Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
geben.?
»Ich werde die Asche herauskriegen«, sagte Elena
energisch. Sie erlaubte ihren Knien, sich zu beugen. Sie
fiel auf die Knie, und ein Ruck durchlief ihren Körper. Dann
drehte sie sich um, beugte sich über den kleinen Bach und
ließ den Kopf nach vorn fal en. Trotz des eisigen Schocks
konnte sie dumpfe Ausrufe über dem Wasser hören, und in
ihrem Kopf erklang Stefanos scharfes: Elena, geht es dir
gut?
Nein, sandte sie ihm. Aber ich ertrinke auch nicht. Ich
wasche mein Haar aus. Vielleicht will Damon mich
wenigstens sehen, wenn ich einigermaßen hergerichtet
bin. Vielleicht wird er mit uns kommen und um Fell’s
Church kämpfen.
Lass dir von mir beim Aufstehen helfen, antwortete
Stefano leise.
Elena hatte ihre Luft verbraucht. Sie zog ihren schweren
Kopf aus dem Wasser und warf ihn in den Nacken; sie war
durchweicht, aber sauber, und ihr Haar fiel ihr über den
Rücken. Sie sah Stefano an.
»Warum?«, fragte sie – und dann, mit plötzlicher Panik: »Ist
er bereits fort? War er wütend … auf mich?«
»Stefano.« Es war Sage und seine Stimme klang müde.
Stefano, der wie ein gehetztes Tier aus seinen grünen
Augen schaute, gab einen schwachen Laut von sich.
»Die Beeinflussung, sie funktioniert nicht«, erklärte Sage.
»Sie wird ich aus eigener Kraft erinnern.«
KAPITEL EINUNDVIERZIG
Für lange Sekunden bewegte sich Stefano nicht und sagte
auch nichts. Elenas Herz schwol an. Plötzlich hatte sie
eben solche Angst, wie er sie offensichtlich hatte. Sie
wandte sich zu ihm und ergriff seine Hände, die zitterten.
Liebling, weine nicht, sandte sie ihm. Es muss immer
noch Zeit sein, um Fell’s Church zu retten. Es muss noch
genug Zeit sein. Es kann nicht so enden. Und außerdem
ist Shinichi tot! Wir können die Kinder erreichen; wir
können die Konditionierung durchbrechen … « Sie brach
ab. Es war, als hal te das Wort »Konditionierung« in ihren
Ohren wider. Stefanos grüne Augen waren al es, was sie
Ohren wider. Stefanos grüne Augen waren al es, was sie
sah. Ihr Verstand wurde … er wurde trüb. Al es wurde
wieder unwirklich. In einer Minute würde sie nicht mehr in
der Lage sein …
Sie riss den Blick von Stefanos Gesicht los und atmete
schwer.
»Du hast mich beeinflusst«, sagte sie. Sie konnte den
Ärger in ihrer Stimme hören.
»Ja«, flüsterte Stefano. »Ich habe dich eine halbe Stunde
lang beeinflusst.«
Wie kannst du es wagen?, dachte Elena, und der Gedanke
war nur für ihn bestimmt.
»Ich höre auf damit … jetzt«, sagte Stefano leise.
»Ich auch«, fügte Sage erschöpft hinzu.
Und das Universum vol führte eine langsame Drehung und
Elena erinnerte sich. Sie erinnerte sich an das, was sie al e
ihr vorenthielten.
Mit einem wilden Schluchzen bewegte sie sich wie eine
rächende Gottheit. Tröpfchen flossen an ihr herab und
sammelten sich zu ihren Füßen. Sie sah Sage an. Sie sah
Stefano an.
Und Stefano bewies, wie tapfer er war, wie sehr er sie
liebte. Er sagte ihr, was sie bereits wusste. »Damon ist
fort, Elena. Es tut mir so leid. Es tut mir leid, wenn … wenn
ich dich daran gehindert habe, so viel mit ihm zusammen
zu sein, wie du es wol test. Es tut mir leid, wenn ich mich
zwischen euch gedrängt habe. Ich habe nicht verstanden –
wie sehr ihr einander geliebt habt. Jetzt verstehe ich es.«
Und dann schlug er die Hände vors Gesicht.
Elena wol te zu ihm gehen. Um mit ihm zu schimpfen, ihn zu
halten. Um Stefano zu sagen, dass sie ihn ganz genauso
liebte, Tropfen für Tropfen, Gramm für Gramm. Aber ihr
Körper war taub geworden, und die Dunkelheit drohte
wieder … Sie konnte nur die Arme ausstrecken, während
sie auf dem Gras zusammenbrach. Und dann waren
Bonnie und Stefano al e beide da, und sie al e drei
schluchzten: Elena mit der Intensität des neuen Wissens;
Stefano mit einem verlorenen Laut, den Elena noch nie
zuvor gehört hatte; und Bonnie mit einer trockenen,
herzzerreißenden Erschöpfung, die ihren kleinen Körper zu
zerschmettern drohte.
Die Zeit verlor jede Bedeutung. Elena wol te um jeden
Augenblick von Damons qualvol em Tod trauern und auch
um jeden Augenblick seines Lebens. Es war so viel
verloren gegangen. Sie bekam es nicht in ihren Kopf, und
sie wol te nichts anderes tun als weinen, bis die Dunkelheit
ihren Verstand wieder f?r sich forderte.
Das war der Moment, in dem Sage die Beherrschung
verlor.
Er packte die drei, zog sie hoch und führte sie aus dem
Kitsune-Paradies zurück
Weitere Kostenlose Bücher