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Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Titel: Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Salvatore. Komm zu mir.«
    Nichts geschah.
    »Damon Salvatore«, wiederholte Bonnie, diesmal etwas weniger zuver-
    sichtlich, »komm zu mir.«
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    Die Spannung, das Gefühl von Magie im Raum begann sich aufzulösen,
    als schliche sich ihr unsichtbares Publikum leise davon.
    Doch Bonnie wusste, dass der Zauber funktioniert hatte. Sie hatte das
    seltsame Gefühl, wie wenn beim Telefonieren die Leitung gestört war. Ihr
    Anruf war durchgestellt worden, davon war sie überzeugt, aber es war
    niemand am anderen Ende der Leitung. Nur – was bedeutete das? War
    Damons Seele einfach … fort?
    Plötzlich hörte Bonnie etwas. Ein leichtes Atmen, das beinahe, aber
    nicht ganz, dem Rhythmus ihres eigenen Atems folgte.
    Jemand war direkt hinter ihr.
    In ihrem Nacken stellten sich die Härchen auf. Sie hatte den Schutzkreis
    nicht durchbrochen. Nichts sollte in der Lage sein, in diesen Kreis ein-
    zudringen, gewiss kein Geist. Aber wer immer hinter ihr war, befand sich
    im Kreis und war Bonnie so nah, dass er sie beinahe berührte.
    Bonnie erstarrte. Dann tastete sie bedächtig nach dem Messer.
    »Damon?«, flüsterte sie unsicher.
    Hinter ihr erklang eine leise Stimme. »Damon will nicht mit dir
    sprechen.« Die Stimme war honigsüß und klang gleichzeitig giftig, hinter-
    hältig und seltsam vertraut.
    »Warum nicht?«, fragte Bonnie zittrig.
    »Er liebt dich nicht«, sagte die Stimme mit einem sanften,
    schmeichelnden Tonfall. »Er hat niemals auch nur bemerkt, dass du da
    warst, es sei denn, er wollte etwas von dir. Oder vielleicht, wenn er Elena
    eifersüchtig machen wollte. Das weißt du.«
    Bonnie schluckte. Sie hatte zu große Angst, um sich umzudrehen, zu
    große Angst davor zu sehen, wem die Stimme gehörte.
    »Damon hat nur Elena gesehen. Damon hat nur Elena geliebt. Selbst
    jetzt, da er tot und für sie verloren ist, will er deine Rufe nicht hören«,
    säuselte die Stimme. »Niemand liebt dich, Bonnie. Alle lieben Elena, und
    so gefällt es ihr. Elena zieht alle in ihren Bann.«
    Ein brennendes Gefühl breitete sich in Bonnies Augen aus, und eine ein-
    zige heiße Träne rann über ihre Wange.
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    »Niemand wird dich jemals lieben«, wisperte die Stimme. »Nicht wenn
    du neben Elena stehst. Warum, denkst du, hat niemand jemals etwas an-
    deres in dir gesehen als Elenas Freundin? Während eurer ganzen Schulzeit
    stand sie im Sonnenschein und du warst in ihrem Schatten verborgen.
    Elena hat dafür gesorgt. Sie konnte es nicht ertragen, das Rampenlicht zu
    teilen.«
    Die Worte hallten in Bonnies Geist wider, und plötzlich veränderte sich
    etwas in ihr. Das eisige Entsetzen, das sie nur Sekunden zuvor verspürt
    hatte, war weggetaut und machte jetzt brodelndem Zorn Platz.
    Die Stimme hatte recht. Warum hatte sie das noch nie zuvor bemerkt?
    Elena war nur deshalb Bonnies Freundin, weil Bonnie ein Spiegel für ihre
    eigene Schönheit war, ihren eigenen Glanz. Sie hatte sie jahrelang benutzt,
    ohne sich auch nur darum zu scheren, was Bonnie empfand.
    »Sie denkt nur an sich selbst«, sagte Bonnie halb schluchzend. »Warum
    sieht das niemand?« Sie stieß das Buch von sich, und es warf die schwarze
    Kerze im Norden um und durchbrach den Kreis. Der Docht rauchte und
    zuckte, und alle vier Kerzen erloschen.
    »Ahhhh«, sagte die Stimme befriedigt, und dunkle Nebelfäden
    begannen aus den Ecken des Raums zu kriechen. Genauso schnell, wie
    ihre Angst weggetaucht war, tauchte sie nun wieder auf. Bonnie wirbelte
    herum, das Messer in der Hand, bereit, sich der Stimme zu stellen, aber es
    war niemand da – nur dunkler, körperloser Nebel.
    Hysterie stieg in ihr auf, und sie erhob sich und stolperte zur Tür. Aber
    der Nebel war schneller, und schon hatte er Bonnie umschlungen. Da fiel
    etwas mit einem lauten Scheppern zu Boden. Sie konnte nicht mehr als
    einige Zentimeter weit sehen. Bonnie öffnete den Mund und versuchte zu
    schreien, aber der Nebel floss über ihre Lippen, und ihr Schrei verwan-
    delte sich in ein gedämpftes Stöhnen. Sie spürte, dass sich ihr Griff um das
    Messer lockerte, und hörte, wie es dumpf auf dem Boden aufprallte. Vor
    ihren Augen verschwamm alles. Bonnie versuchte, einen Fuß zu heben,
    konnte sich aber kaum bewegen.
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    Dann, blind vor Nebel, verlor sie das Gleichgewicht und stürzte vorwärts
    in die Dunkelheit.

Kapitel Einundzwanzig
    Als sie die Augen öffnete, fand Elena sich auf irgendeinem Dachboden
    wieder. Die breiten Bodendielen und die niedrigen Dachsparren waren

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