Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Stirn an Stefanos Kinn.
»Niemand ist allein.« Das hatte sie zu Damon gesagt.
Damon Salvatore, ein Geschöpf, das nicht länger
existierte. Aber ein Gesch?pf, das ihr noch immer ein
weiteres Wort entlockte, einen letzten Aufschrei. Seinen
Namen.
Damon!
Er war vier Dimensionen entfernt gestorben. Aber sie
konnte spüren, dass Stefano sie unterstützte, dass er ihre
Sendung verstärkte und sie als einen letzten Leuchtstrahl
durch die Vielzahl von Welten schickte, die sie von seinem
kalten, leblosen Körper trennten.
Damon!
Nicht einmal der Hauch einer Antwort kam. Natürlich nicht.
Elena machte sich zum Narren.
Plötzlich ergriff sie etwas, das stärker war als Trauer,
stärker als Selbstmitleid und sogar stärker als
Schuldgefühle. Damon hätte nicht gewol t, dass jemand sie
aus dieser Hal e trug – nicht einmal Stefano. Erst recht
nicht Stefano. Er hätte gewol t, dass sie diesen Frauen
gegenüber, die sie beschnitten und gedemütigt hatten, kein
Zeichen von Schwäche zeigte.
Ja. Da war Stefano. Ihre Liebe, aber nicht ihr Liebhaber,
bereit, sie von heute an bis ans Ende ihrer Tage keusch zu
lieben …
Bis ans Ende … ihrer Tage?
Elena war plötzlich froh, dass sie Fremden keine
telepathischen Botschaften schicken konnte und dass
Stefano Schilde um sie errichtet hatte, als er sie in die
Arme nahm. Sie drehte sich zu Ryannen um, die sie
beobachtete … wachsam, aber immer noch
geschäftsmäßig.
»Ich würde jetzt gern gehen, wenn ihr nichts dagegen
habt«, sagte sie, griff nach ihrem Rucksack und warf ihn
sich mit einer Geste, die so arrogant wie m?glich war, ?ber
die Schulter. Ein Stich der Qual durchzuckte sie, als das
die Schulter. Ein Stich der Qual durchzuckte sie, als das
Gewicht des Riemens die Stel e traf, von der aus die
meisten ihrer Fl?gel entsprungen waren ? aber sie behielt
ihre ver?chtliche, gleichg?ltige Miene bei.
Bonnie, die wieder auf dem Boden war, da sie sich nicht
länger gewehrt hatte, folgte Elenas Beispiel. Stefano hatte
seinen Rucksack im Torhaus zurückgelassen, aber er legte
Elena sanft eine Hand unter den El bogen, nicht um sie zu
führen, sondern um ihr zu zeigen, dass er für sie da war.
Sage faltete seine Flügel wieder ein und sie
verschwanden.
»Du weißt, dass als Gegenleistung für diese Schätze, die
rechtmäßig uns gehören – die wir uns jedoch selbst nicht
zurückholen konnten –, deine Bitten erfül t werden, mit
Ausnahme des unmög…«
»Ich weiß«, sagte Elena energisch, im gleichen
Augenblick, als Stefano viel schroffer sagte: »Sie versteht.
Tut es einfach, ja?«
»Es wird bereits organisiert.« Ryannens Augen, dunkelblau
mit goldenen Einsprengseln, sahen Elena mit einem
Ausdruck an, der nicht völ ig ohne Mitgefühl war.
»Das Beste wäre«, fügte Susurre hastig hinzu, »wenn wir
euch einschlafen lassen und in eure – eure alten, neuen
Quartiere schicken würden. Wenn ihr erwacht, wird al es
erledigt sein.«
Elena zwang sich, sich nichts anmerken zu lassen. »Ihr
schickt mich in die Maple Street?«, fragte sie an Ryannen
gewandt. »In Tante Judith’ Haus?«
»Im Schlaf, ja.«
»Ich wil nicht schlafen.« Elena trat noch näher an Stefano
heran. »Erlaub ihnen nicht, mich in Schlaf zu versetzen!«
»Niemand wird irgendetwas mit dir machen, das du nicht
wil st«, erwiderte Stefano, und seine Stimme war scharf
wie eine Rasierklinge. Sage brummte etwas
Zustimmendes und Bonnie starrte die blonde Frau hart an.
Ryannen neigte den Kopf.
Elena erwachte.
Es war dunkel und sie hatte geschlafen. Sie konnte sich
nicht genau erinnern, wie sie eingeschlafen war, aber sie
wusste, dass sie nicht in der Sänfte lag, und sie wusste,
dass sie nicht in einem Schlafsack lag.
Stefano? Bonnie? Damon?, dachte sie automatisch, aber
irgendetwas war seltsam an ihrer Telepathie. Es fühlte sich
beinahe so an, als sei sie auf ihren eigenen Kopf
beschränkt.
War sie in Stefanos Zimmer? Es musste draußen
stockfinster sein, da sie nicht einmal die Umrisse der
Fal tür sehen konnte, die zur kleinen Dachterrasse führte.
»Stefano?«, flüsterte sie, während sich in ihrem Geist
verschiedene Informationen sammelten. Da war ein
Geruch, vertraut und gleichzeitig unvertraut. Sie lag in
einem bequemen Doppelbett, nicht in einer der
Extravaganzen aus Samt und Seide von Lady Ulma, aber
auch nicht in einem klumpigen Federbett aus der Pension.
War sie in einem Hotel?
Während ihr diese verschiedenen Gedanken durch
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