Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
keine Ahnung, wie der Prozess
funktionierte oder welche Chemikalien er auf Elenas
Verletzungen strich. Es war etwas so Automatisches wie
das Atmen f?r Menschen. Aber nach einer Minute lachte er
leise.
Was? Was?, fragte Elena und lächelte vor sich hin, weil
sein Atem sie kitzelte.
Dein Blut ist versetzt mit Zitronenbalsam, antwortete
Stefano. In Großmamas heilendem Rezept sind
Zitronenbalsam und Alkohol! Zitronenbalsamwein!
Ist das gut oder schlecht?, fragte Elena unsicher.
Es ist in Ordnung – als Abwechslung. Aber mir gefällt
dein Blut ohne Zusatzstoffe am besten. Tut es zu sehr
weh?
Elena konnte spüren, dass sie errötete. Damon hatte
damals in der Dunklen Dimension auf dieselbe Weise ihre
Wange geheilt, nachdem Elena mit ihrem eigenen Körper
eine blutende Sklavin vor einem Peitschenhieb geschützt
hatte. Sie wusste, dass Stefano die Geschichte kannte und
dass er, wann immer er sie sah, wissen musste, dass die
beinahe unsichtbare weiße Linie auf ihrem
Wangenknochen auf genauso sanfte Weise gestreichelt
worden war, damit sie heilte.
Verglichen damit sind diese Kratzer nichts, sandte sie
ihm. Aber ein plötzliches Frösteln durchlief sie.
Stefano! Ich habe dich nie um Verzeihung dafür gebeten,
dass ich Ulma beschützt habe und damit das Risiko
eingegangen bin, dich nicht retten zu k?nnen. Oder
schlimmer noch ? daf?r, dass ich getanzt habe, w?hrend
du fast verhungert bist ? daf?r, dass ich den
gesellschaftlichen Schein gewahrt habe, damit wir an den
doppelten Fuchsschl?ssel herankamen ?
Denkst du, das ist mir wichtig? Stefanos Stimme war halb
spöttisch, halb ärgerlich, während er sanft eine
Schnittwunde an ihrer Kehle versiegelte. Du hast getan,
was du tun musstest, um mich aufzuspüren – mich zu
finden – mich zu retten – , nachdem ich dich allein hier
zurückgelassen hatte. Denkst du nicht, ich würde das
verstehen? Ich habe es nicht verdient, gerettet zu werden
…
Jetzt spürte Elena, wie ein kleines Schluchzen ihr die Luft
abschnürte. Das darfst du niemals sagen! Niemals! Und
ich glaube … ich glaube, ich wusste, dass du mir
verzeihen würdest, sonst hätte mir jedes Juwel, das ich
trug, auf der Haut ein Mal hinterlassen wie von einem
Brandeisen. Wir mussten dich ja erst einmal aufspüren –
und wir hatten solche Angst, dass ein einziger falscher
Schritt bedeuten könnte, dass man dich hängen würde …
oder dass man uns hängen würde.
Stefano hielt sie ganz fest. Wie kann ich dich dazu
bringen, mich zu verstehen?, fragte er. Ihr habt alles für
mich gegeben – selbst eure Freiheit. Ihr seid zu
Sklavinnen geworden. Du … du … bist du jemals
»diszipliniert« worden …
Elena fragte wild: Woher weißt du das? Wer hat es dir
erzählt?
Du hast es mir erzählt, Geliebte. Im Schlaf – in deinen
Träumen.
Aber, Stefano – Damon hat den Schmerz für mich auf
sich genommen. Wusstest du das?
Stefano schwieg für einen Moment, dann antwortete er: Ich
… verstehe. Das wusste ich bisher nicht.
Szenen aus der Dunklen Dimension schäumten in Elenas
Kopf auf. Die Stadt der trüb gewordenen Christbaumkugeln
– des il usorischen Glitters, wo ein Peitschenhieb, der Blut
auf eine Mauer spritzen ließ, ebenso gefeiert wurde wie
eine Handvol Rubine, die jemand auf den Gehweg streute
…
Liebste, denk nicht darüber nach. Ihr seid mir gefolgt, und
ihr habt mich gerettet, und jetzt sind wir zusammen hier,
sagte Stefano. Die letzte Schnittwunde schloss sich und er
legte seine Wange auf ihre. Das ist alles, was mich
kümmert. Du und ich – zusammen.
Eine beinahe schwindelerregende Freude erfül te Elena,
dass er ihr verziehen hatte. Aber da war etwas in ihr –
etwas, das während der Wochen, die sie in der Dunklen
Dimension verbracht hatte, gewachsen und gewachsen
und gewachsen war. Ein Gefühl für Damon, das nicht
einfach nur das Ergebnis der Tatsache war, dass sie seine
Hilfe gebraucht hatte. Ein Gefühl, von dem Elena gedacht
hatte, Stefano würde es verstehen. Ein Gefühl, das
viel eicht sogar die Beziehung zwischen ihnen verändern
würde: zwischen ihr, Stefano und Damon. Aber jetzt schien
Stefano anzunehmen, dass al es wieder so werden würde
wie vor seiner Entführung.
Oh, hm, aber warum sich über morgen Sorgen machen,
wenn die heutige Nacht genügte, um ihr Tränen des Glücks
zu bescheren?
Dies war das beste Gefühl auf der Welt, das Wissen, dass
sie und Stefano zusammen waren; und sie brachte
Stefano dazu,
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