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Tagebuch für Nikolas

Tagebuch für Nikolas

Titel: Tagebuch für Nikolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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würde ich dich ins Krankenhaus einweisen. Was die Abtreibung betrifft, bin ich ganz Dr. Davis’ Meinung. Es ist natürlich deine Entscheidung, aber du setzt dich einem hohen Risiko aus.«
    »Du lieber Gott, Connie«, sagte ich. »Außer dass ich meine Praxis ganz schließe, tue ich wirklich alles, was ich kann. Ich bin so vorsichtig, so brav.«
    »Dann hör ganz mit der Arbeit auf«, entgegnete sie, ohne zu zögern. »Ich mache keine Witze, Suzanne. Mir gefällt überhaupt nicht, was mit dir los ist. Wenn du nach Hause gehst und völlige Ruhe einhältst, haben wir eine Chance. Wenn nicht, weise ich dich ein.«
    Ich wusste, dass Connie meinte, was sie sagte. Das war immer so.
    »Ich gehe jetzt nach Hause«, murmelte ich. »Ich kann das Baby nicht aufgeben.«
    Lieber Nikolas,
    es tut mir schrecklich Leid, mein Schatz. Ein Monat ist vergangen, und ich hatte sehr viel zu tun und war so müde, dass ich keine Gelegenheit hatte zu schreiben. Ich werde versuchen, es wieder gutzumachen.
    Du bist jetzt elf Monate alt, und deine Lieblingswörter sind Dada, Mama, wow, guck, Boot, Ball, Wasser (Wa), Auto, und dein absoluter Favorit ist LICHT. Du bist ganz verrückt nach Lichtern. Du sagst: »Jicht.«
    Du bist zurzeit wie ein Spielzeug zum Aufziehen. Du läufst einfach und läufst und läufst und läufst und läufst…
    Ich war gerade dabei, mein »Sei ein guter Junge« für dich zu rappen, als das Telefon klingelte. Es war Connie Cotters Sprechstundenhilfe. Sie bat mich, am Apparat zu bleiben.
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor Connie an den Hörer ging. Du kamst herüber, Nicky, und wolltest mir das Telefon wegnehmen. »Okay, mein Schatz. Warum sprichst du nicht mit Dr. Cotter«, schlug ich dir vor.
    »Suzanne?«
    »Ja, ich bin hier. Ich mache es mir zu Hause gemütlich.«
    »Hör mal …wir haben deine letzten Blutwerte bekommen …«
    Oh, diese schreckliche Ärzte-Pause, dieses Suchen nach der richtigen Formulierung. Das kannte ich nur zu gut.
    »Und … ich bin nicht sehr zufrieden. Du kommst in einen gefährlichen Bereich. Ich möchte dich sofort aufnehmen. Du musst Infusionen bekommen. Ich werde dir die Blutwerte zeigen, wenn du da bist. Wie schnell kannst du kommen?«
    Die Worte rauschten wie eine Sturmbö durch meinen Kopf und nahmen mir meine ganze Kraft. Ich war am Boden zerstört. Ich musste mich auf der Stelle hinsetzen. Den Hörer am Ohr, ließ ich den Kopf zwischen die Beine sinken.
    »Ich weiß nicht, Connie. Ich bin hier mit Nicky. Matt arbeitet.«
    »Das geht nicht, Suzanne. Du könntest in Schwierigkeiten kommen, Schatz. Ich rufe Jean an, wenn du es nicht tust.«
    »Nein, nein. Ich werde sie anrufen. Jetzt sofort.«
    Ich legte auf, und du hast meine Hand festgehalten wie ein starker kleiner Krieger. Du wusstest ganz von selbst, was du tun musstest - das musst du von deinem Daddy gelernt haben.
    Ich erinnere mich, dass ich dich in die Wiege gelegt und die Kordel an deiner Spieluhr gezogen habe. »Whistle A Happy Tune« spielt sie. Es war schön, selbst in meiner Verfassung.
    Ich erinnere mich, dass ich deine Nachttischlampe angemacht und die Vorhänge zugezogen habe.
    Ich erinnere mich, dass ich auf dem Weg nach unten war, um Grandma Jean und dann Matt anzurufen.
    Dann weiß ich nichts mehr.
    Matt fand mich, Nicky.
    Ich lag unten an der Treppe, schlaff wie eine Stoffpuppe. Ich hatte eine tiefe Wunde quer über dem Nasenrücken. War ich die ganze Treppe hinuntergefallen? Matt rief Grandma Jean an und brachte mich so schnell es ging in die Notaufnahme.
    Von dort wurde ich in die Notfallstation gebracht. Ich wachte inmitten hektischer Aktivität auf, die um mein Bett herum herrschte. Matt war nicht mehr da.
    Ich rief nach ihm, und er und Connie waren binnen Sekunden an meinem Bett. »Du bist schwer gestürzt, Suzanne«, sagte Matt. »Du bist im Haus ohnmächtig geworden.«
    »Wie geht es dem Baby? Connie, was ist mit meinem Baby?«
    »Wir haben Herztöne, Suzanne, aber die Lage ist nicht gut. Dein Blutdruck ist lebensgefährlich, deine Eiweißwerte sind Schwindel erregend hoch und …«
    Sie zögerte lange genug, dass ich begriff, dass es da noch ein großes »Und« gab.
    »Und was?«, fragte ich.
    »Und du hast eine Toxämie. Das könnte der Grund sein, warum du zu Hause ohnmächtig geworden bist.«
    Ich wusste natürlich, was das bedeutete. Mein Blut war dabei, mich und das Baby zu vergiften. Ich hatte nie davon gehört, dass so etwas in einem frühen Stadium der Schwangerschaft vorkommt, aber Connie

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