Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
sie in der Stimmung dazu gewesen wäre.
Aber sie wusste auch, dass Elena vor al em eines im Kopf
hatte, nämlich Stefano – Stefano, der zerfressen wurde von
Schuldgefühlen, weil er seinen Bruder nicht daran hatte
hindern können, Bonnie zu entführen. Und dazu kam, dass
sowohl Meredith als auch Matt Schuldgefühle hatten, denn
heute würden sie die drei anderen al ein lassen, und wenn
es auch nur für einen Abend war. Sie waren beide von
ihren Eltern nach Hause gerufen worden, denn sie wol ten
sie endlich einmal wieder zum Abendessen sehen.
Mrs Flowers tat offensichtlich al es dafür, dass sie sich
nicht al zu elend fühlten. »Mit der Hilfe, die ihr mir gegeben
habt, kann ich unsere Urnen machen«, sagte sie. »Jetzt, da
Matt meine Töpferscheibe gefunden hat …«
»Ich habe sie eigentlich nicht gefunden«, murmelte Matt.
»Sie war die ganze Zeit über im Lagerraum und sie ist mir
praktisch auf den Kopf gefal en.«
»… und Meredith ihre Fotos erhalten hat – zusammen mit,
da bin ich mir sicher, einer E-Mail von Mr Saltzmann.
Könntest du die Fotos viel eicht vergrößern oder
irgendetwas?«
»Natürlich, und wir zeigen sie auch den Saitous, um
sicherzustel en, dass die Symbole auch wirklich das
bedeuten, was sie bedeuten sol en«, versprach Meredith.
»Und Bonnie kann …«
Sie brach jäh ab. Idiotin! Sie war eine Idiotin, dachte sie.
Und dabei sol te sie als Jägerin einen klaren Kopf und
jederzeit al es unter Kontrol e haben. Sie fühlte sich
schrecklich, als sie Matt anschaute und den nackten
Schmerz in seinen Zügen sah.
»Die liebe Bonnie wird gewiss bald zu Hause sein«,
beendete Mrs Flowers den Satz für sie.
Und wir al e wissen, dass es eine Lüge ist, und ich brauche
keine hel seherischen Kräfte, um das festzustel en, dachte
Meredith. Sie bemerkte, dass Mrs Flowers keine
Kommentare von Mama eingeworfen hatte.
»Wir werden hier al e gut zurechtkommen«, meldete Elena
sich zu Wort und nahm endlich den Bal an, als ihr bewusst
wurde, dass Mrs Flowers sie mit damenhafter
Bekümmerung ansah. »Ihr zwei denkt wohl, wir wären
Babys, um die man sich kümmern muss«, fügte sie hinzu
und lächelte Matt und Meredith an. »Aber ihr seid auch nur
Babys! Fort mit euch! Aber seid vorsichtig.«
Sie gingen und Meredith warf Elena einen letzten Blick zu.
Elena nickte kaum merklich, dann drehte sie sich steif um
und machte eine Geste, als halte sie ein Gewehr mit
aufgepflanztem Bajonett in der Hand. Wachwechsel.
Elena erlaubte Stefano, ihr beim Abwasch des Geschirrs
zu helfen – sie ließen ihn jetzt al e kleine Dinge tun, weil es
ihm so viel besser zu gehen schien. Den Morgen
verbrachten sie mit dem Versuch, auf verschiedene Weise
mit Bonnie in Verbindung zu treten. Aber dann fragte Mrs
Flowers, ob Elena die letzten Kel erfenster verbrettern
könne, und das war für Stefano definitiv zu viel. Matt und
Meredith hatten bereits eine viel gefährlichere Aufgabe
übernommen. Sie hatten zwei Planen am Dachfirst des
Hauses befestigt, die jetzt jeweils auf einer Seite des
Hauptdachs lagen. Auf jeder Plane standen die
Schriftzeichen, die Isobels Mutter ihnen auf Klebezettel-
Amulette geschrieben hatte, aber in einem riesigen Format
in schwarzer Farbe. Sie hatten Stefano nur erlaubt,
zuzusehen und von der winzigen Dachterrasse seiner
Dachkammer aus Vorschläge zu machen. Aber jetzt …
»Wir werden die Bretter zusammen annageln«, sagte er
entschieden und ging davon, um einen Hammer und Nägel
zu holen.
Es war ohnehin keine wirklich harte Arbeit. Elena hielt die
Bretter fest, und Stefano schwang den Hammer, und sie
vertraute darauf, dass er ihr nicht auf die Finger schlagen
würde, was bedeutete, dass sie sehr schnel vorankamen.
Es war ein perfekter Tag – klar, sonnig und mit einer
leichten Brise. Elena fragte sich, was gerade jetzt Bonnie
widerfuhr, und ob Damon gut auf sich achtgab – oder ob er
überhaupt auf sich achtgab. Sie war in den letzten Tagen
außerstande gewesen, ihre Sorgen abzuschütteln: Sorgen
um Stefano, um Bonnie und wegen eines seltsamen
Gefühls, dass sie wissen musste, was in der Stadt vorging.
Viel eicht konnte sie sich verkleiden …
Gott, nein!, rief Stefano stimmlos. Als sie sich umdrehte,
spuckte er gerade ein paar Nägel aus und wirkte
gleichzeitig entsetzt und beschämt. Anscheinend hatte sie
projiziert.
»Es tut mir leid«, murmelte er, bevor Elena die Nägel aus
ihrem Mund nahm, »aber du weißt besser als
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