Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
ich das
bestgehütete Geheimnis vor euch verborgen gehalten
hätte.«
»Jetzt nicht mehr«, sagte Elena und umarmte sie abermals.
»Wenigstens gibt es jetzt keine Geheimnisse mehr«,
meinte Mrs Flowers sanft, und Elena sah sie scharf an.
Wenn es doch nur so einfach wäre. Aber Shinichi hatte
noch eine ganze Reihe weiterer Prophezeiungen gemacht.
Doch dann erkannte sie den Ausdruck in den milden,
blauen Augen der alten Frau, und sie wusste, dass es im
Augenblick Wichtigeres gab als Wahrheit oder Lügen oder
auch nur Vermutungen. Jetzt kam es nur darauf an,
Meredith zu trösten. Sie schaute zu Stefano auf, während
sie Meredith noch immer in den Armen hielt, und sah den
gleichen Ausdruck in seinen Augen.
Und das … genügte ihr irgendwie, um sich besser zu
fühlen. Denn wenn die Losung wirklich »keine
Geheimnisse« hieß, dann würde sie Klarheit über ihre
Gefühle für Damon gewinnen müssen. Und davor hatte sie
mehr Angst als vor der Aussicht, sich Shinichi zu stel en,
was wahrhaftig einiges bedeutete.
»Und wir haben eine Töpferscheibe – irgendwo«, fuhr Mrs
Flowers nun fort. »Und einen Brennofen hinterm Haus,
obwohl er völ ig überwuchert ist von Teufels Schuhband. Ich
habe früher Blumentöpfe für den Garten der Pension
gemacht, aber es sind Kinder hergekommen und haben
sie zerschlagen. Ich denke, ich könnte eine Urne wie die
machen, die du gesehen hast, wenn du sie mir aufzeichnen
könntest. Aber viel eicht sol ten wir besser auf Mr
Saltzmans Bilder warten.«
Matt formte mit den Lippen eine Botschaft an Stefano.
Elena konnte sie nicht verstehen, bis sie Stefanos Stimme
in ihrem Geist hörte. Er sagt, Damon habe ihm einmal
erzählt, dass man in diesem Haus al es finden könne,
wenn man nur gründlich genug suche.
Das hat Damon sich bestimmt nicht ausgedacht! Ich
glaube, Mrs Flowers hat es zuerst gesagt, und dann hat
es sich irgendwie herumgesprochen, erwiderte Elena
hitzig.
»Wenn wir die Bilder bekommen«, sagte Mrs Flowers
munter, »können wir die Damen Saitou bitten, die Schrift
darauf zu entziffern.«
Meredith rückte schließlich von Elena ab. »Und bis dahin
können wir beten, dass Bonnie nicht in Schwierigkeiten
gerät«, murmelte sie, und ihr Gesicht und ihre Stimme
waren wieder gefasst. »Ich fange sofort damit an.«
Bonnie war sich sicher, dass sie sich aus Schwierigkeiten
heraushalten konnte.
Sie hatte diesen seltsamen Traum gehabt – in dem sie
ihren Körper abgestreift hatte und mit Elena zur Insel des
Schicksals gelangt war. Glücklicherweise hatte es sich
anscheinend um eine echte außerkörperliche Erfahrung
gehandelt und nicht um etwas, über das sie nachgrübeln
und dem sie versuchen musste, verborgene Bedeutungen
abzuringen. Es bedeutete nicht, dass ihr Schicksal
besiegelt sei oder etwas in der Art.
Außerdem war es ihr gelungen, eine weitere Nacht in
diesem braunen Raum zu überleben, und Damon musste
bald kommen und sie hier herausholen. Aber nicht, bevor
sie eine Zuckerpflaume gegessen hatte. Oder zwei.
Ja, sie hatte in der Geschichte gestern Nacht eine
gekostet, aber Marit war ein so braves Mädchen, dass sie
bis zum Abendessen wartete, bevor sie weitere
Zuckerpflaumen verzehrte. Das Abendessen fiel in die n?
chste Geschichte ?ber die D?z8s, in die sich Bonnie an
diesem Morgen gest?rzt hatte. Aber welches Grauen ? das
Abendessen entpuppte sich als die erste von der kleinen
Marit selbst erbeutete rohe Leber, frisch von der Jagd.
Bonnie hatte die kleine Sternenkugel hastig von der Schl?
fe genommen und beschlossen, nichts zu tun, das sie in
einen Menschen-Jagdgrund f?hren w?rde.
Aber dann hatte sie zwanghaft ihr Geld gezählt. Sie hatte
Geld. Sie wusste, wo ein Laden war. Und das bedeutete …
einkaufen!
Als der Augenblick kam, dass sie ins Bad gelassen wurde,
schaffte sie es, den Jungen, der sie für gewöhnlich zu der
Außentoilette führte, in ein Gespräch zu verwickeln.
Diesmal trieb sie ihn dazu, so heftig zu erröten und sich so
häufig am Ohrläppchen zu zupfen, dass er – als sie ihn
anflehte, ihr den Schlüssel zu geben und sie al ein gehen zu
lassen – nachgab und sie nur darum bat, dass sie sich
beeilte.
Und sie beeilte sich tatsächlich – sie lief über die Straße
und in den kleinen Laden, der so stark nach
geschmolzenem Karamel roch, nach von Hand gezogenen
Toffees und anderen Dingen, die ihr das Wasser im Mund
zusammenlaufen ließen, dass sie selbst mit verbundenen
Augen dort
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