Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
hingehe.«
Er grinste und Bonnies Haut begann zu prickeln. Sein Lächeln war
ebenfalls umwerfend, er strahlte über das ganze Gesicht. »Nett, dass du
das sagst«, erwiderte er, »aber wir hätten wohl besser aufpassen sollen,
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wo wir langgehen, statt uns die ganze Zeit gegenseitig anzurempeln.
Meine Freunde sind manchmal ein wenig … wild.«
Er schaute an ihr vorbei, und Bonnie folgte seinem Blick. Seine Clique
war stehen geblieben und wartete etwas weiter vorne auf ihn. Bonnie beo-
bachtete, wie einer davon, ein hochgewachsener, dunkelhaariger Kerl,
einen anderen auf den Hinterkopf schlug, und im nächsten Moment war
eine handfeste Rauferei im Gange.
»Ja, das sehe ich«, sagte Bonnie trocken, und der umwerfende
weißblonde Junge lachte. Bonnie lächelte ebenfalls und richtete ihre
Aufmerksamkeit wieder auf seine Augen.
»Wie auch immer, ich hoffe, du nimmst meine Entschuldigung an. Es
tut mir wirklich leid.« Er streckte die Hand aus. »Ich heiße Zander.«
Sein Händedruck war angenehm fest, seine Hand groß und warm. Bon-
nie spürte, wie sie erneut errötete, aber sie warf ihre roten Locken zurück
und reckte so selbstbewusst wie möglich das Kinn. Sie wollte sich auf
keinen Fall anmerken lassen, dass sie total verwirrt war. Er mochte viel-
leicht umwerfend sein, aber was war schon dabei? Sie selbst war – jeden-
falls irgendwie – mit Damon befreundet und sollte inzwischen an den
Charme umwerfender Jungen gewöhnt sein. »Ich bin Bonnie«, antwor-
tete sie und schaute lächelnd zu ihm auf. »Heute ist mein erster Tag hier.
Bist du auch im ersten Semester?«
»Bonnie«, wiederholte er nachdenklich und zog ihren Namen in die
Länge, als wollte er ihn auskosten. »Nein, ich bin schon seit einer Weile
hier.«
»Zander … Zander«, sangen die Jungen weiter vorne, und die Rufe
wurden
immer
schneller
und
lauter.
»Zander
…
Zander
…
ZanderZanderZander .«
Zander zuckte zusammen und wandte sich seinen Freunden zu. »Sorry,
Bonnie, ich muss mich beeilen«, erklärte er. »Wir sind in einer Art …«, er
machte eine Pause, »… Verein. Aber wie gesagt, es tut mir wirklich leid,
dass wir dich beinah über den Haufen gerannt haben. Ich hoffe, wir sehen
uns bald wieder, okay?«
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Er drückte ihr erneut die Hand, schenkte ihr ein bedauerndes Lächeln
und ging dann rasch in Richtung seiner Clique. Bonnie beobachtete, wie
er sich wieder zu den anderen gesellte. Kurz bevor sie an einem
Wohnheim abbogen, drehte Zander sich zu ihr um, zeigte sein umwer-
fendes Lächeln und winkte ihr zu.
Bonnie hob die Hand, um zurückzuwinken, und schlug dabei verse-
hentlich die schwere Tüte gegen sich, aber da hatte er sich zum Glück
schon wieder abgewandt.
Erstaunlich, dachte sie und erinnerte sich an die Farbe seiner Augen.
Ich könnte mich glatt verlieben.
Matt lehnte an dem wackligen Stapel Koffer, den er vor der Tür seines
Wohnheimzimmers aufgetürmt hatte. »Mist«, fluchte er, während er den
Schlüssel in das Schloss zu manövrieren versuchte. War das auch wirklich
der richtige Schlüssel?
»Hey«, erklang eine Stimme hinter ihm. Matt zuckte zusammen und
ein Koffer krachte auf den Boden. »Hoppla, tut mir leid. Bist du Matt?«
»Ja«, antwortete Matt drehte den Schlüssel ein letztes Mal hin und her
und – die Tür ging auf. Er wandte sich lächelnd um. »Und du bist
Christopher?«
Das College hatte ihm den Namen seines Mitbewohners genannt,
ebenso wie die Tatsache, dass er im Footballteam war. Christopher sah
aus, als sei er ganz in Ordnung. Er war groß und hatte die Statur eines
Linebackers, ein freundliches Lächeln und einen kurzen sandfarbenen
Haarschopf, den er gerade kratzte, als er einem fröhlichen Paar mittleren
Alters hinter ihm Platz machte.
»Hallo, du musst Matt sein«, sagte die Frau, die einen zusammenger-
ollten Teppich und einen Dalcrest-Wimpel trug. »Ich bin Jennifer, Chris-
tophers Mum, und das ist Mark, sein Dad. Ich freue mich, dich kennen-
zulernen. Ist deine Familie auch hier?«
»Ähm, nein, ich bin allein gekommen«, erwiderte Matt. »Meine
Heimatstadt, Fell’s Church, ist zu weit weg.« Er schnappte sich seine
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Koffer, schleppte sie ins Zimmer und beeilte sich, Christophers Familie
aus dem Weg zu gehen.
Das Zimmer war ziemlich klein. An einer Wand stand ein Etagenbett,
gegenüber befanden sich dicht an dicht zwei Schreibtische und zwei
Ankleidekommoden, und dazwischen war noch ein kleines
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