Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
Stelle bleiben.« Er hielt inne. »Bei meiner
Ehre.«
»Abgemacht«, stimmte Ethan sofort zu. Er schnippte mit den Fingern,
ohne den Blick von Stefano abzuwenden, und Matt taumelte, so plötzlich
von dem Bann befreit, der ihn gelähmt hatte.
Matt atmete tief durch und rannte dann direkt auf den Altar und Chloe
zu. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht konnte er sie immer
noch retten.
»Stopp!« Ethans Stimme peitschte gebieterisch durch den Raum. Matt
erstarrte, einmal mehr außerstande, sich zu bewegen. Ethan sah ihn böse
an. »Du hilfst nicht. Du kämpfst nicht«, sagte er kalt. »Du gehst .«
Matt warf Stefano einen flehenden Blick zu. Er konnte doch unmöglich
einfach fortgehen und Chloe, Stefano und die anderen diesen Society-
Vampiren überlassen. Stefano erwiderte seinen Blick mit unbewegter
Miene. »Tut mir leid, Matt«, sagte er tonlos. »Wenn ich etwas im Laufe
der Jahre gelernt habe, dann, dass man sich manchmal ergeben muss.
Das Beste, was du tun kannst, ist einfach wegzugehen. Ich komme schon
zurecht.«
Und dann hörte Matt plötzlich eine schrille und eindringliche Stimme
in seinem Kopf. Stefanos Stimme. Damon. Hol Damon!
Matt schluckte, und als Ethan seinen Bann erneut von ihm nahm,
nickte er langsam und versuchte, ergeben zu wirken, während er Stefano
mit den Augen signalisierte, dass seine Botschaft angekommen war.
Er konnte die anderen Kandidaten nicht ansehen. Wie sehr er sich auch
beeilte, einige von ihnen würden sterben, bevor er zurückkehrte. Viel-
leicht würde Stefano es schaffen, ein paar zu retten. Vielleicht. Vielleicht
würde er Chloe retten können.
Matts Herz hämmerte vor Entsetzen, in seinem Kopf drehte sich alles
vor Angst. Panisch rannte er zum Ausgang. Er blickte nicht zurück.
Kapitel Achtunddreissig
Bonnie hatte ihre Schlüssel nicht dabei. Sie wusste genau, wo sie waren,
aber das nutzte ihr nicht viel: Sie lagen auf dem Nachttisch neben
Zanders ordentlichem, schlichtem Bett. Sie fluchte und trat gegen die Tür,
Tränen rannen ihr übers Gesicht. Wie sollte sie ihre Sachen
zurückbekommen?
Ein junger Mann öffnete die Eingangstür des Wohnheims. »Himmel,
entspann dich«, murmelte er, aber Bonnie hatte sich bereits an ihm
vorbeigedrängt und polterte die Stufen zu ihrem Zimmer hinauf.
Bitte, lass sie da sein, dachte sie, während sie sich an das Geländer
klammerte, bitte. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass Elena und
Meredith sie trösten würden, dass sie ihr helfen würden, ganz gleich, was
sie während ihres Streits zu ihnen gesagt hatte. Mit ihnen zusammen
würde Bonnie herausfinden, was sie tun sollte.
Aber vielleicht waren sie gar nicht da. Und dann hätte Bonnie keine Ah-
nung, wo sie Meredith und Elena finden sollte, keine Ahnung, wo sie ihre
Freizeit verbrachten.
Wie hatte sie sich nur so weit von ihren besten Freundinnen entfernen
können?, fragte Bonnie sich und wischte sich mit einer Hand über die
Wange. Wie hatte sie sie nur so schlecht behandeln können? Sie wollten
sie doch nur beschützen. Und sie hatten recht, was Zander betraf; sie hat-
ten ja so recht. Bonnie schniefte.
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Kaum hatte sie die oberste Treppenstufe überwunden, hämmerte Bon-
nie mit der Faust gegen ihre Zimmertür. Auf der anderen Seite hörte sie
eine schnelle Bewegung. Sie waren zu Hause. Gott sei Dank.
»Bonnie?«, fragte Meredith erschrocken, als sie die Tür öffnete. »Oh,
Bonnie !« Bonnie warf sich schluchzend in Meredith’ Arme. Meredith zog
sie fest an sich, und zum ersten Mal seit sie vor Zander über die Feuer-
treppe geflohen war, fühlte Bonnie sich sicher.
»Was ist los, Bonnie? Was ist passiert?« Elena tauchte hinter Meredith
auf und musterte sie ängstlich. Bonnie bemerkte, dass auch Elenas
Gesicht tränenüberströmt war, blass und mitgenommen. Offensichtlich
war sie in irgendetwas hineingeplatzt, aber darauf konnte Bonnie im Mo-
ment keine Rücksicht nehmen.
Da erhaschte sie hinter Elena einen Blick in den Spiegel. Ihr Haar stand
in einer wilden roten Wolke von ihrem Kopf ab, ihre Augen waren glasig
und ihr bleiches Gesicht war von Schmutz und Tränen verschmiert. Ich
sehe aus, dachte Bonnie leicht hysterisch, als wäre ich von Werwölfen
gejagt worden.
»Werwölfe«, heulte sie, als Meredith sie ins Zimmer zog. »Sie sind alle
Werwölfe.«
»Was redest …« Meredith brach ab. »Bonnie, meinst du Zander und
seine Freunde? Sie sind Werwölfe ?«
Bonnie nickte heftig und vergrub ihr
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