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Tagebuch für Nikolas

Tagebuch für Nikolas

Titel: Tagebuch für Nikolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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mir, was vor sich ging.
    Meine Leber war geschwollen. Die Thrombozyten-Zählung hatte alarmierende Werte ergeben, und mein Blutdruck lag bei 190/130.
    Und schlimmer noch, Nicky, dein Herzschlag wurde schwächer.
    »Du kommst wieder in Ordnung, Suzanne«, hörte ich Connie immer wieder sagen. Ihre Stimme war wie ein Echo aus einer entfernten Schlucht. Die Deckenbeleuchtung über meinem Kopf schien sich unkontrolliert zu drehen.
    »Was ist mit Nicky?«, flüsterte ich mit Lippen, so trocken wie Pergament.
    Ich wartete darauf, dass sie sagte: »Und Nicky wird es auch gut gehen.«
    Doch Connie sagte es nicht, und wieder stiegen mir Tränen in die Augen.
    Ich wurde in den Operationssaal gerollt, wo alles bereit war. Meine Thrombozytenzählung war weiter gefallen. Ich wusste, was vor sich ging. Ich war dabei, innerlich zu verbluten … ich würde sterben.
    Während mir die Periduralanästhesie verabreicht wurde, sah ich Dr. Leon, meinen Kardiologen, neben dem Anästhesisten stehen. Warum war Leon gekommen? O Gott, nein. Bitte, tut das nicht. O bitte, bitte, bitte. Ich bitte euch. Eine Sauerstoffmaske wurde mir aufs Gesicht gesetzt. Ich versuchte, mich zu wehren.
    Connie hob die Stimme. »Nein, Suzanne. Nimm den Sauerstoff.«
    Ich fühlte mich wie auf glühenden Kohlen. Es lag am Magnesiumsulfat; aber das wusste ich nicht mehr. Ich wusste auch nicht mehr, dass meine Nieren versagten, dass meine Thrombozyten gefährlich niedrig waren, dass mein Blutdruck noch weiter auf alarmierende 200/ 115 gestiegen war. Ich wusste nicht, dass mir Steroide injiziert wurden, um die Lungenfunktion des Babys und seine Überlebenschancen zu verbessern.
    Die nächsten Minuten vergingen wie im Nebel. Ich sah einen Wundhaken … und besorgte Blicke von Connie.
    Ich hörte rasche, abgehackte Anweisungen und das Piepsen von Maschinen; ich hörte Matts Stimme, der immer wieder aufmunternde Worte sagte. Ich hörte ein lautes, schlürfendes Geräusch, als Fruchtwasser und Blut aus meinem Leib abgesaugt wurden.
    Was mich aus dem unwirklichen Gefühl herausholte, in eine andere Welt eingetreten zu sein, war - ein Schrei. Ein lauter, kräftiger Schrei. Du hattest deine Ankunft wie ein starker Krieger angekündigt, Nicky.
    Ich begann zu weinen. Auch Matt und Connie brachen in Tränen aus. Du warst so ein kleines Ding, gerade mal 2800 Gramm. Aber so stark. Und so munter.
    Du hast Daddy und mich direkt angeschaut. Ich werde es nie vergessen. Das allererste Mal, dass ich dein Gesicht sah.
    Ich konnte dich in den Armen halten, bevor du in die Neugeborenenstation gebracht wurdest. Ich konnte in deine schönen Augen sehen, die du offen zu halten versuchtest, und ich konnte zum ersten Mal flüstern: »Ich liebe dich.«
    Nikolas, der Krieger!



 
     
    IN DIESER NACHT wurde Katie wieder von Furcht und Verwirrung überfallen. Während sie noch ein paar Seiten des Tagebuchs las, zwang sie sich, Pasta Primavera zu essen und Tee zu trinken. Es half nicht.
    Alles bewegte sich viel zu schnell in ihrem Kopf und besonders in ihrem wunden, gedunsenen Körper.
    Ein Baby war geboren worden . Nikolas, der Krieger.
    Und ein anderes Kind wuchs in ihr.
    Denk nach. Denk jetzt logisch nach, Katie. Welche Möglichkeiten gab es überhaupt? Was könnte jetzt wirklich der Fall sein?
    Matt hatte Suzanne all die Monate betrogen?
    Matt hatte sie betrogen, und Katie war nicht die Erste?
    Matt hatte Suzanne und Nikolas aus irgendeinem Grund verlassen, der noch im Tagebuch enthüllt wurde? Waren sie geschieden?
    Suzanne hatte Matt wegen eines anderen verlassen?
    Suzanne war gestorben, weil ihr Herz schließlich versagte?
    Suzanne war am Leben, aber sehr krank?
    Wo war Suzanne in diesem Augenblick? Vielleicht sollte ich versuchen, sie auf Martha’s Vineyard anzurufen, sagte sich Katie. Vielleicht sollten wir miteinander reden. Katie war nicht sicher, ob das eine gute Idee war oder der schlimmste Fehler, den sie im Leben begehen würde.
    Sie versuchte, alles genau zu durchdenken. Was hatte sie zu verlieren? Ein wenig Stolz, sonst nicht viel. Aber wie war es mit Suzanne? Was, wenn sie keine Ahnung von Matt hatte? War das möglich? Ja, natürlich. War es nicht ziemlich genau das, was Katie passiert war? In diesem Augenblick erschien ihr alles möglich. Alles war möglich. Was war wirklich geschehen?
    Es war alles so überwältigend. Der Mann, den sie geliebt hatte, dem sie vertraut hatte, von dem sie geglaubt hatte, ihn vollkommen zu verstehen, hatte sie verlassen.
    Sie erinnerte sich an

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