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Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Titel: Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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lang schweigend zur Decke hinauf. »Hör zu«, sagte er schließlich
    und verschränkte die Finger über der Brust. »Du hast Stefanos Gewaltpo-
    tenzial einfach immer unterschätzt.«
    »Er ist nicht gewalttätig«, widersprach Elena hitzig. »Er trinkt nicht ein-
    mal menschliches Blut.«
    »Er trinkt kein menschliches Blut, weil er nicht gewalttätig sein will. Er
    will niemandem wehtun. Aber, Elena« – Damon griff nach ihrer Hand –,
    »auch mein kleiner Bruder hat seinen Jähzorn. Wenn irgendjemand das
    weiß, dann bin ich das.«
    Elena schauderte. Sie wusste, dass Stefano und Damon, als sie noch
    Menschen gewesen waren, einander im Zorn getötet hatten, im Zorn über
    das, was sie für Catarinas Tod hielten. Doch Catarinas Blut war bereits in
    ihrer beiden Körper gewesen, und so waren sie als Vampire wiederaufer-
    standen. Ihre Wut über eine verlorene Liebe und ihre Eifersucht hatten sie
    beide vernichtet.
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    »Allerdings«, fuhr Damon fort, »so sehr es mich schmerzt, das
    zuzugeben, würde Stefano dir niemals wehtun, und er würde auch
    niemandem sonst ohne echten Grund wehtun. Nicht ohne die Art von
    Grund, die du gutheißen würdest. Heute nicht mehr. Er mag seinen
    Jähzorn haben, aber er hat auch sein Gewissen.« Er grinste ein wenig und
    fügte hinzu: »Natürlich eine aufreizende, selbstgerechte Art von Gewissen,
    aber ein Gewissen. Und er liebt dich, Elena. Du bist seine ganze Welt.«
    »Vielleicht hast du recht«, räumte Elena ein. »Aber ich habe trotzdem
    Angst. Und ich wünschte, du wärst bei mir.« Sie sah ihn an, jetzt so schlä-
    frig und vertrauensvoll wie ein müdes Kind. »Damon, ich wünschte, du
    wärst nicht tot. Ich vermisse dich. Bitte, komm zu mir zurück.«
    Damon lächelte und küsste sie sanft. Aber dann entzog er sich ihr, und
    Elena konnte spüren, wie der Traum sich veränderte. Sie versuchte, sich
    an den Augenblick zu klammern, aber er verblasste, und Damon war
    wieder verloren.
    »Sei bitte vorsichtig, Damon«, sagte Sage. Sorgenfalten bildeten sich auf
    seiner bronzefarbenen Stirn.
    Es kam nicht oft vor, dass der muskulöse Hüter des Torhauses besorgt
    wirkte – oder sich in einem Satz auf nur eine Sprache beschränkte –, aber
    seit Damon von den Toten aus der Asche zurückgestolpert gekommen war,
    hatte Sage nur noch leise und deutlich mit ihm gesprochen und den Vam-
    pir behandelt, als könne er jeden Augenblick zerbrechen.
    »Ich bin immer vorsichtig«, erwiderte Damon und lehnte sich an die
    Wand des mystischen Aufzugs. »Natürlich nur dann, wenn ich nicht
    gerade atemberaubend mutig bin.« Doch noch während er die Worte auss-
    prach, klang seine eigene Stimme in Damons Ohren irgendwie falsch:
    heiser und zögernd.
    Sage schien diesen Klang ebenfalls wahrzunehmen, und er verzog sein
    Gesicht. »Du kannst länger bleiben, wenn du willst.«
    »Ich muss gehen«, erwiderte Damon erschöpft. »Sie ist in Gefahr. Aber
    ich danke dir für alles, Sage.«
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    Ohne Sage wäre er jetzt nicht hier. Der mächtige Vampir hatte Damon
    gewaschen, ihm Kleider gegeben – elegant und schwarz und in der richti-
    gen Größe – und ihn mit Blut und schwarzmagischem Wein versorgt, bis
    er Damon vom Abgrund des Todes zurückgerissen hatte und sein Freund
    wieder wusste, wer er war. Und wer Sage war.
    Aber … Damon fühlte sich nicht wie er selbst. Es war ein seltsamer, leer-
    er Schmerz in ihm, als habe er etwas zurückgelassen, tief unter der Asche
    vergraben.
    Sage runzelte noch immer die Stirn und musterte ihn mit ernster Miene.
    Damon riss sich zusammen und schenkte Sage ein plötzliches, strahlendes
    Lächeln. »Wünsch mir Glück«, sagte er.
    Das Lächeln half: Das Gesicht des anderen Vampirs entspannte sich.
    »Bonne chance, mon ami«, sagte er. »Ich wünsche dir alles erdenkliche
    Glück.«
    Aha, französisch, dachte Damon. Ich muss also wieder besser aussehen.
    »Fell’s Church«, sagte er dann ins Leere hinein. »Die Vereinigten
    Staaten, das Reich der Sterblichen. Irgendwo, wo ich mich verstecken
    kann.«
    Er hob seine Hand zu einem feierlichen Gruß, nickte Sage zu und
    drückte auf den einzigen Knopf des Aufzugs.
    Als Elena erwachte, war es dunkel. Fast automatisch überprüfte sie kurz
    ihre Umgebung: glatte, frisch und sauber duftende Laken, fahles Licht
    vom Fenster rechts hinter dem Fußende ihres Bettes, das schwache Sch-
    narchen von Robert aus seinem und Tante Judith’ Schlafzimmer am an-
    deren Ende des Flurs. Ihr eigenes altes, vertrautes

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