Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
magisches Talent entdeckt hatte, hatte Bonnie neues Selbstbewusstsein entwickelt. Bonnie fing ihren Blick auf und erwiderte das Lächeln.
»W ir werden sie schlagen, nicht wahr, Elena?«, sagte sie sanft. »U nd Nicolaus ebenfalls, wenn er wieder auftaucht.«
»W ir haben es schließlich schon einmal geschafft«, erwiderte Elena leichthin. Bonnies Miene wurde ernst und Meredith griff wieder nach der Karte und drehte sie nachdenklich in den Händen. Stefano beugte sich vor, um Elenas Hand in seine zu nehmen. Sie alle wussten genau, was notwendig gewesen war, um Nicolaus beim ersten Mal zu besiegen: die vereinten Brüder Stefano und Damon und eine Armee der Toten von Fell’s Church, die sich von dem Land erhob, auf dem sie einst in der Bürgerkriegsschlacht gefallen war. Nichts, das sich wiederholen ließe. Und selbst damals hatten sie nur mit knapper Not überlebt.
»U nd jetzt sind wir sogar stärker«, ergänzte Bonnie unsicher. »R ichtig?«
Elena zwang sich zu einem Lächeln. »N atürlich sind wir das«, bestätigte sie. Meredith griff nach Elenas anderer Hand, und Elena fühlte sich unterstützt und getröstet von Stefano, ihrem Geliebten, auf der einen Seite und Meredith, ihrer Freundin, auf der anderen. Bonnie hob stolz und trotzig den Kopf und Zander richtete sich ebenfalls neben ihr auf.
»W ir sind unbesiegbar, wenn wir vereint sind«, erklärte Elena, und als sie in die entschlossenen Gesichter blickte, glaubte sie es beinahe selbst.
Kapitel Elf
Elena zog ihre robustesten Stiefel an– perfekt um nachts durch den Wald zu stapfen–, als ihr Handy klingelte.
»H allo?« Während sie sich meldete, warf sie einen Blick auf die Uhr. In weniger als fünf Minuten sollte sie sich mit Stefano und drei von Zanders Rudelgefährten treffen, um auf dem Campus zu patrouillieren. Sie klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und schnürte sich hastig die Stiefel zu.
»E lena.« James’ Stimme dröhnte überschwänglich durch den Hörer. »I ch habe gute Neuigkeiten. Andrés ist eingetroffen.«
Elena versteifte sich, während sie immer noch an ihren Schnürsenkeln nestelte. »O h«, murmelte sie schwach. Der menschliche Wächter war schon hier in Dalcrest? Sie schluckte und sprach energischer weiter. »W ill er sich jetzt mit mir treffen?«, fragte sie. »I ch wollte gerade zu einer Verabredung aufbrechen, aber ich könnte…«
»N ein, nein«, unterbrach James sie. »E r ist erschöpft. Aber wenn Sie morgen früh gegen neun herkommen, würde er sich freuen, Sie kennenzulernen.« Er senkte die Stimme, als wolle er nicht belauscht werden. »A ndrés ist außergewöhnlich, Elena«, fügte er stolz hinzu. »I ch kann es gar nicht erwarten, Sie beide miteinander bekannt zu machen.«
Elena band sich das Haar zu einem straffen, praktischen Pferdeschwanz zurück, dankte James und legte rasch auf. Außergewöhnlich, dachte sie nervös. Das konnte alles Mögliche bedeuten. Die himmlischen Wächterinnen, die sie kennengelernt hatte, waren auch außergewöhnlich gewesen, und sie hatten ihr ihre Eltern und ihre Macht genommen und sie damit auf zweifache Weise verstümmelt. Aber James war offensichtlich der Meinung, dass Andrés gut war.
Sie versuchte, ihre Gedanken an den irdischen Wächter zu verdrängen, während sie über den Campus joggte, um die anderen zu treffen. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen; sie würde ihn bald genug kennenlernen.
Stefano und die Werwölfe erwarteten sie am Rande des Waldes. Tristan und Spencer hatten bereits ihre Wolfsgestalt angenommen und schnupperten rastlos und mit gespitzten Ohren, damit sie sofort hörten, wenn Ärger drohte. Der zottelhaarige Jared stand in Menschengestalt bei Stefano, die Hände in den Hosentaschen.
»D a bist du ja«, begrüßte Stefano sie, als Elena zu ihnen trat, und umarmte sie kurz. »B ereit?«
Sie gingen in den Wald; Tristan und Spencer liefen links und rechts neben ihnen her, Kopf und Schwanz hoch aufgerichtet, einen wachsamen Ausdruck in den Augen. Es hatte schon so viele Überfälle auf dem Campus und in der Umgebung gegeben, dass das Rudel fürchtete, der Verantwortung, Dalcrests Studenten zu beschützen, nicht gerecht werden zu können. Elena und ihre Freunde empfanden genauso: Sie waren die Einzigen, die wirklich wussten, welche übernatürlichen Gräuel hier am Werk waren– und deshalb waren sie auch die Einzigen, die für die Sicherheit aller anderen auf dem Campus sorgen konnten.
Bonnie, Meredith,
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