Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Wort:
Abendessen.
Elena warf ihm über die Schulter einen neckenden Blick zu
und kicherte. Sie war eins jener glücklichen weiblichen
Wesen, die ein wunderschönes Lachen hatten. Aber dies
war ein offenkundig schelmisches Kichern, direkt aus ihrer
unartigen, von Ränken geprägten Kindheit. Es weckte in
Stefano den Wunsch, sie zu kitzeln, um mehr zu hören; es
weckte in ihm den Wunsch, mit ihr zu lachen. Es weckte in
ihm den Wunsch, sie zu packen und zu verlangen, in den
Scherz eingeweiht zu werden. Stattdessen fragte er: »Was
ist los, Liebste?«
»Da hat aber jemand scharfe Zähne«, antwortete sie
unschuldig und begann, erneut zu kichern. Er verlor sich für
eine Sekunde in Bewunderung und verlor außerdem
plötzlich ihre Hand. Mit einem hel en Lachen – gleich einer
melodischen Kaskade von weißem Wasser, das über
Felsgestein floss – lief sie vor ihm her die Treppe hinauf,
sowohl um ihn zu necken, wie auch um ihm zu zeigen, wie
gut sie in Form war, dachte er. Wenn sie gestolpert oder
ins Stocken geraten wäre, das wusste sie, würde er zu
dem Schluss kommen, dass ihre Blutspende ihr schadete.
Bisher schien keiner seiner Freunde durch ihre Spenden
Schaden genommen zu haben, ansonsten hätte er auf
einer Pause für diese Person bestanden. Aber selbst
Bonnie, so zierlich wie eine Libel e, schien nicht darunter zu
leiden.
Elena rannte die Stufen hinauf, wohl wissend, dass Stefano
hinter ihr lächelte, und in seinem Geist war kein Schatten
von Misstrauen. Sie verdiente es nicht, aber dies verstärkte
nur ihren drängenden Wunsch, ihm Freude zu bereiten.
»Hattest du schon dein Abendessen?«, fragte Stefano, als
sie sein Zimmer erreichten.
»Vor langer Zeit; Roastbeef, gekocht.« Sie lächelte.
»Was hat Damon gesagt, als ihm endlich klar geworden
war, dass du es warst, und er das Essen gesehen hat, das
du ihm gebracht hast?«
Elena zwang sich, abermals zu kichern. Es war in Ordnung,
Tränen in den Augen zu haben; ihre Brandwunden und
Schnitte schmerzten und die Episode mit Damon
rechtfertigte jede Menge Tränen.
»Er hat es einen ekligen blutigen Hamburger genannt. Es
war rohes Hackfleisch. Aber, Stefano, ich wil jetzt nicht
über ihn reden.«
»Nein, natürlich wil st du das nicht, Liebste.« Stefano war
sofort zerknirscht. Und er gab sich solche Mühe, nicht
gierig auf seine Mahlzeit zu wirken – aber er konnte nicht
einmal seine Reißzähne unter Kontrol e halten.
Elena war ebenfal s nicht in der Stimmung für Spielchen.
Sie hockte sich aufs Bett und wickelte vorsichtig den
Verband ab, den Mrs Flowers gerade erst angelegt hatte.
Stefano wirkte plötzlich beunruhigt.
»Liebste …« Er brach abrupt ab.
»Was?« Elena war mit dem Verband fertig und musterte
Stefanos Gesicht.
Nun – soll ich es stattdessen aus deinem Arm nehmen?
Du hast bereits Schmerzen und ich will Mrs Flowers’
Antitetanus-Behandlung nicht verpfuschen.
Es ist immer noch viel Platz drum herum, sagte Elena
fröhlich.
Aber ein Biss über diesen Schnittwunden … Er brach
wieder ab.
Elena sah ihn an. Sie kannte ihren Stefano. Es gab etwas,
das er sagen wol te. Sag es mir, drängte sie ihn.
Stefano schaute ihr schließlich direkt in die Augen und
flüsterte dann dicht an ihrem Ohr: »Ich kann die
Schnittwunden heilen. Aber – es würde bedeuten, dass ich
sie wieder öffnen muss, damit sie bluten können. Das wird
wehtun. «
»Und es könnte dich vergiften!«, erwiderte Elena scharf.
»Verstehst du denn nicht? Mrs Flowers hat weiß der
Himmel was daraufgeschmiert …«
Sie konnte sein Lachen spüren, das ihr ein warmes
Kribbeln auf dem Rücken verursachte. »So leicht kann man
einen Vampir nicht töten«, sagte er. »Wir sterben nur, wenn
man uns einen Pflock durchs Herz rammt. Aber ich wil dir
nicht wehtun – nicht einmal, um dir zu helfen. Aber ich
könnte dich so beeinfussen, dass du nichts fühlst …«
Einmal mehr fiel Elena ihm ins Wort. »Nein! Nein, es macht
mir nichts aus, wenn es wehtut. Solange du so viel Blut
bekommst, wie du brauchst.«
Stefano hatte genug Respekt vor Elena, um zu wissen,
dass er nicht dieselbe Frage zweimal stel en sol te. Und er
konnte sich kaum noch zurückhalten. Er schaute zu, wie sie
sich hinlegte, dann streckte er sich neben ihr aus und
beugte sich vor, um an die mit gr?nen Flecken umgebenen
Schnitte heranzukommen. Er leckte an den Wunden, zuerst
ziemlich zaghaft, dann strich er mit seiner seidigen Zunge
dar?ber. Er hatte
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