Tagebuch für Nikolas
als andere darauf vorbereitet.
Ich irrte mich. Ich war in argen Schwierigkeiten - die Art von Problemen, an die man lieber gar nicht erst denkt.
Hallo Nikolas!
Wir hatten die beste Ärztin auf Martha’s Vineyard und eine der besten in ganz Neuengland. Dr. Constance Cotter traf ungefähr zehn Minuten nach mir und Matt im Krankenhaus ein.
Inzwischen fühlte ich mich wieder ein bisschen besser, doch Connie Cotter überwachte mich in den nächsten zwei Stunden persönlich. Ich konnte ihre Besorgnis sehen; ich sah es in ihrem Gesicht und daran, wie sie die Kiefer zusammenpresste. Sie machte sich Sorgen wegen meines Herzens. War es stark genug? Und sie machte sich Sorgen um dich, Nicky.
»Das kann gefährlich werden, Suzanne«, sagte Con-nie, die mir keine falschen Hoffnungen machte. »Dein Blutdruck ist so hoch, dass ich es am liebsten sähe, würdest du sofort deine Wehen bekommen. Ich weiß, es ist noch nicht so weit, aber du machst mir große Sorgen. Auf jeden Fall behalte ich dich heute Nacht hier - und so viele weitere Nächte, wie ich es für nötig halte. Keine Widerrede.«
Ich schaute Connie an, als wollte ich sagen: Du machst wohl Scherze! Ich bin selbst Ärztin und weiß, wann es akut wird. Außerdem wohne ich nur ein Stück die Straße hinunter, nahe beim Krankenhaus. Ich komme sofort her, falls nötig.
»Denk nicht mal daran, Suzanne. Du bleibst hier. Lass dich aufnehmen, und ich komme noch einmal vorbei und sehe nach dir, bevor ich gehe. Keine Diskussionen, Suzanne!«
Es war seltsam, als ich mich in das Krankenhaus einweisen ließ, in dem ich arbeitete. Ungefähr eine Stunde später saßen Matt und ich in meinem Zimmer und warteten auf Connies Rückkehr. Ich erzählte Matt, was ich bis jetzt erfahren hatte, besonders über einen Zustand, der Präeklampsie genannt wird.
»Was ist Präeklampsie, Suzanne?«, fragte er. Er wollte sämtliche Details in für Laien verständlicher Sprache erklärt bekommen und stellte genau die richtigen Fragen. Also erklärte ich es ihm, und er bewegte sich unruhig auf dem Stuhl.
»Du wolltest es wissen«, sagte ich, als ich geendet hatte.
Endlich kam Connie herein. Sie maß noch einmal meinen Blutdruck. »Er ist höher als vorher, Suzanne«, sagte sie. »Wenn er in den nächsten paar Stunden nicht heruntergeht, werde ich die Geburt einleiten.«
Ich hatte Matt noch nie so nervös gesehen. »Ich bleibe heute Nacht bei dir, Suzanne«, sagte er.
»Sei nicht dumm«, erwiderte ich. »Du willst auf einem unbequemen Stuhl sitzen und zusehen, wie ich schlafe? Das ist verrückt.«
Doch Connie schaute mich an und sagte in dem Kliniktonfall, den sie nur bei Patienten benutzte: »Ich halte das für eine sehr gute Idee. Matt sollte bei dir bleiben, Suzanne.«
Dann kontrollierte Connie noch einmal meinen Blutdruck, bevor sie uns für die Nacht verlassen wollte.
Ich musterte ihr Gesicht und suchte nach irgendwelchen Anzeichen der Besorgnis. Was war das für ein Blick?
Connie schaute mich so seltsam an; ich wurde nicht schlau aus ihr.
Schließlich sagte sie: »Suzanne, ich bekomme nur einen sehr schwachen Herzton vom Baby. Es muss sofort heraus.«
Lieber Nikolas,
mein Leben lang hatte ich mir ein Baby gewünscht. Ich wollte eine natürliche Geburt erleben, genau wie meine Mutter und meine Großmutter. Connie wusste, wie wichtig eine natürliche Niederkunft für mich war. Matt und ich hatten zusammen Lamaze-Kurse besucht. Sie hörte mich in ihrem Büro und sogar beim Mittagessen ununterbrochen davon reden.
Ich sah die Trauer und den Schmerz in ihrem Gesicht, als sie sich nun über mich beugte. Sie ergriff mit beiden Händen fest die meine.
»Suzanne«, flüsterte sie, »ich wollte das Baby gerne so auf die Welt bringen, wie du es dir gewünscht hast. Aber du weißt, dass ich weder dich noch dein Kind einem Risiko aussetzen werde. Wir müssen einen Kaiserschnitt machen.«
Mir stiegen Tränen in die Augen, doch ich nickte. »Ich weiß, Connie. Ich vertraue dir.«
Dann brach um mich herum hektische Aktivität aus.
Connie legte eine intravenöse Kanüle in meinem Arm und verabreichte mir Magnesiumsulfat. Ich fühlte mich augenblicklich miserabel, schlechter als je zuvor. Ein wütender Kopfschmerz überfiel mich.
Matt war bei mir, während ich für den Kaiserschnitt vorbereitet wurde. Ein anderer Arzt sagte ihm, dass es sich um einen Notfall handle. Er könne nicht bei mir bleiben.
Gott sei Dank kam in diesem Augenblick Connie zurück und entschied anders.
Dann erklärte sie
Weitere Kostenlose Bücher