Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Davon
hatte ich genug, als ich durch diesen Kitsune zum Sterblichen geworden
bin. Dem Himmel – oder wem auch immer – sei Dank, dass ich diesmal
nicht nach einer entgegenkommenden Vampirprinzessin zu suchen
brauche, die mich zurückverwandelt.« Er grinste Elena hinterhältig an.
»Ich bin der gleiche Blutsauger wie eh und je, mein Liebling.« Er be-
trachtete ihren Hals. »Da wir gerade davon sprechen, ich bin ziemlich
hungrig …«
Elena ohrfeigte ihn erneut, wenn auch sanfter diesmal. »Vergiss es,
Damon.«
»Darf ich mich jetzt setzen?«, fragte er, und als sie nickte, ließ er sich
am Fußende ihres Bettes nieder und zog sie mit sich. Elena schaute ihm
suchend in die Augen, dann strich sie mit der Hand sanft über seine
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scharfen Wangenknochen, seinen schönen Mund und sein weiches
rabenschwarzes Haar.
»Du warst tot, Damon«, sagte sie leise. »Ich weiß es. Ich habe dich ster-
ben sehen.«
»Ja«, erwiderte er und seufzte. »Ich habe gespürt, wie ich gestorben bin.
Es war schrecklich schmerzhaft, und es schien eine Ewigkeit zu dauern
und gleichzeitig binnen weniger Sekunden vorüber zu sein.« Er schaud-
erte. »Es war jedoch ein klein wenig von mir übrig« – Elena nickte – »und
Stefano hat mir, hat ihm gesagt, dass er davonfliegen solle. Und du hast
ihn gehalten – mich gehalten – und mir gesagt, ich solle die Augen
schließen. Und dann war dieser kleine Rest von mir ebenfalls fort, und
selbst der Schmerz war fort. Und dann … bin ich zurückgekommen.« Bei
der Erinnerung daran wurden Damons dunkle Augen groß vor Staunen.
»Aber wie?«, fragte Elena.
»Erinnerst du dich an die Sternenkugel?«
»Wie könnte ich die vergessen? Sie war die Ursache all unserer Prob-
leme. Sie ist praktisch verdampft, als ich … oh, Damon, ich habe meine
Flügel der Zerstörung gegen den Großen Baum auf diesem Mond der Un-
terwelt benutzt. Aber sie haben auch die Sternenkugel der Kitsune zer-
stört, und ich musste zu den Wächtern gehen, damit sie Fell’s Church
retteten. Die Flügel der Zerstörung waren … einzigartig, mit nichts ver-
gleichbar, was ich je zuvor gesehen oder gefühlt hatte.« Ein Schaudern
überlief sie.
»Ich habe gesehen, was du mit diesem Mond gemacht hast«, bemerkte
Damon mit einem schwachen Lächeln. »Würdest du dich besser fühlen,
mein entzückender Engel, wenn du wüsstest, dass du mich gerade durch
die Zerstörung der Sternenkugel gerettet hast?«
»Nenn mich nicht so«, protestierte Elena. Da die Wächter so etwas wie
reale Engel waren, verband sie damit nicht gerade freundliche Empfindun-
gen. »Aber wie hat dich das gerettet?«
»Lernt ihr heutzutage in der Schule noch, wie Kondensation funk-
tioniert?«, fragte Damon mit jener hochtrabenden Miene, die er immer
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aufsetzte, wenn er seine Jahrhunderte zurückliegende Welt mit ihrer verg-
lich. »Ich weiß, dass man Latein und Griechisch zugunsten von Theater-
kursen und Workshops aus dem Lehrplan gestrichen hat, aber vielleicht
erzählen sie den Kindern ja trotzdem noch ein bisschen was über
Naturwissenschaften?«
Elena tat ihm den Gefallen nicht, seinen Köder zu schlucken.
Stattdessen faltete sie besonnen die Hände vor sich auf dem Schoß. »Ich
denke, deine Informationen sind um einige Jahrzehnte überholt. Aber
bitte, oh Weiser«, fügte sie hinzu, »geh davon aus, dass meine Ausbildung
den Zusammenhang zwischen Kondensation und der Auferstehung von
den Toten nicht umfasst hat, und kläre mich auf.«
»Nett.« Damon grinste. »Ich unterhalte mich immer wieder gern mit
einer jungen Frau, die Respekt vor Älteren hat, die besser sind als sie
selbst.« Elena zog warnend eine Augenbraue hoch. »Wie dem auch sei«,
fuhr er fort, »die Flüssigkeit in der Sternenkugel – pure Magie – ist nicht
verschwunden. Es ist nicht so leicht, wirklich starke Magie loszuwerden.
Als die Atmosphäre sich abkühlte, verwandelte sich die zu Dunst ge-
wordene Magie in Flüssigkeit zurück und fiel mit dem Ascheregen auf
mich herab. Ich habe stundenlang pure Macht aufgesaugt und wurde all-
mählich wiedergeboren.«
Elena klappte der Unterkiefer herunter. »Diese Schlangen«, rief sie en-
trüstet. »Die Wächter haben behauptet, du seist endgültig fort, und sie
haben alle Schätze angenommen, mit denen wir sie bestochen haben.« Sie
dachte kurz an den einen letzten Schatz, den sie noch besaß – eine Flasche
voll mit Wasser der Ewigen Jugend, hoch oben auf
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