Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Ich
liebe dich ebenfal s.«
Elena musste das Gesicht in seinem Haar verbergen. »Ich
liebe dich auch, Kleiner. Das hast du immer gewusst, nicht
wahr?«
»Ja – immer.«
»Ja. Das hast du immer gewusst. Und jetzt … wir werden
die Augen schließen – für einen Moment. Drei.«
Sie wartete, bis die letzte schwache Bewegung verebbte
und sein Kopf zurückfiel und seine Augen geschlossen
waren und der Schatten des Leidens verschwunden war. Er
sah nicht friedlich aus, sondern einfach sanft – und
freundlich, und Elena konnte in seinem Gesicht erkennen,
wie ein Erwachsener mit Damons Zügen und diesem
Gesichtsausdruck aussehen würde.
Aber jetzt löste sich der kleine Körper direkt in Elenas
Armen auf. Oh, sie war dumm. Sie hatte vergessen, mit ihm
zusammen die Augen zu schlie?en. Ihr war so schwindelig,
obwohl Stefano die Blutung an ihrem Hals gestil t hatte. Die
Augen schlie?en ? viel eicht w?rde sie so aussehen, wie er
ausgesehen hatte. Elena war so froh, dass er am Ende
sanft hin?bergegangen war.
Viel eicht würde die Dunkelheit auch zu ihr freundlich sein.
Al es war jetzt stil . Es war Zeit, die Spielsachen
wegzupacken und die Vorhänge zuzuziehen. Zeit, ins Bett
zu gehen. Eine letzte Umarmung … und jetzt waren ihre
Arme leer.
Es gab nichts mehr zu tun, nichts mehr zu bekämpfen. Sie
hatte ihr Bestes gegeben. Und zumindest hatte das Kind
keine Angst gehabt.
Jetzt war es Zeit, das Licht auszuschalten. Zeit, ihre
eigenen Augen zu schließen.
Die Dunkelheit war sehr freundlich zu ihr, und sie ging sanft
hinein.
KAPITEL VIERZIG
Aber nach einer endlosen Zeit in der weichen, freundlichen
Dunkelheit zwang irgendetwas Elena zurück ins Licht. In
echtes Licht. Nicht das schreckliche grüne Halblicht des
Baums. Selbst mit geschlossenen Lidern konnte sie es
sehen, konnte sie die Hitze spüren. Eine gelbe Sonne. Wo
war sie? Sie konnte sich nicht erinnern.
Und es kümmerte sie nicht. Etwas in ihr sagte, dass die
sanfte Dunkelheit besser sei. Aber dann erinnerte sie sich
an einen Namen.
Stefano.
Stefano war …?
Stefano war derjenige, den … derjenige, den sie liebte.
Aber er hatte nie verstanden, dass Liebe nichts
Ausschließliches war. Er hatte nie verstanden, dass sie
Damon lieben konnte und dass das nicht das Geringste an
ihrer Liebe zu ihm ändern würde. Oder dass sein Mangel
an Verständnis so herzzerreißend und schmerzhaft
gewesen war, dass sie bisweilen das Gefühl gehabt hatte,
entzweigerissen zu werden zwischen zwei verschiedenen
Personen.
Aber jetzt, noch bevor sie die Augen aufschlug, begriff sie,
dass sie trank. Sie trank das Blut eines Vampirs und
dieser Vampir war nicht Stefano. Dieses Blut hatte etwas
Einzigartiges. Es war vol er und w?rziger und schwerer ?
al es gleichzeitig.
Sie konnte nicht umhin, die Augen zu öffnen. Aus
irgendeinem Grund, den sie nicht verstand, flogen ie auf,
und sie versuchte sofort, sich auf den Duft, das Gefühl und
die Farbe der Person zu konzentrieren, die sich über sie
beugte, die sie in den Armen hielt.
Sie konnte auch ihre Enttäuschung nicht verstehen, als sie
langsam begriff, dass es Sage war, der sich über sie
beugte, der sie mit einem sanften, aber sicheren Griff an
seinen Hals hielt. Seine bronzebraune Brust war nackt und
warm vom Sonnenlicht.
Aber sie lag flach auf dem Rücken, auf Gras, soweit sie
das mit den Händen ertasten konnte … und aus
irgendeinem Grund war ihr Kopf kalt. Sehr kalt.
Kalt und nass.
Sie hörte auf zu trinken und versuchte, sich aufzurichten.
Der sanfte Griff wurde energischer. Sie hörte Sages
Stimme und spürte das Dröhnen in seiner Brust, als er
sagte: »Ma pauvre petite, du musst gleich noch mehr
sagte: »Ma pauvre petite, du musst gleich noch mehr
trinken. Und in deinem Haar ist immer noch ein wenig
Asche.«
Asche? Asche? Streute man nicht Asche aufs Haupt, wenn
… nun, woran hatte sie gedacht? Es war, als sei da eine
Blockade in ihrem Kopf, die sie daran hinderte …
irgendetwas näher zu kommen. Aber sie würde sich nicht
sagen lassen, was sie zu tun hatte.
Elena richtete sich auf.
Sie war im – ja, sie war sich ganz sicher – im Kitsune-
Paradies, und bis vor einer Sekunde hatte ihr Haar im
Wasser des klaren kleinen Bachs gehangen, den sie schon
fr?her am Tag gesehen hatte. Stefano und Bonnie hatten
etwas Pechschwarzes aus ihrem Haar gewaschen. Sie
hatten beide ebenfal s schwarze Flecken im Gesicht:
Stefano hatte einen breiten Streifen auf
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