Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
verbissen. Er hob stolz den Kopf und versuchte, Selbstbewusstsein auszustrahlen. Nicolaus musste ihm glauben. »T öte stattdessen mich. Ich bin derjenige, den du am meisten hasst.«
Nicolaus lachte und seine scharfen Eckzähne wurden sichtbar. »O h, doch nicht so schlau«, stellte er höhnisch fest. »E her nobel und langweilig. Also ist Elena diejenige mit dem Hintertürchen. Sie würde lieber alt werden und sterben, statt für ewig in deinen Armen zu leben? Deine große Liebe scheint nicht ganz so groß zu sein, wie du gedacht hast.«
»I ch bin derjenige, den du für Catarinas Tod verantwortlich gemacht hast«, fuhr Stefano unbeirrt fort. »I ch habe versucht, dich in Fell’s Church zu töten. Du kannst mit mir machen, was immer du willst: mich töten, mich dazu zwingen, mich deiner Armee von Gefolgsleuten anzuschließen. Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Wenn du nur Elena in Ruhe lässt. Du wirst niemals in der Lage sein, sie zu töten. Also lass sie einfach gehen.«
Nicolaus kicherte erneut. Plötzlich riss er Stefano dicht an sich und beschnupperte ihn ausgiebig, dann presste er seine Nase an Stefanos Kehle. Der süße, verwesende Gestank des Alten war überwältigend und Stefano drehte es den Magen um. Genauso schnell wie Nicolaus ihn an sich gerissen hatte, stieß er Stefano wieder von sich. »D u stinkst«, stellte er fest. »D u stinkst nach Lügen und Angst. Elena kann getötet werden, und ich werde derjenige sein, der es tut. Das weißt du ganz genau, und das ist auch der Grund, warum du Angst hast.«
Stefano zwang sich, Nicolaus direkt in die Augen zu schauen. »N ein. Sie ist unantastbar«, erklärte er, so fest er konnte. »T öte mich .«
Da schlug Nicolaus zu. Obwohl es ein beinah gelangweilter Schlag mit einer Hand war, flog Stefano durch die Luft. Mit einem lauten Krachen prallte er gegen einen Baum und sackte keuchend zu Boden.
»O h, Salvatore!« Nicolaus ragte über Stefano auf. »I ch hasse dich tatsächlich. Aber ich will dich nicht töten, nicht mehr.«
Stefano schaffte es, gerade so den Kopf zu heben, und ächzte: »W as dann?«
»I ch bin inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, Elena zu töten und dich leben zu lassen«, erwiderte der alte Vampir, dessen weiße Zähne im Sonnenlicht glitzerten. »I ch werde sie vor deinen Augen töten und dafür sorgen, dass das Bild ihres Todes dich für immer verfolgt, wo auch immer du hingehst.« Sein Lächeln wurde breiter. »D as wird dein Schicksal sein.«
Daraufhin drehte Nicolaus sich bedächtig um und schlenderte über die Lichtung, wobei er bewusst darauf verzichtete, sich in Vampirgeschwindigkeit zu bewegen. Kurz bevor Stefano ihn aus den Augen verlor, drehte er sich noch einmal um und grüßte mit zwei Fingern. »I ch werde dich bald wiedersehen«, versprach er. »D ich und deine Liebste.«
Stefano ließ den Kopf auf den Waldboden sinken. Sein Rückgrat schmerzte. Er hatte versagt. Nicolaus war davon überzeugt, dass es irgendeine Möglichkeit gab, Elena zu töten, und er würde nicht aufgeben, bevor er sie gefunden hatte.
Sobald er wieder konnte, würde Stefano zu Elena und den anderen zurückkehren und mit ihnen zusammen alles dafür tun, Nicolaus zu bekämpfen. Aber in diesem Moment fühlte er, wie sich eine kalte, unglückliche Dunkelheit in ihm ausbreitete, und er erlaubte sich, darin zu versinken.
Kapitel Achtundzwanzig
Bonnie tappte barfuß über den Campus. Die Pyjamahosen mit den kleinen Eiswaffeln darauf flatterten um ihre Knöchel. Na bravo, dachte sie kläglich. Ich habe mal wieder vergessen, mich anzuziehen.
»B ereit für den Test?«, fragte Meredith neben ihr fröhlich. Bonnie blieb stehen und sah sie argwöhnisch an.
»W elchen Test?«, fragte sie. »W ir haben doch gar keine Kurse zusammen, oder?«
»O h, Bonnie «, seufzte Meredith. »L iest du denn deine E-Mails nicht? Es gab da eine Art Verwechslung, wie sich herausgestellt hat, und wir müssen alle eine Highschool-Prüfung in Spanisch nachholen. Sonst wird unser Abschluss nicht anerkannt.«
Bonnie sah sie starr vor Schreck an. »A ber ich hatte Französisch belegt«, wandte sie ein.
»T ja«, sagte Meredith. »D as ist ja auch der Grund, warum du schon die ganze Zeit hättest lernen sollen. Komm jetzt, wir werden uns verspäten.« Sie legte einen Gang zu, und Bonnie taumelte hinter ihr her und stolperte über die Schnürsenkel ihrer Sneakers.
Moment mal, dachte sie. War ich nicht vor einer Minute noch barfuß?
»W arte, Meredith«,
Weitere Kostenlose Bücher