Tagebuch für Nikolas
die Tür und kniete mich auf die oberste Stufe. Vielleicht war ich müde und ausgelaugt von dem langen, anstrengenden Tag. Vielleicht hatte es einen anderen Grund, einen wichtigeren Grund, etwas, das ich immer noch nicht erklären kann.
Vielleicht erinnerte ich mich an den König, der sich in den Schnee gekniet hatte, in der Hoffnung, dass er nicht exkommuniziert würde und dass Papst Gregor ihm vergab.
Ich war sehr verletzt gewesen draußen am Strand, aber mir war auch klar, dass ich mich egoistisch verhalten hatte. Ich hätte nicht weglaufen und dich und Matt allein zu Haus lassen sollen.
»Verzeih, dass ich einfach so davongelaufen bin«, sagte ich, als Matt die Tür öffnete. »Dass ich von dir weggelaufen bin. Ich hätte hier bleiben und es mit dir zu Ende besprechen sollen.«
»Du weißt es besser«, flüsterte er und streichelte mir sanft übers Haar. »Es gibt nichts zu verzeihen, Suzanne.«
Matt zog mich auf die Füße und nahm mich in die Arme. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte mich. Ich horchte auf den kräftigen Schlag seines Herzens. Er schmiegte das Kinn an meinen Kopf. Ich ließ mich von seiner Wärme durchströmen.
»Es ist nur so, Matt, dass ich das Baby behalten möchte. Ist das so schrecklich?«
»Nein, Suzanne. Das ist nicht schrecklich. Dass ich dich verlieren könnte, das wäre schrecklich… das könnte ich nicht ertragen. Wenn ich dich verliere … ich glaube, ich könnte nicht weiterleben. Ich liebe dich so sehr. Ich liebe dich und Nicky.«
Ach Nicky, Nicky,
das Leben kann manchmal unerbittlich sein. Lerne diese Lektion, mein süßer kleiner Junge. Ich war gerade nach ein paar Stunden in der Praxis nach Hause gekommen. Eigentlich nur Routine, nichts Ungewöhnliches, nichts Anstrengendes. Genau genommen fühlte ich mich ziemlich munter.
Ich fuhr zum Haus zurück, um ein kleines Nickerchen zu machen, bevor ich am Nachmittag noch einen Hausbesuch hatte. Du warst tagsüber bei Grandma Jean. Matt hatte einen Auftrag drüben in East Chop.
Ich wollte es ruhig angehen lassen und ein hübsches, gesundes und erholsames Schläfchen machen. Ich hatte am nächsten Tag einen Termin bei Connie - wegen des Babys.
Ich fiel aufs Bett, und plötzlich wurde mir schwindelig. Mein Herz begann etwas heftiger zu pochen. Seltsam. Ich fühlte, dass ich wie aus dem Nichts Kopfschmerzen bekam.
In Kürze würde es wie aus Kübeln schütten, und der Luftdruck war gefallen. Manchmal bekomme ich bei einer solchen Wetterlage Kopfschmerzen.
Mein Termin bei Connie war erst morgen, aber ich überlegte, ob ich bis dahin warten sollte. Vielleicht würde ich mich in einer Stunde besser fühlen oder wenn der Regen endlich kam.
Ich war so nervös und so sehr darauf bedacht, gesund zu bleiben, dass ich mich schon selbst in die Neurose trieb, um Gottes willen!
Ganz ruhig, Suzanne , sagte ich mir. Leg dich hin, mach die Augen zu und befiehl all deinen Körperteilen, sich zu entspannen.
Deinen Augen, deinem Mund, deiner Brust, deinem Bauch, deinen Armen, deinen Beinen, deinen Füßen, deinen Zehen.
Entspanne sie alle und schlüpf unter die Decke, unter dein Goldenes Vlies.
Alles, was du brauchst, ist eine Stunde Ruhe, eine Pause, und wenn du aufwachst, fühlst du dich besser.
Schlaf einfach ein, schlaf jetzt ein, schlaf …
»Suzanne, was ist los?«
Beim Klang von Matts sanftem Flüstern drehte ich mich auf dem Ruhebett um. Ich fühlte mich immer noch nicht besonders gut. Er beugte sich tiefer über mich, und er sah besorgt aus. »Suzanne? Kannst du sprechen, Schatz?«
»Hab morgen einen Termin bei Connie«, sagte ich schließlich. Das war komisch. Ich brauchte meine ganze Kraft, nur um diese paar Worte hervorzubringen.
»Wir gehen jetzt gleich zu Connie«, erwiderte Matt.
Als wir bei Connie ankamen, warf sie nur einen Blick auf mich und sagte: »Nimm es nicht persönlich, aber du siehst ziemlich bescheiden aus, Suzanne.«
Sie maß den Blutdruck, nahm mir Blut und Urin ab und machte schließlich ein EKG. Während der Untersuchungen war ich wie im Nebel. Ich fühlte mich leer und machte mir jetzt doch Sorgen.
Nach meiner Untersuchung setzte Connie sich mit Matt und mir zusammen. Sie sah nicht glücklich aus. »Dein Blutdruck ist zu hoch, aber es wird etwa einen Tag dauern, bis wir die Ergebnisse der Blutuntersuchung haben. Ich werde ein bisschen Druck machen.
Im Großen und Ganzen ist dein Zustand stabil, aber mir gefällt nicht, wie du dich heute gefühlt hast. Und wie du aussiehst. Am liebsten
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