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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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Daan erzählte: »Montagmorgen um neun Uhr rief Goldschmidt an und fragte, ob ich mal schnell vorbeikommen könnte. Ich ging sofort hin und fand ihn in großer Aufregung vor. Er gab mir den Zettel zu lesen, den Sie zurückgelassen hatten, und wollte die Katze laut Anweisung zu den Nachbarn bringen, was ich sehr gut fand. Er hatte Angst vor einer Hausdurchsuchung, deshalb gingen wir durch alle Zimmer, deckten den Tisch ab und räumten ein bisschen auf. Plötzlich entdeckte ich auf Frau Franks Schreibtisch einen Zettel, auf dem eine Adresse in Maastricht stand. Obwohl ich wusste, dass Frau Frank ihn absichtlich hingelegt hatte, tat ich sehr erstaunt und erschrocken und bat Herrn Goldschmidt dringend, dieses Unglückspapierchen zu verbrennen. Die ganze Zeit blieb ich dabei, dass ich nichts von Ihrem Verschwinden wüsste. Aber nachdem ich den Zettel gesehen hatte, bekam ich eine gute Idee. ›Herr Goldschmidt‹, sagte ich, ›jetzt fällt mir auf einmal ein, was diese Adresse bedeuten kann. Ich erinnere mich genau, dass vor ungefähr einem halben Jahr ein hoher Offizier im Büro war, der sich als ein Jugendfreund von Herrn Frank erwies und versprach, ihm zu helfen, wenn es nötig sein würde, und der tatsächlich in Maastricht stationiert war. Ich nehme an, er hat Wort gehalten und die Franks auf irgendeine Art nach Belgien und von dort in die Schweiz gebracht. Erzählen Sie das auch den Bekannten, die vielleicht nach den Franks fragen. Maastricht brauchen Sie dann natürlich nicht zu erwähnen.‹ Und damit ging ich weg. Die meisten Bekannten wissen es jetzt schon, denn ich habe meinerseits schon von verschiedenen Seiten diese Erklärung gehört.«
    Wir fanden die Geschichte sehr witzig, lachten aber noch mehr über die Einbildungskraft der Leute. So hatte eine Familie vom Merwedeplein uns alle vier morgens auf dem Fahrrad vorbeikommen sehen, und eine andere Frau wusste sicher, dass wir mitten in der Nacht auf ein Militärauto geladen worden waren.
    Deine Anne

Freitag, 21. August 1942
    Beste Kitty!
    Unser Versteck ist nun erst ein richtiges Versteck geworden. Herr Kugler fand es nämlich besser, vor unsere Zugangstür einen Schrank zu stellen (weil viele Hausdurchsuchungen gemacht werden, um versteckte Fahrräder zu finden), aber natürlich einen Schrank, der drehbar ist und wie eine Tür aufgeht. Herr Voskuijl hat das Ding geschreinert. (Wir haben ihn inzwischen über die sieben Untergetauchten informiert, und er ist die Hilfsbereitschaft selbst.)
    Wenn wir nach unten gehen wollen, müssen wir uns jetzt immer erst bücken und dann einen Sprung machen. Nach drei Tagen liefen wir alle mit Beulen an der Stirn herum, weil jeder sich an der niedrigen Tür stieß. Peter hat dann ein Tuch mit Holzwolle davor genagelt. Mal sehen, ob es hilft!
    Lernen tue ich nicht viel, bis September mache ich Ferien. Danach will Vater mir Unterricht geben, doch erst müssen wir die neuen Schulbücher kaufen.
    Viel Veränderung kommt in unser Leben hier nicht. Heute sind Peters Haare gewaschen worden, aber das ist nicht so etwas Besonderes. Herr van Daan und ich sind dauernd zerstritten. Mama tut immer, als ob ich ein Baby wäre, und das kann ich nicht ausstehen. Peter finde ich noch immer nicht netter. Er ist ein langweiliger Junge, faulenzt den ganzen Tag auf seinem Bett, tischlert mal ein bisschen und geht dann wieder dösen. Was für ein Dummkopf!
    Mama hat mir heute Morgen wieder eine elende Predigt gehalten. Wir sind immer genau gegenteiliger Meinung. Papa ist ein Schatz, auch wenn er mal fünf Minuten böse auf mich ist.
     

    Draußen ist schönes, warmes Wetter, und trotz allem nutzen wir das so weit wie möglich aus, indem wir uns auf dem Dachboden auf das Harmonikabett legen.
    Deine Anne

21. September 1942 (Nachtrag)
    Herr van Daan ist in der letzten Zeit katzenfreundlich zu mir, ich lasse es mir ruhig gefallen.

Mittwoch, 2. September 1942
    Liebe Kitty!
    Herr und Frau van Daan haben heftigen Streit gehabt. So etwas habe ich noch nie erlebt, da Vater und Mutter nicht daran denken würden, einander derartig anzuschreien. Der Anlass war so geringfügig, dass es nicht mal der Mühe wert war, ein einziges Wort darüber zu verlieren. Na ja, jeder nach seinem Geschmack.
    Für Peter ist es natürlich unangenehm, er steht doch dazwischen. Aber er wird von niemand mehr ernst genommen, weil er schrecklich zimperlich und faul ist. Gestern war er ganz beunruhigt, weil er statt einer roten eine blaue Zunge bekommen hatte. Diese seltsame

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