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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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gegeben«, sagte sie. »Aber dann kam ich an einen Punkt, dass ich sagte: Jetzt ist es genug. Herr Kleiman kann selbst an Reis kommen, wenn er sich Mühe gibt. Warum müssen wir denn alles aus unserem Vorrat weggeben? Wir haben es genauso nötig.«
    »Nein, Frau van Daan« antwortete ich, »ich bin nicht Ihrer Meinung. Herr Kleiman kann vielleicht an Reis kommen, aber er findet es unangenehm, sich darum zu kümmern. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Leute, die uns helfen, zu kritisieren. Wir müssen ihnen geben, was wir nur eben entbehren können und was sie brauchen. Ein Teller Reis in der Woche bringt uns auch nichts, wir können genauso gut Hülsenfrüchte essen.«
    Frau van Daan fand das nicht, aber sie sagte auch, dass sie, obwohl sie nicht damit einverstanden war, gerne nachgeben wolle, das wäre eine andere Frage.
    Na gut, höre ich auf, manchmal weiß ich, wo mein Platz ist, aber manchmal zweifle ich noch. Aber ich werde es schaffen! O ja! Vor allem, da ich nun Hilfe habe. Denn Peter hilft mir bei manch harter Nuss und manch saurem Apfel!
    Ich weiß wirklich nicht, wie sehr er mich mag und ob wir je zu einem Kuss kommen, ich will es jedenfalls nicht erzwingen! Vater habe ich gesagt, dass ich viel zu Peter gehe und ob er es in Ordnung fände. Natürlich fand er es in Ordnung.
    Peter erzähle ich auch viel lockere Dinge, die ich sonst nie rauslasse. So habe ich ihm gesagt, dass ich später schreiben will. Wenn ich schon keine Schriftstellerin werde, dann will ich doch neben meinem Beruf oder anderen Aufgaben das Schreiben nie vernachlässigen.
    Ich bin nicht reich, ich bin nicht hübsch, nicht intelligent, nicht klug, aber ich bin und werde glücklich sein! Ich habe eine glückliche Natur, ich liebe die Menschen, bin nicht misstrauisch und will alle mit mir zusammen glücklich sehen.
    Deine ergebene Anne M. Frank

    Wieder hat der Tag mir nichts gebracht
    Er war gleich einer dunklen Nacht.
    (Das ist schon ein paar Wochen her und zählt nicht mehr. Da meine Verse aber so selten sind, habe ich diese einfach aufgeschrieben.)

Montag, 27. März 1944
    Liebe Kitty!
    Ein sehr großes Kapitel in unserer Versteckgeschichte auf Papier müsste eigentlich die Politik einnehmen, aber da dieses Thema mich persönlich nicht so sehr beschäftigt, habe ich es zu sehr links liegen gelassen. Darum werde ich heute mal einen ganzen Brief der Politik widmen.
    Dass es sehr viele verschiedene Auffassungen zu diesem Thema gibt, ist selbstverständlich, dass in schlimmen Kriegszeiten auch viel darüber gesprochen wird, ist noch logischer, aber dass so viel deswegen gestritten wird, ist einfach dumm! Sollen sie wetten, lachen, schimpfen, nörgeln, sollen sie in ihrem eigenen Fett schmoren, wenn sie nur nicht streiten. Das hat meistens böse Folgen. Die Leute, die von draußen kommen, bringen viele unwahre Nachrichten mit, unser Radio hat bis jetzt noch nie gelogen. Jan, Miep, Kleiman, Bep und Kugler sind in ihren politischen Stimmungen up und down, Jan allerdings am wenigsten.
    Hier im Hinterhaus ist die Stimmung, was Politik betrifft, immer gleich. Bei den zahllosen Debatten über Invasion, Luftangriffe, Reden und so weiter hört man auch zahllose Bemerkungen wie: »Unmöglich!« »Um Gottes willen, wenn sie jetzt erst anfangen wollen, was soll dann werden?« »Es geht ausgezeichnet, prima, bestens!«
    Optimisten, Pessimisten und, nicht zu vergessen, die Realisten geben mit unermüdlicher Energie ihre Meinung zum Besten, und wie das immer so ist: jeder denkt, dass er allein Recht hat. Eine gewisse Dame ärgert sich über das beispiellose Vertrauen, das ihr Herr Gemahl in die Engländer setzt. Ein gewisser Herr greift seine Dame immer an wegen ihrer spöttischen und geringschätzigen Bemerkungen hinsichtlich seiner geliebten Nation! Von morgens früh bis abends spät, und das Schönste ist, dass es ihnen nie langweilig wird!
    Ich habe etwas herausgefunden, und die Wirkung ist enorm. Es ist, als ob du jemanden mit einer Nadel stichst und er aufspringt. Genauso funktioniert mein Mittel. Fange mit der Politik an, eine Frage, ein Wort, ein Satz, und sofort sind alle mittendrin!

    Als ob nun die deutschen Wehrmachtsberichte und der englische BBC noch nicht genug wären, ist vor kurzem noch eine »Luftlagemeldung« eingerichtet worden, großartig, aber andererseits oft enttäuschend. Die Engländer machen aus ihren Luftwaffen einen Dauerbetrieb, nur mehr zu vergleichen mit den deutschen Lügen.
    Das Radio ist schon morgens um acht Uhr an, wenn

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