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Tagebuch für Nikolas

Tagebuch für Nikolas

Titel: Tagebuch für Nikolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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geritten?«
    Ich schaute Matt an, dann schüttelte ich den Kopf. »Daran würde ich mich erinnern.«
    »Ich weiß, wo es ein solches Pferd gibt«, sagte er. »Ich weiß sogar, wo es eine Menge solcher Pferde gibt.«
    Und so fuhren wir nach Oak Bluffs, und da waren sie. Mein Gott, was für ein Anblick.
    Dutzende von leuchtend bunt bemalten Hengsten standen im Kreis unter dem schönsten und strahlendsten bemalten Baldachin, den ich je gesehen hatte. Handgeschnitzte Pferde mit flammend roten Nüstern und schwarzen Glasaugen galoppierten auf ihren unermüdlichen Pfaden in einem fröhlichen Kreis herum.
    Matthew hatte mich zu den Flying Horses gebracht, dem ältesten Karussell im Land. Diese »Fliegenden Pferde« waren immer noch in Betrieb und eine Attraktion für Kinder jeden Alters.
    Wir kletterten hinauf, während die Plattform sich unter uns drehte, und fanden die perfekten Pferde.
    Während die Musik spielte, klammerte ich mich an die silberne Stange und bewegte mich auf dem Pferd auf und nieder, auf und nieder. Ich verfiel dem Zauber des rotierenden Karussells. Matt streckte den Arm aus, um meine Hand zu halten, und versuchte sogar, einen Kuss zu ergattern, was ihm auf bewundernswerte Weise gelang. Was für ein Reiter!
    »Wo hast du gelernt, so zu reiten, Cowboy?«, fragte ich, während wir auf und ab ritten und zugleich immer wieder rundherum.
    »Oh, ich bin jahrelang geritten«, sagte Matt. »Ich habe hier Reitstunden genommen, als ich drei war. Siehst du diesen blauen Hengst da vorn? Der so blau ist wie der Himmel? Ganz toll blau, noch blauer als blau?«
    »Und ob.«
    »Der hat mich ein paarmal abgeworfen. Mann, ich bin ein-oder zweimal ganz schön auf die Schnauze geflogen. Deswegen wollte ich, dass du beim ersten Mal die Stute bekommst, National Velvet. Sie hat ein ausgeglichenes Temperament.«
    »Sie ist schön, Matt. Als Kind bin ich auch ein paarmal geritten, weißt du. Jetzt erinnere ich mich wieder daran. Ich bin immer mit meinem Großvater in Goshen geritten, in New York. Komisch, dass ich mich gerade jetzt daran erinnere.«
    Schöne Erinnerungen sind wie kleine Amulette. Jede einzelne ist etwas Besonderes. Du sammelst sie, eine nach der anderen, bis du eines Tages zurückblickst und entdeckst, dass sie ein langes, buntes Armband ergeben.
    Am Abend dieses Tages würde ich das erste in einer Reihe schöner Amulette von Matthew Harrison haben.



 
    NIEMALS WÜRDE KATIE den Tag vergessen, an dem sie Matt Harrison zum allerersten Mal gesehen hatte. Es war in ihrem kleinen, gemütlichen Büro im Verlag gewesen, und sie hatte sich schon seit Tagen auf die Begegnung gefreut. Die Lieder eines Malers hatten ihr sehr gefallen; sie erschienen ihr wie Kurzgeschichten, die auf magische Weise irgendwie zu kraftvollen und sehr bewegenden Gedichten konzentriert worden waren. Er schrieb über das tägliche Leben - Gartenarbeit, den Anstrich eines Hauses, das Begräbnis eines geliebten Hundes, die Geburt eines Kindes -, aber durch die Wahl seiner Worte destillierte er perfekt das Leben heraus. Katie wunderte sich immer noch, dass sie es gewesen war, die sein Werk entdeckt hatte.
    Und dann trat er durch ihre Bürotür, und sie staunte. Nein, sie war hingerissen. Die primitivsten Teile ihres Gehirns und ihres Nervensystems saugten sich an dem Bild vor ihr fest - an dem Dichter, dem Mann. Katie spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte, und dachte: Katie, pass bloß auf.
    Er war größer als sie - ungefähr eins fünfundachtzig. Er hatte eine wohlgeformte Nase und ein energisch aussehendes Kinn, und alles in seinem Gesicht passte ausnehmend gut zusammen, genau wie in seinen Gedichten. Sein Haar war ziemlich lang, sandbraun und schimmernd. Seine Haut hatte die tiefe Bräune eines Mannes, der im Freien arbeitet. Er lächelte über irgendetwas - hoffentlich nicht über ihre Größe oder ihre Unbeholfenheit oder ihren dämlichen Gesichtsausdruck -, aber in jedem Fall gefiel er ihr, gefiel ihr sehr.
    Sie aßen an jenem Tag gemeinsam zu Abend, und er ließ es auf galante Weise zu, dass sie bezahlte. Etwas später bestand er allerdings darauf, die Rechnung für ein paar Gläser teuren Portwein zu begleichen. Dann gingen sie in einen Jazzclub an der Upper West Side, in die »Abendschule«, wie Katie es nannte, wenn sie abends noch arbeitete. Schließlich setzte er sie nachts um halb drei bei ihrer Wohnung ab, entschuldigte sich aufrichtig und überschwänglich, küsste sie zärtlich auf die Wange, und schon war er mit dem

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