Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
sagte er, »konnte ich an
nichts anderes denken als daran, wie wir … wie Elena Himmel und Erde in
Bewegung gesetzt hat, um Stefano zu finden. Sie wollte ihre Jagd nicht
aufgeben, ganz gleich mit welchen Hindernissen sie konfrontiert wurde.
Ich habe ihr geholfen – ich habe alles dafür riskiert –, und wir hatten Er-
folg. Wir haben Stefano gefunden, und wir haben ihn gesund nach Hause
geholt. Aber als ich verloren war, habt ihr mich allein auf diesem Mond
zurückgelassen.«
»Aber Damon«, wandte Elena ein und streckte die Hand nach ihm aus,
»wir dachten, du wärst tot.«
326/328
»Und wir haben tatsächlich versucht, Himmel und Erde in Bewegung zu
setzen, um dich zu retten«, sagte Bonnie ernst, und ihre großen braunen
Augen füllten sich mit Tränen. »Das weißt du. Elena hat alles versucht, um
die Wächter zu bestechen, dass sie dich zurückkommen lassen. Sie ist vor
Trauer fast wahnsinnig geworden. Aber die Wächter haben einfach immer
wieder betont, dass ein Vampir nach seinem Tod für immer fort sei.«
»Das weiß ich jetzt«, antwortete Damon. »Und ich bin nicht mehr
wütend. Es kommt mir so vor, als sei meine Wut darüber eine Ewigkeit
her. Das ist auch nicht der Grund, warum ich euch dies erzähle.« Er sah
Elena schuldbewusst an. »Ich muss mich bei euch allen entschuldigen.«
Ein leises Raunen ging durch den Raum. Damon entschuldigte sich ein-
fach nicht. Nie.
Elena runzelte die Stirn. »Warum?«
Damon zuckte die Achseln, und der Anflug eines Grinsens strich über
seine Züge. »Warum nicht, meine Prinzessin?« Dann wurde er wieder
ernst. »Die Wahrheit ist, dass ich es nicht verdient hatte, gerettet zu wer-
den. Ich habe euch schreckliche Dinge angetan, nicht nur als Vampir, son-
dern auch, als ich wieder ein Mensch war. Ich habe gegen Meredith
gekämpft; ich habe Bonnie in der Dunklen Dimension in Gefahr gebracht.
Ich habe euch alle in Gefahr gebracht.« Er sah sich um. »Es tut mir leid«,
sagte er zu allen, und in seiner Stimme schwang ein aufrichtiger und be-
dauernder Tonfall.
Bonnies Lippen zitterten, dann schlang sie die Arme um Damon. »Ich
verzeihe dir!«
Damon lächelte und tätschelte unbeholfen ihr Haar. Er tauschte ein ern-
stes Nicken mit Meredith, das zu bedeuten schien, dass sie ihm ebenfalls
verzieh – diesmal.
»Damon«, sagte Matt kopfschüttelnd. »Bist du dir sicher, dass du nicht
besessen bist? Du wirkst ein wenig … neben der Spur. Du bist niemals zu
irgendeinem von uns höflich, außer zu Elena.«
»Nun«, erwiderte Damon, erleichtert, dass er sich sein größtes Anliegen
von der Seele geredet hatte, »gewöhn dich besser nicht daran. Matt .«
327/328
Matt wirkte so verblüfft und erfreut darüber, dass Damon ihn zur Ab-
wechslung einmal bei seinem richtigen Namen genannt hatte, statt »Brad«
zu ihm zu sagen – oder überhaupt nichts –, als hätte Damon ihm ein Ges-
chenk gemacht. Elena sah, dass Stefano seinem Bruder einen verstohlen-
en, liebevollen Rippenstoß versetzte, und Damon erwiderte die Geste.
Nein, sie würde sich bestimmt nicht daran gewöhnen. Damon war ohne
seine Eifersucht und seinen Groll so schön und faszinierend wie eh und je,
aber erheblich umgänglicher. Und das würde nicht von Dauer sein. Doch
für den Moment konnte sie es genießen.
Elena nahm sich eine Sekunde Zeit, um sie beide zu betrachten, die
Salvatore-Brüder. Die Vampire, die sie liebte. Stefano mit seinen weichen,
dunklen Locken und den smaragdgrünen Augen, hochgewachsen und mit
jenem empfindsamen Mund, den sie küssen wollte. Da lagen eine Süße
und Festigkeit und ein solcher Kummer in ihm, den sie lindern konnte.
Damon, Leder und Seide und fein gemeißelte Gesichtszüge. Quecksilbrig
und einfach umwerfend. Sie liebte sie beide. Und sie bedauerte nichts,
sondern war einfach nur von Herzen dankbar für das Schicksal, das sie
ihren Weg hatte kreuzen lassen.
Aber leicht würde es trotzdem nie sein. Sie mochte sich nicht vorstellen,
was passieren würde, wenn dieses neue Einvernehmen zwischen den
Brüdern, zwischen ihnen allen endete. Denn dass es endete, daran hatte
sie keinen Zweifel. Irritationen und Eifersüchteleien waren nun mal ein
Teil des Lebens, und früher oder später würden sie sich alle wieder
aufbauen.
Sie drückte Stefanos Hand und lächelte an ihm vorbei Damon zu, in
dessen dunkle Augen ein warmer Ausdruck trat.
Innerlich seufzte sie ein wenig, dann wurde ihr Lächeln breiter. Bonnie
hatte recht:
Weitere Kostenlose Bücher