Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
waren? Wie lange, bis ein
hysterischer Vater oder eine Mutter ihr Kind t?teten?
Die Gruppe im Salon diskutierte über Pläne und Methoden.
Am Ende beschlossen sie, Urnen herzustel en, die
identisch mit denen waren, die Elena und Bonnie gesehen
hatten, und sie beteten, dass sie die Inschrift darauf
reproduzieren konnten. Durch solche Urnen, dessen waren
sie gewiss, waren Shinichi und Misao ursprünglich vom
Rest der Welt ferngehalten worden.
Also mussten die beiden Kitsune einst in die relativ engen
Urnen hineingepasst haben. Aber wie? Und was konnte sie
wieder da hineinlocken?
Macht, befanden Elena und ihre Clique. Eine Macht, die so
groß war, dass sie für die Kitsune-Zwil inge unwiderstehlich
sein würde. Das war der Grund, warum die Priesterin
versucht hatte, sie mit ihrem eigenen Blut zurückzulocken.
Jetzt … konnte es entweder die Flüssigkeit einer vol en
Sternenkugel sein … oder das Blut von einem
außerordentlich mächtigen Vampir. Oder von zwei
Vampiren. Oder dreien.
Al e dachten ernst darüber nach. Sie wusste nicht, wie viel
Blut benötigt werden würde – aber Elena befürchtete, dass
es mehr sein würde, als sie zu verlieren sich leisten
konnten. Es war gewiss mehr gewesen, als die Priesterin
sich hatte leisten können.
Es war Meredith, die das al gemeine Schweigen
schließlich brach. »Ich bin mir sicher, dass ihr al e darüber
nachgedacht habt?, sagte sie und f?rderte den Stab,
soweit Elena sehen konnte, aus dem Nichts zutage. Wie
macht sie das?, fragte Elena sich. Sie hatte ihn
offensichtlich nicht bei sich – und dann hatte sie ihn doch.
Sie al e starrten auf die glatte Schönheit der Waffe in dem
hel en Sonnenlicht.
»Wer immer den gemacht hat«, bemerkte Matt, »hatte eine
verdrehte Fantasie.«
»Es war einer meiner Vorfahren«, erklärte Meredith. »Und
ich widerspreche dir nicht.«
Jetzt kam Elena endlich dazu, jene Fragen zu stel en, die
ihr seit gestern nicht mehr aus dem Kopf gingen. »Wenn du
diesen Stab von Beginn an gehabt hättest – denn ich
nehme an, du hast ihn noch nicht so lange –, hättest du
dann versucht, Stefano zu töten? Hättest du versucht, mich
zu töten, als ich zum Vampir geworden bin?«
»Ich wünschte, ich hätte eine gute Antwort darauf«,
erwiderte Meredith, einen gequälten Ausdruck in den
dunkelgrauen Augen. »Aber ich habe keine. Ich habe
Albträume deswegen. Doch wie könnte ich jemals sagen,
was ich getan hätte, wenn ich eine andere Person
gewesen wäre?«
»Das ist nicht meine Frage. Ich frage dich, ob du …«
»Aber ich wäre eine andere Person gewesen. Denn die
Ausbildung ist eine Gehirnwäsche«, sagte Meredith hart.
Ihre gefasste Fassade schien Risse zu bekommen. Elena
war verwirrt. Von was sprach Meredith da?
»Man nennt ihn einen Kampfstab. Und uns – Leute wie
meine Familie, nur dass meine Eltern dem Gewerbe den
Rücken gekehrt haben – nennt man einfach Jäger.«
Ein Aufkeuchen ging um den Tisch. Mrs Flowers schenkte
Meredith aus dem Topf, der auf einem Dreifuß stand, noch
eine Tasse Kräutertee ein.
»Jäger. Vampirjäger«, wiederholte Matt genüsslich. Es war
nicht schwer zu erkennen, an wen er dachte.
»Ihr könnt uns so oder so nennen«, sagte Meredith nun.
»Ich habe gehört, dass sie im Westen Jägerkil er genannt
werden. Aber hier halten wir an der Tradition fest.
Jedenfal s bedeutet der Besitz dieses Kampfstabs
normalerweise, dass man die Ausbildung zum Vampirjäger
durchlaufen hat, und damit eine Gehirnwäsche. Aber das
habe ich nicht.«
Elena fühlte sich plötzlich wie ein verlorenes kleines
Mädchen. Dies war Meredith, ihre große Schwester
Meredith, die al das erzählte. In Elenas Stimme trat ein
beinahe flehentlicher Tonfal . »Du hast Stefano nicht einmal
verraten.«
»Nein, das habe ich nicht getan. Und um auf deine Frage
zurückzukommen, nein, ich denke nicht, dass ich den Mut
gehabt hätte, mit dem Stab jemanden zu töten – es sei
denn, ich wäre ebenjener Gehirnwäsche unterzogen
worden. Aber ich wusste, dass Stefano dich liebte. Ich
wusste, dass er dich niemals zu einem Vampir machen
würde. Das Problem war – ich wusste nicht genug über
Damon. Ich wusste nicht, dass du so großzügig mit deiner
Gunst warst. Ich glaube nicht, dass irgendjemand das
wusste.« Auch Meredith’ Stimme war gequält.
»Bis auf mich«, bemerkte Elena errötend und mit einem
schiefen Lächeln. »Mach nicht so ein trauriges Gesicht,
Meredith. Es hat doch al
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