Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
einladend den Kopf in den Nacken und entblößte ihre lange, schlanke Kehle. Stefano zögerte– es war in der Zwischenzeit so viel passiert, er hatte nicht mehr von ihr getrunken, seit sie sich voneinander getrennt hatten–, aber sie zog seinen Mund zu ihrer Kehle herab.
Elenas Blut– so berauschend, so lebendig wie Champagner und gleichzeitig so süß wie Nektar– machte Stefano benommen und durchflutete ihn mit Wärme. Es gab keine Schranken zwischen ihnen, keine Mauern, und er staunte über die unerschütterliche Zärtlichkeit, die er in Elena vorfand.
Eng umschlungen schliefen sie schließlich ein. Die Dunkelheit bedrohte sie von allen Seiten, aber in dieser Nacht waren sie vereint, einer das Licht des anderen.
Kapitel Zehn
»D ie kopflose Leiche, die in der letzten Woche im Wald am Dalcrest College gefunden wurde, konnte jetzt als der Student Ethan Crane identifiziert werden«, verkündete die hübsche Reporterin in den Morgennachrichten mit ernster Miene. »D ie Polizei hat noch keine Stellungnahme abgegeben, ob Crane ermordet wurde oder durch einen außergewöhnlichen Unfall zu Tode kam. Aufgrund der Art der Verletzungen lässt sich wahrscheinlich aber ausschließen, dass Cranes Tod im Zusammenhang mit den jüngsten Tierangriffen in diesem Wald steht.«
Als die Nachrichtensprecherin zum nächsten Thema wechselte, schaltete Meredith den Fernseher aus und fauchte gereizt.
»D ie glauben wohl, dass alle Zuschauer Idioten sind«, zischte sie. »W ie könnte jemand bei einem außergewöhnlichen Unfall im Wald seinen Kopf verlieren?«
Obwohl in dem Aufenthaltsraum des Studentenzentrums niemand außer Bonnie, Meredith, Stefano und Zander war, senkte Elena die Stimme und schaute sich vorsichtig um, bevor sie antwortete. »S ie wollen nur nicht, dass die Leute noch mehr in Panik geraten, als sie es ohnehin schon sind.«
Der leere Aufenthaltsraum ist der beste Beweis dafür, wie verängstigt alle sind, dachte Elena. In den ersten Wochen des Semesters war der Raum jeden Abend gerammelt voll gewesen; die Studenten waren zusammengekommen, um fernzusehen, zu flirten oder sogar zu lernen.
Jetzt jedoch waren alle auf der Hut und blieben in ihren Zimmern, aus Angst, dass sich hinter einem der freundlichen Gesichter auf dem Campus ein Mörder verbergen könnte. Auch Elena war ständig nervös. Sie und ihre Freunde überprüften immer wieder ihre Waffen und überlegten, was Nicolaus vielleicht tun würde. Bisher hatte er allerdings noch gar nichts getan, soweit sie es mitbekommen hatten.
»M ein Psychologiekurs wurde diese Woche abgesagt«, erzählte Bonnie den anderen. »U nd in Englisch ist auch kaum noch jemand da. Viele Studenten sind einfach weggegangen.« Sie zögerte und ihre großen braunen Augen flackerten zwischen Elena und Zander hin und her. »M ein Vater will, dass ich auch nach Hause fahre, und er will versuchen, die Studiengebühren zurückzukriegen. Er meint, ich könne nächstes Jahr wieder herkommen, falls die Überfälle und Vermisstenfälle bis dahin aufgeklärt sind«, gestand sie.
»A ber du ziehst doch nicht wieder nach Hause, oder?«, fragte Elena. Bonnies Vater war schon immer überfürsorglich gewesen, was Bonnie und ihre älteren Schwestern betraf, daher überraschte Elena diese Neuigkeit nicht.
»N atürlich nicht«, erklärte Bonnie entschieden. »I hr braucht mich hier.« Sie schmiegte sich enger an Zander und lächelte ihn an. Er erwiderte ihr Lächeln breit und warm, und Elena ertappte sich dabei, dass sie ebenfalls lächelte. Zander war so etwas wie der Prototyp der Männlichkeit, überhaupt nicht Elenas Fall, aber es war wunderbar, Bonnie mit jemandem zu sehen, der sie so sehr liebte, dass er vor Zufriedenheit strahlte, wann immer sie zusammen waren.
Stefano räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der anderen zu erlangen. »I ch weiß nicht, wovon Nicolaus sich ernährt, aber ich glaube nicht, dass die Leichen, die im Wald gefunden wurden, seine Opfer sind. Laut den Nachrichten handelt es sich um Tierangriffe, und, ähm«– er senkte verlegen den Blick– »i ch habe einen Polizeibeamten mit einem Bann belegt, um herauszufinden, was die Polizei wirklich darüber weiß. Nach dem, was er gesagt hat, sieht es tatsächlich so aus, als würde dort ein Tier Menschen angreifen.«
»D u denkst also, dass es die neuen Vampire sind, die dort töten, nicht jemand so Erfahrenes wie Nicolaus«, stellte Elena fest. Stefano sah ihr in die Augen, und sie wusste, dass er dasselbe dachte wie
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