Tagebuch (German Edition)
Volleyball als Geburtstagsspiel ausgesucht habe. Sanne Ledermann war schon da. Ilse Wagner, Hanneli Goslar und Jacqueline van Maarsen habe ich mitgebracht, die sind bei mir in der Klasse. Hanneli und Sanne waren früher meine besten Freundinnen, und wer uns zusammen sah, sagte immer: »Da laufen Anne, Hanne und Sanne.« Jacqueline van Maarsen habe ich erst auf dem Jüdischen Lyzeum kennen gelernt, sie ist jetzt meine beste Freundin. Ilse ist Hannelis beste Freundin, und Sanne geht in eine andere Schule und hat dort ihre Freundinnen.
Montag, 15. Juni 1942
Sonntagnachmittag war meine Geburtstagsfeier. Rin-tin-tin [2] hat meinen Klassenkameraden gut gefallen. Ich habe zwei Broschen bekommen, ein Lesezeichen und zwei Bücher. Der Club hat mir ein tolles Buch geschenkt, »Niederländische Sagen und Legenden«, aber sie haben mir aus Versehen den zweiten Band gegeben. Deshalb habe ich zwei andere Bücher gegen den ersten Band getauscht. Tante Helene hat noch ein Puzzle gebracht, Tante Stephanie eine Brosche und Tante Leny ein tolles Buch, nämlich »Daisys Ferien im Gebirge«.
Heute Morgen im Bad dachte ich darüber nach, wie herrlich es wäre, wenn ich so einen Hund wie Rin-tin-tin hätte. Ich würde ihn dann auch Rin-tin-tin nennen, und er würde in der Schule immer beim Pedell oder, bei schönem Wetter, im Fahrradunterstand sein.
Ich möchte noch einiges von meiner Klasse und der Schule erzählen und will mit ein paar Schülern anfangen.
Betty Bloemendaal sieht ein bisschen ärmlich aus, ist es, glaube ich, auch. Sie ist in der Schule sehr gescheit. Aber das liegt daran, dass sie so fleißig ist, denn nun lässt die Gescheitheit schon was zu wünschen übrig. Sie ist ein ziemlich ruhiges Mädchen.
Jacqueline van Maarsen gilt als meine beste Freundin. Aber eine wirkliche Freundin habe ich noch nie gehabt. Bei Jopie dachte ich erst, sie könnte es werden, aber es ist schief gegangen.
D. Q. ist sehr nervös, vergisst alles mögliche und bekommt Strafarbeit um Strafarbeit. Sie ist sehr gutmütig, vor allem G. Z. gegenüber. E. S. schwätzt so entsetzlich, dass es nicht mehr schön ist. Wenn sie einen etwas fragt, fasst sie einen immer an den Haaren oder Knöpfen an. Man sagt, dass E. mich nicht ausstehen kann. Aber das ist nicht schlimm, weil ich sie auch nicht sehr sympathisch finde.
Henny Mets ist fröhlich und nett, nur spricht sie sehr laut und ist, wenn sie auf der Straße spielt, sehr kindisch. Es ist sehr schade, dass sie eine Freundin hat, Beppy, die einen schlechten Einfluss auf sie hat, weil dieses Mädchen schrecklich schmutzig und schweinisch ist.
Über J. R. könnten ganze Romane geschrieben werden. Sie ist ein angeberisches, tuschelndes, ekliges, erwachsentuendes, hinterhältiges Mädchen. Sie hat Jopie eingewickelt, und das ist schade. Sie weint beim kleinsten Anlass und ist schrecklich zimperlich. Immer muss Fräulein J. Recht haben. Sie ist sehr reich und hat einen ganzen Schrank voll mit goldigen Kleidern, in denen sie aber viel zu alt aussieht. Das Mädchen bildet sich ein, sehr schön zu sein, aber sie ist gerade das Gegenteil. J. und ich können einander nicht ausstehen.
Ilse Wagner ist ein fröhliches und nettes Mädchen, aber sie ist sehr genau und kann stundenlang jammern. Ilse mag mich ziemlich gern. Sie ist auch sehr gescheit, aber faul.
Hanneli Goslar oder Lies, wie sie in der Schule genannt wird, ist ein bisschen eigenartig. Sie ist meist schüchtern und zu Hause sehr frech. Sie tratscht alles, was man ihr erzählt, an ihre Mutter weiter. Aber sie hat eine offene Meinung, und vor allem in der letzten Zeit schätze ich sie sehr.
Nannie v.Praag-Sigaar ist ein kleines, gescheites Mädchen. Ich finde sie ganz nett. Sie ist ziemlich klug. Viel ist über sie nicht zu sagen.
Eefje de Jong finde ich großartig. Sie ist erst zwölf Jahre alt, aber ganz und gar eine Dame. Sie tut, als wäre ich ein Baby. Und sie ist sehr hilfsbereit, deshalb mag ich sie auch.
G. Z. ist das schönste Mädchen in der Klasse. Sie hat ein liebes Gesicht, ist aber in der Schule ziemlich dumm. Ich glaube, dass sie sitzen bleibt, aber das sage ich natürlich nicht zu ihr.
(Nachtrag)
Sie ist zu meiner großen Verwunderung doch nicht sitzen geblieben.
Und am Schluss von uns zwölf Mädchen sitze ich, neben G. Z.
Über die Jungen lässt sich viel, aber auch wenig sagen.
Maurice Coster ist einer von meinen vielen Verehrern, aber er ist ein ziemlich unangenehmer Junge.
Sally Springer ist ein schrecklich
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