Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
ihr wieder und wieder zu versprechen, dass
er sie niemals mehr wegen einer Mission verlassen w?rde,
ganz gleich wie kurz, ganz gleich aus welchem Grund.
Mittlerweile konnte Elena sich nicht einmal mehr auf die
Dinge konzentrieren, die ihr zuvor Sorgen bereitet hatten.
Sie und Stefano hatten in den Armen des jeweils anderen
stets den Himmel gefunden. Sie waren dazu bestimmt, für
immer zusammen zu sein. Jetzt, da sie zu Hause war, war
nichts anderes von Bedeutung.
»Zu Hause« war der Ort, an dem sie und Stefano
zusammen waren.
KAPITEL SECHS
Nach Damons Worten konnte Bonnie nicht schlafen. Sie
wol te mit Meredith sprechen, aber Meredith lag in ihrem
Bett wie ein Klumpen, der nichts sah und nichts hörte.
Ihr fiel nichts anderes ein, als nach unten in die Küche zu
gehen, eine Tasse Kakao zu kochen und sich damit in den
Salon zu kauern, al ein mit sich und ihrem Elend. Bonnie
war nicht gut darin, mit sich selbst al ein zu sein.
Aber als sie unten war, ging sie erst gar nicht in die Küche,
sondern direkt in den Salon. In der stil en Dunkelheit sahen
al e Dinge seltsam aus. Doch wenn sie ein Licht anknipste,
würde al es andere um sie herum nur noch dunkler
erscheinen … Aber dennoch fanden ihre zitternden Finger
den Schalter der Stehlampe neben der Couch. Wenn sie
jetzt noch ein Buch oder etwas anderes finden könnte …
Sie hielt sich an ihrem Kissen fest wie an einem
Teddybären, als neben ihr Damons Stimme erklang:
»Armes kleines Rotkäppchen. Du sol test nicht so spät
noch auf sein, weißt du.«
Bonnie zuckte zusammen und biss sich auf die Unterlippe.
»Ich hoffe, du hast nicht noch immer Schmerzen«,
erwiderte sie kalt und so würdevol wie möglich, obwohl ihr
schwante, dass sie nicht sehr ?berzeugend wirkte. Aber
was sol te sie sonst tun?
In Wahrheit hatte Bonnie absolut keine Chance, einen
Wortwechsel mit Damon für sich zu entscheiden – und sie
wusste es.
Damon wol te erwidern: »Schmerzen? Für einen Vampir ist
ein menschlicher Flohbiss wie dieser …«
Aber unglücklicherweise war er jetzt ein Mensch. Und es tat
tatsächlich immer noch weh.
Nicht mehr lange, versprach er sich selbst, während er
Bonnie ansah.
»Ich dachte, du wol test mich nie wiedersehen«, sagte sie
mit zitterndem Kinn.
Es erschien ihm beinahe zu grausam, dieses verletzliche
kleine Rotkäppchen zu benutzen. Aber welche Wahl hatte
er?
Ich werde es irgendwie wiedergutmachen, irgendwann –
ich schwöre es, dachte er. Und zumindest kann ich es jetzt
angenehm gestalten.
»Das war es nicht, was ich gesagt habe«, erwiderte er und
hoffte, dass Bonnie sich nicht genau daran erinnern würde,
was er tatsächlich gesagt hatte. Wenn er diese zitternde
Kindfrau vor sich doch einfach mit seinen vampirischen
Kräften beeinflussen könnte … Aber er konnte es nicht. Er
war jetzt ein Mensch.
»Du hast mir gesagt, du würdest mich töten.«
»Hör mal, ich war gerade von einem Menschen
niedergeschlagen worden. Du wirst nicht wissen, was das
bedeutet – aber es ist mir nicht mehr passiert, seit ich zw?lf
Jahre alt war und noch immer der Mensch, als der ich
geboren wurde.?
Bonnies Kinn zitterte nach wie vor, aber die Tränen waren
verebbt. Du bist tatsächlich am mutigsten, wenn du Angst
hast, ging es Damon durch den Kopf.
»Ich mache mir größere Sorgen um die anderen«,
bemerkte er.
»Die anderen?« Bonnie blinzelte.
»In über sechshundert Jahren Leben neigt man dazu, sich
bemerkenswert viele Feinde zu machen. Ich weiß nicht;
viel eicht liegt es an mir. Viel eicht liegt es aber auch an der
schlichten Tatsache, dass ich ein Vampir war.«
»Oh. Oh nein!«, rief Bonnie.
»Was spielt das für eine Rol e, kleines Rotkäppchen? Ob
lang oder kurz, jedes Leben scheint al zu schnel vorbei zu
sein.«
»Aber – Damon …«
»Keine Sorge, Kätzchen. Immerhin habe ich noch ein
Heilmittel der Natur.« Damon zog eine kleine Flasche aus
seiner Brusttasche, die unzweifelhaft nach
schwarzmagischem Wein roch.
»Oh – du hast den Wein gerettet! Wie geschickt von dir!«
»Wil st du mal kosten? Ladys – vergiss das – junge Damen
zuerst.«
»Oh, ich weiß nicht. Ich bin von diesem Zeug früher
schrecklich dumm geworden.«
»Die Welt ist dumm. Das Leben ist dumm. Vor al em, wenn
man vor dem Frühstück schon sechsmal dem Untergang
geweiht wurde.« Damon öffnete die Flasche.
»Na schön!« Sichtlich begeistert von dem Gedanken, mit
Damon zu trinken, nahm Bonnie einen sehr
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