Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
mussten.
Zu beiden Seiten des Gebäudes befanden sich schwarze
Mauern, die beinahe so hoch waren wie die Türmchen.
Elena schaute nach links und rechts und stel te fest, dass
sie ins Endlose f?hrten, jedenfal s so weit das Auge
reichte. Und ohne Magie w?rde es unm?glich sein, diese
Mauern zu ?berwinden.
Was der Junge und das Mädchen in der Geschichte
entdeckt hatten, einzig indem sie tagelang den Mauern
gefolgt waren, war nun einfach vor ihnen aufgetaucht.
»Es ist das Torhaus der Sieben Schätze, nicht wahr,
Bonnie? Ist es nicht so? Schau es dir an!«, rief Elena.
Bonnie schaute bereits in die richtige Richtung, beide
Hände aufs Herz gedrückt und ausnahmsweise einmal
sprachlos. Dann ließ sich das zierliche Mädchen in dem
leichten, pulvrigen Schnee auf die Knie fal en. Doch
Stefano beantwortete ihre Frage. Er hob Bonnie und Elena
gleichzeitig hoch und wirbelte sie beide herum. »Das ist
es!«, sagte er im selben Augenblick, als Elena sagte:
»Das ist es!«, und Bonnie, die Expertin, mit auf den
Wangen gefrierenden Tränen hervorstieß: »Oh, das ist es
wirklich, das ist es wirklich!«
Stefano legte die Lippen an Elenas Ohr. »Und du weißt
doch, was das bedeutet, oder? Wenn das das Torhaus der
Sieben Schätze ist, weißt du, wo wir jetzt stehen?«
Elena versuchte, das warme, kribbelnde Gefühl zu
ignorieren, das von ihren Fußsohlen hinaufschoss, als sie
Stefanos Atem auf ihrem Ohr spürte. Sie bemühte sich,
sich auf die Frage zu konzentrieren.
»Schau nach oben«, schlug Stefano vor.
Elena tat es – und schnappte nach Luft.
Über ihnen standen statt einer Nebelbank oder der niemals
untergehenden Sonne mit ihrem dunkelroten Licht die drei
Monde am Himmel. Einer war riesig und bedeckte
viel eicht ein Sechstel des Firmaments, er leuchtete in
Schwaden aus Wei? und Blau, die an den R?ndern neblig
waren. Direkt davor befand sich ein wundersch?ner
silbriger Mond, der h?chstens um ein Viertel kleiner war als
der Erste.
Der Letzte war ein winziger Mond in hoher Umlaufbahn,
weiß wie ein Diamant, der bewusst Abstand von den
beiden anderen zu halten schien. Sie al e waren halb vol
und leuchteten mit einem sanften, beruhigenden Licht
hinunter auf den ungebrochenen Schnee um Elena herum.
»Wir sind in der Unterwelt«, sagte Elena erschüttert.
»Oh … es ist genau wie in der Geschichte«, stieß Bonnie
hervor. »Ganz genauso so. Sogar die Schrift! Selbst die
Schneemenge stimmt!«
»Genau wie in der Geschichte?«, hakte Stefano nach.
»Auch die Mondphasen stimmen überein?«
»Es war genauso wie jetzt.«
Stefano nickte. »Das dachte ich mir. Diese Geschichte war
eine Vorahnung, die dir gegeben wurde, damit du uns
helfen kannst, die größte je geschaffene Sternenkugel zu
finden.«
»Nun, lasst uns hineingehen!«, rief Bonnie. »Wir
verschwenden Zeit!«
»Okay – aber seid al e auf der Hut. Wir wol en nicht, dass
jetzt etwas schief geht«, sagte Stefano.
Sie betraten das Torhaus der Sieben Schätze in folgender
Reihenfolge: Bonnie, die feststel te, dass die großen
schwarzen Türen schon bei der leisesten Berührung
aufschwangen – was sie jedoch nicht wirklich sehen
konnte, weil sie aus dem hel en Sonnenlicht kam; Stefano
und Elena, Hand in Hand; und Damon, der lange Zeit drau?
en wartete und, so dachte Elena, wahrscheinlich hoffte, als
?eine andere Gruppe? eingestuft zu werden.
In der Zwischenzeit erlebten die anderen die angenehmste
Überraschung, seit sie den Kitsune die magischen
Schlüssel abgenommen hatten.
»Sage – Sage!«, kreischte Bonnie, sobald ihre Augen sich
an die Dunkelheit gewöhnt hatten. »Oh, sieh nur, Elena, es
ist Sage! Sage, wie geht es dir? Was machst du hier? Oh,
es ist so schön, dich zu sehen!«
Elena blinzelte zweimal, und das düstere Innere des
rechteckigen Raums wurde langsam sichtbar. Sie ging um
das einzige Möbelstück im Raum herum, den großen
Schreibtisch in der Mitte. »Sage, weißt du, wie viel Zeit
vergangen zu sein scheint? Weißt du, dass Bonnie bei
einer öffentlichen Auktion beinahe als Sklavin verkauft
worden wäre? Weißt du von ihrem Traum?«
Sage blickte Elena in die Augen, wie er es immer getan
hatte. Der bronzefarbene, unendlich starke Körper, wie das
Model eines Titanen, die nackte Brust und die nackten
Füße, die schwarzen Levi’s, die langen, gedrehten Locken
bronzefarbenen Haares und die seltsamen bronzefarbenen
Augen, die Stahl durchschneiden oder so sanft sein
konnten wie die
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