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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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seine Serviette fiel zu Boden, und mit einem feuerroten Kopf schrie er: »Jetzt ist es aber genug.«
    Vater nahm ihn am Arm, da er Schlimmes befürchtete, und zusammen gingen die beiden Herren zum Dachboden. Nach viel Sträuben und Trampeln landete Peter in seinem Zimmer. Die Tür ging zu, und wir aßen weiter.
    Frau van Daan wollte ein Butterbrot für ihr Sohnemännchen übrig lassen, aber Herr van Daan war unerbittlich. »Wenn er nicht sofort um Entschuldigung bittet, muss er auf dem Dachboden schlafen.«
    Wir protestierten und fanden, ohne Essen zu bleiben sei schon Strafe genug. Und wenn er sich erkälten würde, könnte noch nicht mal ein Doktor vorbeikommen.
    Peter bat nicht um Entschuldigung, er war schon wieder auf dem Oberboden. Herr van Daan kümmerte sich nicht mehr darum, bemerkte aber morgens, dass Peters Bett doch benutzt worden war. Um sieben Uhr war Peter schon wieder auf dem Dachboden, wurde aber durch Vaters freundschaftliche Worte dazu gebracht, herunterzukommen.
    Drei Tage mürrische Gesichter, hartnäckiges Schweigen, und alles lief wieder in gewohnten Gleisen.
    Deine Anne

Montag, 21. September 1942
    Liebe Kitty!
    Heute werde ich dir kurz die allgemeinen Neuigkeiten vom Hinterhaus erzählen. Über meiner Bettcouch ist ein Licht angebracht worden, damit ich nur an der Schnur zu ziehen brauche, wenn nachts geschossen wird. Im Augenblick geht das aber nicht, da unser Fenster Tag und Nacht spaltbreit geöffnet ist.
    Die männlichen van Daans haben einen komfortablen, gebeizten Vorratsschrank geschreinert, mit richtigem Fliegengitter. Dieses glorreiche Ding stand bis jetzt in Peters Zimmer, ist nun aber wegen der größeren Frische auf den Dachboden gestellt worden. Jetzt gibt es stattdessen ein Brett. Ich habe Peter geraten, den Tisch dort hinzustellen, mit einer hübschen Decke, und das eine Schränkchen an die Wand zu hängen, wo jetzt der Tisch ist. Dann könnte es noch ein gemütliches Kämmerchen werden, auch wenn ich nicht gern da schlafen wollte.
    Frau van Daan ist unausstehlich. Ständig bekomme ich von oben Standpauken, weil ich zu viel schwätze. Ich mache mir aus ihren Worten aber nichts! Mit Madame ist immer was anderes. Jetzt will sie die Töpfe nicht abwaschen. Wenn noch ein Restchen drin ist, tut sie das nicht in eine Glasschale, sondern lässt es lieber im Topf verderben. Und wenn Margot dann mittags beim Spülen viele Töpfe hat, sagt Madame auch noch: »Och, Margotchen, Margotchen, du hast aber viel zu tun!«
    Herr Kleiman bringt jede zweite Woche ein paar Mädchenbücher für mich mit. Ich bin begeistert von der Joop-ter-Heul-Serie. Cissy van Marxfeldt gefällt mir im Allgemeinen besonders gut. »Eine Sommertorheit« habe ich schon viermal gelesen und muss noch immer über die komischen Situationen lachen.
    Mit Vater bin ich jetzt damit beschäftigt, einen Stammbaum seiner Familie zu machen, und dabei erzählt er etwas von jedem.
    Das Lernen hat angefangen. Ich mache viel für Französisch und pauke jeden Tag fünf unregelmäßige Verben. Aber ich habe bitter viel von dem, was ich in der Schule gelernt habe, vergessen. Peter hat seufzend seine Englischaufgaben wieder aufgenommen. Gerade sind einige Schulbücher angekommen. Einen umfangreichen Vorrat an Heften, Bleistiften, Radiergummis, Etiketten usw. habe ich von zu Hause mitgebracht. Pam (das ist Vaters Kosename) erhebt Anspruch auf Unterricht in Niederländisch. Ich finde das prima, sozusagen als Gegenleistung für seine Hilfe in Französisch und anderen Fächern. Aber die Schnitzer, die er macht, sind unglaublich!
    Ich höre manchmal den Sender Oranje. Kürzlich sprach Prinz Bernhard. Ungefähr im Januar wird wieder ein Kind bei ihnen geboren werden, sagte er. Ich finde das schön. Hier verstehen sie nicht, dass ich so oranje-treu gesinnt bin.

    Vor einigen Tagen sprachen wir darüber, dass ich noch viel lernen müsste, mit der Folge, dass ich mich am nächsten Tag gleich hart an die Arbeit gemacht habe. Ich habe wirklich keine Lust, mit vierzehn oder fünfzehn Jahren noch in der ersten Klasse [4]   zu sitzen. Es kam auch zur Sprache, dass ich fast nichts lesen darf. Mutter liest gerade »Heeren, Vrouwen en Knechten«, das darf ich natürlich noch nicht lesen (Margot schon!), ich muss erst noch etwas weiter entwickelt sein, so wie meine begabte Schwester. Wir sprachen auch darüber, dass ich über Philosophie, Psychologie und Physiologie (diese Wörter habe ich erst mal nachgeschlagen) tatsächlich nichts weiß. Vielleicht

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