaut. »Sie hat Kräfte, die
nicht einmal ich verstehe.«
»Ahh!« Elena stieß einen wortlosen Ausruf des Ärgers aus.
»Wisst Ihr, wie ich meine Tochter nenne?«, fuhr die Lady
fort. Ihr Gesicht war, wenn auch nicht von konventionel er
Schönheit, so von einer auffal end aristokratischen
Mischung aus einer römischen Nase und hohen
Wangenknochen.
»Nein.« Elena lächelte – und dann rief sie: »Nein! Bitte!
Verdammen Sie sie nicht zu einem Leben vol er
Erwartungen und Entsetzen. Führen Sie niemanden in
Versuchung, ihr etwas anzutun, solange sie noch ein Kind
ist. Oh, Lady Ulma!«
»Aber meine liebe Retterin …«
Dann begann Elena, die Dinge in die Hand zu nehmen.
Sobald sie eine Situation erst einmal in den Griff
bekommen hatte, war es unmöglich, sich ihr zu
widersetzen. »Lady Ulma«, sagte sie klar und deutlich,
»verzeihen Sie mir, dass ich mich in Ihre Angelegenheiten
einmische. Aber Bonnie hat mir erzählt …« Sie brach ab
und zögerte.
»Von den Problemen starker, hoffnungsvol er junger
Mädchen, von denen die meisten arm oder versklavt sind
und die die Namen der drei mutigsten jungen Frauen
angenommen haben, die jemals unsere Welt geziert
haben?, beendete Lady Ulma den Satz f?r sie.
»Etwas in der Art«, erwiderte Elena errötend.
»Niemand nennt sich Damon«, warf die junge Amme
munter und mit den besten Absichten ein. »Weder Jungen
noch Mädchen.«
Stefano hätte sie küssen können.
»Oh, Lakshmi!« Elena umarmte das junge Mädchen, das
wie ein Fohlen aussah. »Ich habe dich gar nicht richtig
wahrgenommen. Lass dich anschauen.« Sie hielt das
Mädchen um Armeslänge von sich weg. »Weißt du, du bist
mindestens zwei oder drei Zentimeter gewachsen, seit ich
dich das letzte Mal gesehen habe.«
Lakshmi strahlte.
Elena wandte sich wieder an Lady Ulma. »Ja, ich habe
Angst um das Kind. Warum nennen Sie es nicht Ulma?«
Die Patrizierin senkte die Lider. »Weil, meine liebe Elena,
Helena, Aliena, Al iana, Laynie, El a … ich niemandem eine
›Ulma‹ wünschen würde, erst recht nicht meiner
entzückenden Tochter.«
»Warum nennt Ihr sie nicht Adara?«, meldete Lakshmi sich
plötzlich zu Wort. »Diesen Namen fand ich immer hübsch,
seit ich ein Kind war.«
Schweigen folgte – ein beinahe benommenes Schweigen.
Dann sagte Elena: »Adara – das ist ein wunderschöner
Name.«
»Und nicht im Mindesten gefährlich«, bemerkte Bonnie.
Stefano sagte: »Und er würde sie auch nicht daran hindern,
eine Revolution anzuzetteln, fal s sie das wol te.«
Es entstand erneut eine Pause. Al e sahen Damon an, der
mit ausdrucksloser Miene aus dem Fenster schaute. Al e
warteten.
Endlich drehte er sich um. »Oh, hervorragend«, erklärte er
mit nichtssagender Stimme; er hatte offensichtlich keine
Ahnung, wovon sie sprachen, und erst recht kein Interesse
daran.
»Oh, komm schon, Damon.« Bonnies Augen waren immer
noch angeschwol en, aber sie wirkte ausgesprochen
munter. »Sag ja, damit das Ergebnis einstimmig ist! Auf
diese Weise wird Lady Ulma Gewissheit haben.« Gütiger
Gott, dachte Stefano, sie muss das versöhnlichste
Mädchen im ganzen Universum sein.
»Gewiss, in diesem Fal e«, erwiderte Damon gleichgültig.
»Verzeihung«, sagte Elena zu dem Raum im Al gemeinen.
»Wir haben alle eine harte Zeit hinter uns.«
Das war Lady Ulmas Stichwort. »Natürlich habt Ihr das«,
meinte sie und lächelte das Lächeln einer Frau, die bitteres
Leid erfahren hatte. »Bonnie hat uns von
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