Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
unwil kürlicher kleiner
Ausruf.
Einen Moment lang herrschte Stil e. Und dann brach
plötzlich überwältigender Lärm aus. Elena konnte Bonnie
heulen und Sage brül en hören, und Stefano, der sanfte
Stefano, schrie den Wächterinnen Verwünschungen und
Flüche entgegen. Der erstickte Klang seiner Stimme ließ
Elena vermuten, dass er gegen sie kämpfte, dass er gegen
diese Frauen kämpfte, um sie zu holen.
Irgendwie erreichte er Elena, gerade als die tödlichen,
zarten Flügel der Zerstörung von ihren Schultern und ihrem
Geist abgeschnitten wurden und wie hohe Schatten zu
Boden fielen. Es war gut, dass er sie in diesem Moment
erreichte, denn endlich – als Elena am ungefährlichsten
war, seit die Mächte der Flügel in ihr erwacht waren –
schienen die Wächterinnen sich plötzlich zu fürchten. Sie
wichen vor ihr zurück, diese starken, gefährlichen Frauen,
und nur Stefano war da, um sie aufzufangen und in den
Armen zu halten.
Sie war benommen, verwirrt, ein achtzehnjähriges
Mädchen, das ganz gewöhnlich war. Bis auf ihr Blut. Sie
wol ten ihr auch ihr Blut rauben … um es zu »reinigen«. Die
drei Herrscherinnen und ihre Dienerinnen hatten sich
bereits in einem entschlossenen vielfarbigen Dreieck um
sie herum versammelt und wirkten ihre Magie, als Sage
br?l te: ?Halt!?
Elena, die schlaff an Stefanos Schulter lag, konnte ihn vage
sehen, seine samtig schwarzen Flügel noch immer von
Wand zu Wand ausgebreitet, noch immer bis zu der
goldenen Decke emporgestreckt. Bonnie klammerte sich
an ihn wie ein Flöckchen Löwenzahnfausch. »Ihr habt ihre
Aura bereits fast zu einem Nichts verringert«, knurrte er.
»Wenn ihr das Blut dieser pauvre petite vol kommen
›reinigt‹, wird sie sterben – und dann wird sie erwachen. Ihr
werdet un vampire erschaffen haben, Mesdames. Ist es
das, was ihr wünscht?«
Susurre pral te zurück. Für die Herrscherin über ein so
hartes und unbarmherziges Reich wirkte sie beinahe zu
sanft – aber nicht zu sanft, um meine Flügel abzuschneiden,
dachte Elena und ließ die Schultern kreisen, um die
Anspannung ihrer Muskeln zu lindern. Viel eicht wusste sie
nicht, wie sehr es wehtun würde, meinte ein anderer Teil
ihres Geistes unsicher.
Dann kamen al e Teile ihres Geistes zu einer Krisensitzung
zusammen. Etwas Warmes und zugleich Kühlendes glitt in
winzigen Tröpfchen über ihren Nacken. Kein Blut. Nein,
dies war unendlich viel kostbarer als das, was die
Wächterinnen ihr genommen hatten. Stefanos Tränen.
Sie wiegte sich heftig hin und her und versuchte, ihr
Gewicht von Stefano zu nehmen. Irgendwie schaffte sie es
zittrig. Wie zittrig sie war, merkte sie erst, als sie versuchte,
eine Hand zu heben und Stefano die Tränen mit dem
Daumen von der Wange zu wischen. Ihre ganze Hand
wackelte, als mache sie einen kindlichen Scherz. Ihr
Daumen traf seine Wange mit solcher Wucht, dass jeder
andere zusammengezuckt w?re. Sie sah ihn dumpf und
entschuldigend an, zu erschrocken, um etwas sagen zu k?
nnen.
Stefano sprach. Wieder und wieder. »Es spielt keine
Rol e«, sagte er. »Es ist al es gut, Liebste. Oh, geliebte
Liebste, es wird al es gut werden.« Er wischte ihr mit einer
Hand, die so ruhig war wie ein Fels in der Brandung, die
Augen ab, und die ganze Zeit über sah er nur sie an und
dachte nur an sie, das wusste Elena.
Sie wusste es, denn sie wusste auch, in welchem Moment
sich das veränderte.
Die Rothaarige war plötzlich in ihrem Gesichtsfeld,
verschwommen durch neue Tränen. Rotes Haar und
schmale grüne Augen, die ihr zu nah waren. Das war der
Moment, als Elena spürte, wie Stefano sich daran
erinnerte, dass es auf der Welt noch etwas anderes gab
als sie.
Sein Gesicht veränderte sich. Er knurrte nicht oder reckte
das Kinn vor. Die Veränderung war al umfassend,
konzentrierte sich aber um seine Augen, die tödlich hart
wurden, während al es andere scharf und wild wurde.
»Wenn du sie noch einmal anfasst, du bösartiges
Miststück, dann werde ich dir die Kehle aufreißen«, sagte
Stefano, und jedes Wort klirrte wie ein Stück kalter Stahl,
der zu Boden fiel.
Vor lauter Schreck hörte Elena auf zu weinen. Stefano
sprach nicht so mit Frauen. Nicht einmal Damon tat es –
hatte es getan. Aber die Worte hal ten noch immer in dem
pl?tzlichen Schweigen des kathedralen?hnlichen Raums
wider. Die W?chterinnen wichen zur?ck.
Auch Idola wich zurück, aber ihre Lippen waren geschürzt.
»Denkst du, dass wir dir,
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