Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Damon machten irgendeine Geste der
Verlegenheit.
»Und nun«, fuhr Sage fort, »muss ich euch jedes Tor
zeigen, bevor ihr eure Wahl trefft. Ich werde versuchen,
mich zu beeilen, aber seid vorsichtig, ’il vous plaît. Sobald
ihr euch für einen Schatz entschieden habt, ist das die
einzige Tür, die sich für euch al e wieder öffnen wird.«
Elena umklammerte Stefanos Hand – die er bereits nach
ihrer ausgestreckt hatte –, als die Türen eine nach der
anderen in einem schwachen silbrigen Licht erstrahlten.
»Hinter euch«, erklärte Sage, »ist ebenjenes Tor, durch
das ihr getreten seid, um in diesen Raum zu gelangen, ja?
Aber das Nächste ist, ah …« Eine Tür leuchtete auf und
zeigte eine unglaubliche H?hle oder vielmehr Mine.
Unglaublich wegen der Edelsteine, die auf dem Boden
lagen oder aus den H?hlenw?nden ragten. Rubine,
Diamanten, Smaragde, Amethyste ? jeder Einzelne so
gro? wie Elenas Faust, und sie lagen hoch angeh?uft da,
sodass man nur danach zu greifen brauchte.
»Es ist wunderschön, aber … nein, natürlich nicht!«, sagte
sie entschieden und legte Bonnie eine Hand auf die
Schulter.
Die nächste Tür leuchtete auf, wurde hel er und dann noch
hel er, sodass sie wieder zu verschwinden schien. »Und
hier«, seufzte Sage, »ist das berühmte Kitsune-Paradies.«
Elena konnte spüren, wie ihre Augen sich weiteten. Es war
ein sonniger Tag in dem schönsten Park, den sie je
gesehen hatte. Im Hintergrund ergoss sich ein kleiner
Wasserfal in einen Bach, der einen grünen Hügel
hinunterfloss, während direkt vor ihr eine steinerne Bank
stand, gerade groß genug für zwei Personen, unter einem
Baum, der aussah wie ein Kirschbaum in vol er Blüte.
Die Blüten flatterten in einer Brise, die auch andere Kirsch-
und Pfirsichbäume in der Nähe rascheln ließ – was einen
Regen von Blütenblättern von der Farbe des
Sonnenaufgangs zur Folge hatte. Obwohl Elena den Ort nur
für einen Moment gesehen hatte, kam er ihr bereits vertraut
vor. Sie konnte einfach hineingehen …
»Nein, Stefano!« Sie musste ihn am Arm berühren. Er war
direkt in den Garten hineinmarschiert.
»Was?«, fragte er und schüttelte den Kopf wie nach einem
Traum. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Es schien mir
einfach so, als w?rde ich in ein sehr, sehr altes Zuhause
zur?ckkehren ?? Er brach ab. ?Sage, mach bitte weiter!?
Die nächste Tür wurde bereits hel er und offenbarte eine
Szene, die etliche Regale mit schwarzmagischem Wein
der Marke Clarion Löss zeigte. In der Ferne konnte Elena
einen Weingarten ausmachen mit üppigen, schweren
Trauben.
Da al e bereits von Sage Weingläser in die Hand gedrückt
bekommen hatten und daran nippten, war es einfach,
selbst zu den saftigsten Trauben »Nein« zu sagen.
Als die nächste Tür aufeuchtete, schnappte Elena nach
Luft. Es war strahlender Mittag. Auf einem Feld wuchsen,
soweit sie sehen konnte, hohe Büsche mit unzähligen
langstieligen Rosen – deren Blüten von samtigem Schwarz
waren.
Verblüfft stel te sie fest, dass al e Damon ansahen, der
unwil kürlich einen Schritt auf die Rosen zugemacht hatte.
Stefano streckte einen Arm aus und versperrte ihm den
Weg.
»Ich habe nicht sehr genau hingeschaut«, sagte Damon,
»aber ich denke, die Rosen sind von der gleichen Art wie
die eine, die ich … zerstört habe.«
Elena drehte sich zu Sage um. »Es sind die gleichen, nicht
wahr?«
»Aber ja«, antwortete Sage unglücklich. »Dies sind al es
Mitternachtsrosen, noir pur – genau von der Art, die in dem
Strauß des weißen Kitsune steckte. Aber diese hier haben
al e noch unbeschriebene Blätter – die Kitsune sind die
Einzigen, die sie mit Zaubern belegen können – wie mit
dem, der den Fluch eines Vampirs aufhebt.«
Seine Zuhörer stießen einstimmig einen Seufzer der
Enttäuschung aus und Damon wirkte noch mürrischer als
zuvor. Elena wol te schon das Wort ergreifen, um zu sagen,
dass man Stefano dies nicht zumuten d?rfe, als sie sich
wieder auf Sage und das n?chste Tor konzentrieren
musste. Eine Woge schlichter, selbsts?chtiger Sehnsucht
erf?l te sie.
»Ich nehme an, ihr würdet es ›La Fontaine Ewiger Jugend
und Ewigen Lebens‹ nennen«, bemerkte Sage. Elena
konnte einen kunstvol en Springbrunnen sehen, über dem
die schäumende Gischt einen Regenbogen formte. Kleine
Schmetterlinge al er Farben flogen darum herum und
landeten auf den Blättern der Laube, die den
Springbrunnen mit Pflanzen
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