Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Süßigkeitenladen gewesen sein.
Und dann war ich plötzlich außerhalb meines Körpers und
ich flog mit Elena direkt über Alarics Wagen.«
»Hast du, nachdem du die erste Geschichte erlebt hast und
bevor du zu Bett gegangen bist, irgendetwas anderes
getan?«, wol te Stefano wissen.
Bonnie dachte nach, ihre Rosenknospenlippen geschürzt.
»Ich nehme an, ich habe die Gaslampe heruntergedreht.
Das habe ich jeden Abend getan, damit nur ein Flackern
übrig blieb.«
»Und hast du sie wieder hochgedreht, als du nicht schlafen
konntest und abermals nach der Sternenkugel gegriffen
hast?«
»Ähm … nein. Aber Sternenkugeln sind keine Bücher! Man
braucht nichts zu sehen, um eine Geschichte zu erleben. ?
»Das meinte ich nicht. Wie hast du die Sternenkugel in
diesem dunklen Raum gefunden? War es die einzige
Sternenkugel auf dem Boden in deiner Nähe?«
Bonnie zog die Brauen zusammen. »Nun … nein. Es waren
insgesamt sechsundzwanzig. Zwei andere waren
grauenhaft; die habe ich mit einem Tritt in eine Ecke
befördert. Fünfundzwanzig Kugeln waren Seifenopern –
absolut langweilig. Es ist nicht so, als hätte ich Regale oder
etwas anderes gehabt, wo ich sie hinlegen konnte …«
»Bonnie, wil st du wissen, was meiner Meinung nach
passiert ist?«
Bonnie blinzelte und nickte.
»Ich denke, dass du eine Kindergeschichte gesehen hast
und dann ins Bett gegangen bist. Und du bist tatsächlich
sehr schnel eingeschlafen, auch wenn du geträumt hast, du
seiest wach. Dann hast du eine Vorahnung geträumt …«
Bonnie stöhnte. »Noch eine? Aber zu dem Zeitpunkt war
niemand da, dem ich sie hätte erzählen können!«
»Genau. Aber du wol test sie jemandem erzählen, und
diese Sehnsucht hat dich – deinen Geist – zu Elena
geführt. Aber Elena hatte selbst eine außerkörperliche
Erfahrung, in der sie Alaric eine Nachricht zukommen
lassen konnte. Sie hat ebenfal s geschlafen, da bin ich mir
sicher.« Stefano sah Elena an. »Was hältst du davon?«
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
Elena nickte langsam. »Es würde zu dem passen, was mit
mir passiert ist. Zuerst war ich al ein außerhalb meines
Körpers, aber dann entdeckte ich Bonnie neben mir.«
Bonnie biss sich auf die Unterlippe. »Nun … das Erste,
was ich gesehen habe, war Elena, und wir sind beide
geflogen. Ich war ein kleines Stück hinter ihr. Aber Stefano,
warum denkst du, dass ich eingeschlafen bin und eine
ganze Geschichte geträumt habe? Warum kann meine
Version nicht einfach die Wahrheit sein?«
»Weil ich denke, dass du als Erstes das Licht
eingeschaltet hättest – wenn du wirklich wach gewesen
wärst. Anderenfal s hättest du viel eicht nach einer
Seifenoper gegriffen – absolut langweilig!«
Endlich glättete Bonnies Stirn sich. »Das würde erklären,
warum mir niemand geglaubt hat, selbst als ich ihnen
genau gesagt habe, wo die Geschichte war! Überlegt hatte
ich so was in der Richtung auch schon mal … Aber warum
habe ich Elena nichts von dem Schatz erzählt?«
»Keine Ahnung. Aber wenn man aufwacht – und ich denke,
du bist in gewisser Weise aufgewacht, um die
außerkörperliche Erfahrung zu haben –, vergisst man
manchmal den Traum, wenn etwas anderes Interessantes
vorgeht. Und dann erinnert man sich viel eicht sp?ter daran,
wenn man von irgendetwas darauf gesto?en wird.?
Bonnie starrte nachdenklich ins Leere. Stefano schwieg,
denn er wusste, dass sie das Rätsel nur al ein entwirren
konnte.
Schließlich nickte Bonnie. »So könnte es gewesen sein!
Ich bin aufgewacht, und das Erste, woran ich gedacht habe,
war der Süßigkeitenladen. Und danach habe ich keinen
weiteren Gedanken an den Schatztraum verschwendet, bis
jemand um Geschichten gebeten hat. Und da kam sie mir
einfach in den Sinn.«
Elena schob die dunkle blaugrüne Samtdecke zuerst in die
eine Richtung, sodass sie grün wirkte, dann in die andere,
sodass das Blau zutage trat.
»Ich wol te Bonnie verbieten, die Expedition zu
unternehmen«, sagte sie – hier eine Sklavin, deren einziger
Schmuck Stefanos Anhänger war, den sie an einer feinen
Kette um den Hals trug, und die erneut nichts anderes am
Leib hatte als einen einfachen Bademantel. »Aber wenn es
etwas ist, das wir tun müssen, sol te ich besser mit Lady
Ulma sprechen. Es klingt ganz so, als sei Zeit kostbar.«
»Vergesst nicht – die Zeit läuft hier anders als daheim auf
der Erde. Aber wir sol ten morgen früh aufbrechen«, sagte
Bonnie.
»Dann muss ich definitiv mit
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