Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
einem
Wangenknochen und Bonnie hatte schwache graue
Flecken unter den Augen.
Tränen. Bonnie hatte geweint. Sie weinte immer noch, ein
kleines Schluchzen, das sie zu unterdrücken versuchte. Und
jetzt, da Elena genauer hinschaute, konnte sie sehen, dass
Stefanos Lider geschwol en waren und dass auch er
geweint hatte.
Elenas Lippen waren taub. Sie fiel zurück ins Gras und
schaute zu Sage auf, der sich verstohlen die Augen
wischte. Ihre Kehle schmerzte, nicht nur von innen, wo es
sich durch das Schluchzen erklären ließ, sondern auch von
außen. Sie sah ein Bild von sich selbst vor sich, wie sie
sich mit einem Messer den Hals aufritzte.
Mit tauben Lippen flüsterte sie: »Bin ich ein Vampir?«
»Pas encore«, sagte Sage unsicher. »Noch nicht. Aber
Stefano und ich, wir beide mussten dir große Mengen Blut
geben. Du musst in den nächsten Tagen sehr vorsichtig
sein. Du stehst unmittelbar am Abgrund.«
Das erklärte, wie sie sich fühlte. Wahrscheinlich hoffte
Damon, dass sie zum Vampir werden würde, der unartige
Junge. Instinktiv streckte sie die Hand nach Stefano aus.
Viel eicht konnte sie ihm helfen.
»Wir werden für ein kleines Weilchen einfach gar nichts
tun«, sagte sie. »Du brauchst nicht traurig zu sein.« Aber
sie selbst hatte immer noch das Gefühl, dass etwas ganz
und gar nicht stimmte. Sie hatte sich nicht mehr so gef?hlt,
seit sie Stefano im Gef?ngnis gesehen und gedacht hatte,
dass er jeden Augenblick sterben w?rde.
Nein … es war schlimmer … denn für Stefano hatte es
Hoffnung gegeben, und Elena hatte das Gefühl, dass jetzt
al e Hoffnung gestorben war. Al es war fort. Sie war hohl:
ein Mädchen, das ganz normal aussah, das im Innern
jedoch leer war.
»Ich sterbe«, flüsterte sie. »Ich weiß es … werdet ihr mir
jetzt al e Lebewohl sagen?«
Und bei diesen Worten brach Sage – Sage! – zusammen
und fing an zu schluchzen. Stefano, der immer noch so
seltsam zerrauft aussah, mit diesen Spuren von Ruß auf
Gesicht und Armen und mit tropfnassen Haaren und
Kleidern, sagte: »Elena, du wirst nicht sterben. Nicht, wenn
du es nicht wil st.«
Sie hatte Stefano noch nie so gesehen. Nicht einmal im
Gefängnis. Seine Flamme, sein inneres Feuer, das er fast
niemandem außer Elena zeigte, war erloschen.
»Sage hat uns gerettet«, sagte er langsam und bedächtig,
als koste ihn das Sprechen große Anstrengung. »Die
Asche überal – du und Bonnie, ihr wärt gestorben, wenn ihr
noch mehr davon eingeatmet hättet. Aber Sage hat direkt
vor uns eine Tür zurück zum Torhaus aufgestel t. Ich konnte
sie kaum sehen; meine Augen waren so vol er Asche, und
inzwischen ist es auf diesem Mond noch schlimmer
geworden. «
»Asche«, flüsterte Elena. Da war etwas ganz tief in ihrem
Hinterkopf, aber wieder versagte ihr Gedächtnis. Es war
beinahe so, als sei sie beeinflusst worden, damit sie sich
nicht erinnerte. Aber das war lächerlich.
»Warum Asche?«, fragte sie und stel te fest, dass ihre
Stimme heiser klang, rau – als hätte sie bei einem
Footbal spiel zu lange gejubelt.
»Du hast die Flügel der Zerstörung benutzt«, sagte
Stefano ruhig und sah sie mit seinen verschwol enen Augen
an. »Du hast uns das Leben gerettet. Aber du hast den
Baum zerstört – und die Sternenkugel mit ihm.«
Flügel der Zerstörung. Sie musste die Beherrschung
verloren haben. Sie hatte eine Welt getötet. Sie war eine
Mörderin.
Und jetzt war die Sternenkugel verloren. Fel ’s Church. Oh
Gott. Was würde Damon wohl zu ihr sagen? Elena hatte
al es – al es falsch gemacht. Bonnie schluchzte jetzt. Sie
hatte das Gesicht abgewandt.
»Es tut mir leid«, sagte Elena, wohl wissend, wie
unzulänglich diese Worte waren. Zum ersten Mal schaute
sie sich elend um. »Damon?«, flüsterte sie. »Er wil nicht
mit mir sprechen? Wegen der Dinge, die ich getan habe?«
Sage und Stefano sahen einander an.
Eis floss Elenas Rücken hinunter.
Sie wol te sich aufrichten, aber ihre Beine waren nicht die
Beine, an die sie sich erinnerte. Sie gaben an den Knien
nach. Sie starrte an sich hinab, auf ihre nassen, fleckigen
Kleider – und dann floss etwas wie Schlamm an ihrer Stirn
herunter. Schlamm oder geronnenes Blut.
Bonnie gab einen Laut von sich. Sie schluchzte noch
immer, aber sie sprach auch, mit einer neuen, heiseren
Stimme, die sie viel ?lter klingen lie?. ?Elena ? wir haben
die Asche noch nicht aus deinem Haaransatz bekommen.
Sage musste dir eine Nottransfusion
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