Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Bruder! Du bist zu einem Besuch
vorbeigekommen! Wie … nett. Aber was für ein Jammer,
dass ich praktisch schon zu einer Reise unterwegs bin und
dass für dich kein Platz ist.«
An diesem Punkt ergriff die wettergegerbte Frau, die sich
Notizen gemacht hatte – und aufgestanden war, als
Stefano den Raum betreten hatte –, das Wort. »Oh nein,
Mylord. Den Thurgs wird das zusätzliche Gewicht dieses
Herrn nichts ausmachen. Sie werden es wahrscheinlich gar
nicht bemerken. Wenn er sein Gepäck bis morgen fertig
haben kann, könnt Ihr wie geplant in den frühen
Morgenstunden aufbrechen.«
Damon warf ihr seinen besten »Halt den Mund oder stirb«-
Blick zu. Sie hielt den Mund. Mit zusammengebissenen
Zähnen brachte Damon heraus: »Das ist Pelat. Sie ist die
Organisatorin unserer kleinen Expedition. Hal o, Pelat. Auf
Wiedersehen, Pelat. Du darfst gehen.«
»Wie Ihr wünscht, Mylord.«
Pelat verbeugte sich und verließ den Raum.
»Nimmst du diese ›Mylord‹-Geschichte nicht ein wenig zu
ernst?«, fragte Stefano. »Und was ist das für ein Kostüm,
das du trägst?«
»Es ist die Uniform des Hauptmanns der Wache von
Madame la Princesse Jessalyn D’Aubigne«, sagte Damon
kalt.
»Du hast einen Job?«
»Es ist eine Position.« Damon bleckte die Zähne. »Und es
geht dich nichts an.«
»Wie ich sehe, hast du auch deine Reißzähne zurück.«
»Und auch das geht dich nichts an. Aber wenn du willst,
dass ich dich k. o. schlage und über deinen untoten Körper
hinwegtrampele, werde ich deinem Wunsch mit Freuden
nachkommen.«
Irgendetwas stimmt nicht, dachte Stefano. Damon sol te
inzwischen die Phase der Verspottung abgeschlossen
haben und tatsächlich auf ihm herumtrampeln. Es ergab nur
einen Sinn, wenn …
»Ich habe bereits mit Bonnie gesprochen«, sagte er. Und
das hatte er auch – um zu fragen, wo er war. Aber bei
jemandem mit schlechtem Gewissen wirkte scheinbares
Wissen häufig Wunder.
Und Damon sagte hastig genau das, wovon Stefano
gehofft hatte, er würde es nicht sagen. »Ich kann es
erklären!«
»Oh Gott«, murmelte Stefano.
»Wenn sie einfach getan hätte, was ich ihr aufgetragen
hatte …«
»Während du unterwegs warst, um zum Hauptmann der
Wache einer Prinzessin zu werden? War sie – wo?«
»Sie war zumindest in Sicherheit! Aber nein, sie musste
auf die Straße hinausspazieren und dann in diesen Laden
gehen …«
»Schockierend! Sie ist tatsächlich auf die Straße
gegangen? «
Damon knirschte mit den Zähnen. »Du weißt nicht, wie es
hier ist – oder wie der Sklavenhandel hier funktioniert.
Jeden Tag …«
Stefano schlug mit beiden Händen auf den Schreibtisch;
jetzt war er wirklich w?tend. ?Sie wurde von
Sklavenhändlern aufgegriffen? Während du mit einer
Prinzessin herumgehurt hast?«
»Princesse Jessalyn hurt nicht herum«, erwiderte Damon in
eisigem Ton. »Genauso wenig wie ich. Und überhaupt hat
es sich am Ende als eine gute Sache entpuppt, weil wir
jetzt wissen, wo die Sieben Kitsune-Schätze sind.«
»Was für Schätze? Und wer schert sich um Schätze, wenn
eine Stadt von Kitsune zerstört wird?«
Damon öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah
Stefano dann mit schmalen Augen an. »Du hast gesagt, du
hättest mit Bonnie über al das gesprochen.«
»Ich habe mit Bonnie gesprochen«, erwiderte Stefano
energisch. »Ich habe Hal o gesagt.«
Damons dunkle Augen loderten auf. Einen Moment lang
dachte Stefano, er würde ihn anknurren oder eine
Schlägerei anzetteln. Aber dann sagte er mit
zusammengebissenen Zähnen: »Ich tue das al es für diese
verdammte Stadt, verstehst du das denn nicht? Diese
Schätze schließen die größte Sternenkugel ein, die jemals
mit Macht gefül t wurde. Und diese Macht ist viel eicht
genug, um Fel ’s Church zu retten. Zumindest, um seine
totale Auslöschung zu verhindern. Viel eicht sogar genug,
um al e Malach zu vertreiben, die existieren. Und genug, um
Shinichi und Misao mit einem einzigen Schlag zu
vernichten. Ist das nobel genug für dich, kleiner Bruder? Ist
das Grund genug?«
»Aber Bonnie mitzunehmen …«
»Du kannst hier bei ihr bleiben, wenn du wil st! Verbringt
euer Leben hier! Ich könnte natürlich erwähnen, dass ich
ohne sie niemals in der Lage gewesen w?re, eine
Expedition auf die Beine zu stel en, und dass sie fest
entschlossen ist mitzukommen. Au?erdem kommen wir
nicht mehr hierher zur?ck. Es muss einen einfacheren Weg
vom Torhaus zur Erde geben. Wir w?rden eine
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