Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
auszurichten. Dass du nicht traurig sein sol test … oder
Angst haben sol test. Er sagte, es sei ein wenig so, als
schlafe er ein, und ein wenig so, als flöge er.«
»Ich werde … mich daran erinnern. Und – danke – großer
Bruder.«
»Ich denke, das ist al es. Du weißt, dass du über unsere
Mädchen wachen musst …« Es folgte ein weiterer dieser
schrecklichen Krämpfe, die dem Kind den Atem raubten.
Stefano begann, hastig zu sprechen.
»Natürlich. Ich werde mich um al es kümmern. Flieg du
nur.«
Elena konnte die Trauer spüren, die sich in Stefanos Herz
schnitt, aber seine Stimme war ruhig. »Flieg jetzt fort, mein
Bruder. Flieg fort.«
Elena spürte etwas durch ihre Verbindung – Bonnie
berührte Stefano an der Schulter. Er stand schnel auf,
damit sie sich hinlegen konnte. Bonnie – sie lebte noch, sie
hatte den Aufpral überlebt! – war beinahe hysterisch und
schluchzte, aber sie hatte etwas Gutes getan, sah Elena.
Während Elena mit Damon in ihrer eigenen kleinen Welt
gewesen war, hatte Bonnie einen Dolch genommen und
eine lange Locke von Elenas Haar abgeschnitten. Dann
hatte sie sich selbst eine rotblonde Locke abgeschnitten
und beide Strähnen – die eine gewel t und golden, die
andere lockig und rotblond – auf Damons Brust gelegt. Es
war al es, was sie in dieser blumenlosen Welt tun konnte,
um ihm eine letzte Ehre zu erweisen, um für immer bei ihm
zu sein.
Elena konnte auch Bonnie durch ihre Verbindung mit
Damon hören, aber zuerst konnte Bonnie nur schluchzen:
»Damon, bitte! Oh, bitte! Ich wusste nicht – ich hätte nie
gedacht – dass jemand verletzt werden würde! Du hast mir
das Leben gerettet! Und jetzt – oh, bitte! Ich kann nicht
Lebewohl sagen!«
Sie versteht nicht, dachte Elena, dass sie mit einem sehr
kleinen Kind spricht. Und dass Damon dem Kind eine
Nachricht geschickt hat, die es wiederholen sol .
»Ich soll dir aber Lebewohl sagen.« Zum ersten Mal wirkte
das Kind unbehaglich. »Und – und ich sol dir auch sagen:
›Es tut mir leid.‹ Er dachte, du würdest wissen, was das
bedeutet, und du würdest mir verzeihen. Aber … wenn du
es nicht weißt … ich habe keine Ahnung, was geschehen
wird – oh!«
Ein weiterer dieser hassenswerten Krämpfe durchlief das
Kind. Elena presste es fest an sich und biss sich auf die
Unterlippe, bis Blut floss; gleichzeitig versuchte sie, den
kleinen Jungen vol kommen vor ihren eigenen Gefühlen
abzuschirmen. Und tief in Damons Seele sah sie, dass
Bonnies Gesichtsausdruck sich veränderte, von
tränenreicher Reue über erstaunte Furcht zu bedächtiger
Selbstbeherrschung. Als sei Bonnie binnen einer Sekunde
vol kommen erwachsen worden.
»Natürlich – natürlich verstehe ich! Und ich verzeihe dir –
aber du hast nichts falsch gemacht. Ich bin so ein dummes
Mädchen – ich …«
»Wir halten dich nicht für ein dummes Mädchen«, sagte
das Kind, das jetzt ungemein erleichtert wirkte. »Aber
danke, dass du mir verzeihst. Es gibt einen speziel en
Namen, bei dem ich dich nennen sol – aber ich …« Er
sank wieder in Elenas Arme. »Ich schätze – ich … werde
schläfrig …«
»War es ›Rotkäppchen‹?«, fragte Bonnie vorsichtig, und
das bleiche Gesicht des kleinen Jungen leuchtete auf.
»Das war es. Du wusstest es bereits. Ihr seid al e … so
nett und so klug. Danke … dass ihr es mir leicht macht …
aber darf ich noch etwas sagen?«
Elena wol te gerade antworten, als sie abrupt vol kommen
aus Damons Geist hinaus und zurück in die Realität
gestoßen wurde. Aus dem Baum war eine weitere Batterie
von spinnenbeinigen Ästen herausgeschossen, sodass sie
al e und der sterbende Damon zwischen zwei Kreisen aus
hölzernen Stäben gefangen waren.
Elena hatte keinen Plan A. Und keinen Plan B. Keine
Ahnung, wie sie an die Sternenkugel herankommen konnte,
für die Damon gestorben war. Entweder war der Baum
intel igent, oder er war so effizient auf diese Art von
Verteidigung vorbereitet, dass es ebenso gut Intel igenz
hätte sein können. Sie lagen auf dem Beweis dafür, dass
viele, viele Leute versucht hatten, an diese Sternenkugel
heranzukommen – und ihre Knochen, zu Sand zermahlen,
waren zurückgeblieben.
Ich frage mich, dachte sie, warum er nicht auch uns
durchbohrt hat – vor al em Bonnie. Sie war in seinen Ästen
gewesen, dann in dem Hexenring, dann wieder
herauskatapultiert worden, und jetzt war sie wieder darin –
was ich ihr niemals zu tun erlaubt
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