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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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diejenigen, welche sich eifrig genug gezeigt hatten, ein Rottenfeuer auf die Unglücklichen, die man ihnen vorführte, zu eröffnen. Es waren Trinchard, Renaudin, der Lautenmacher, die rechte Hand Robespierres bei diesem Todesgerichtshofe, Vilate, Lumière, Desboisseaux, Souberbielle, Ganney, welcher letztere – wie Michelet sagt – blödsinnig war, Fragen ebensowenig wie Antworten verstand und meistens schwieg, und der Solideste der Soliden, der ehemalige Marquis de Montflabert, der Bürger Dix-Août. Herman führte den Vorsitz, an seiner Seite saßen Masson Denisot, Foucault und Bravet.
    Um Saint Justs Anklage zu rechtfertigen, hatte man in Dantons Prozeß die wegen Unterschleife angeklagten Repräsentanten hineingezogen: Chabot, Delaunay, Bazire, welche beinahe überwiesen waren, ihren Einfluß, die beiden ersten aus Habsucht, der dritte aus Schwäche, bei den Angelegenheiten der Indischen Compagnie verkauft zu haben; Fabre d'Eglantine, dessen Mitschuld bei der Fälschung, welche diese Angelegenheit zur Folge hatte, niemals erwiesen wurde, dessen Feder aber von Robespierre ebenso wie die Desmoulins' gefürchtet war. Indem man sich auf die Verbrechen stützte, welche Lacroix und Danton während ihrer Mission in Belgien begangen haben sollten, konnte man einen scheinbaren Zusammenhang zwischen ihnen und den vorgeblichen oder wirklichen Fälschern feststellen; Hérault de Séchelles war verhaftet, weil er einem Geächteten Obdach gegeben hatte und wegen unbestimmter Beschuldigungen seitens des öffentlichen Sicherheitskomitees; Philippeaux war dessen schuldig, was Robespierre »Philippotiken« nannte, nämlich aufregender Schriften, worin er die Aufführung der Agenten der Republik in der Vendée kennzeichnete; die Sache war schwieriger, aber man entschied sich, mit der Wahrscheinlichkeit zufriedengestellt zu sein, und fügte dem Schub einen Dänen, einen Spanier und zwei Deutsche hinzu, so daß ein Ganzes entstand, welches den wohlklingenden Titel, den man ihm gab: »die Verschwörung der Fremden«, rechtfertigte.
    Es waren dreizehn auf den Bänken.
    George Jacques Danton, 34 Jahre alt; Camille Desmoulins, 33 Jahre alt, Advokat und Schriftsteller; Pierre Philippeaux, 35 Jahre alt; Philippe François Nazaire Fabre d'Eglantine, 39 Jahre alt; Claude Bazire, 29 Jahre alt; François Chabot, 33 Jahre alt, ehemaliger Kapuziner; Marie Jean Hérault de Séchelles, 34 Jahre alt, ehemaliger Generaladvokat beim damaligen Pariser Parlament und Mitglied des Kassationshofes; Jacques Delaunay, ehemaliger Gerichtsbeamter, alle Deputierte beim Nationalkonvent; Jean Diedericksen, 41 Jahre alt, ehemaliger Pächter; René Sahuguet d'Espagnac, ehemaliger Armeelieferant; Sigismond Junius Frey, 36 Jahre alt, Armeelieferant; Emanuel Frey, 34 Jahre alt, von seinen Einkünften lebend; André Marie Gusman, 41 Jahre alt, naturalisierter Spanier, ehemaliger Offizier, von seinen Einkünften lebend.
    Nach dem Verhör bemerkte Fouquier, daß zwei der Angeklagten vergessen waren: Jacques Luillier, Generalstaatsanwalt im Departement von Paris, und François Joseph Westermann, 40 Jahre alt, Brigadegeneral. Man ließ sie aus der Conciergerie holen, und die Zahl der Angeklagten belief sich auf fünfzehn. Camille hatte bei den Jakobinern einen Streit mit Renaudin, der einen Kampf zur Folge gehabt hatte; als er ihn auf der Bank der Geschworenen erblickte, erklärte er, daß er ihn ablehne; aber Renaudin war seinen Kollegen notwendig, und ungeachtet der Billigkeit dieses Einspruches entschied das Tribunal, daß derselbe zurückgewiesen und zu den Debatten geschritten werden sollte.
    Auf die gebräuchlichen Fragen nach Namen und Wohnung antwortete Danton:
    »Ich bin Danton, bekannt genug in der Revolution; meine Wohnung wird bald das Nichts sein, mein Name wird im Pantheon der Geschichte fortleben.«
    Camille sagte seinerseits:
    »Ich bin 33 Jahre alt; ein bedenkliches Alter für die Revolutionäre, das Alter des Sansculotten Jesus, als er starb.« Und Hérault de Séchelles:
    »Ich heiße Jean Marie, ein wenig berühmter Name unter den Heiligen. Ich hatte einst meinen Sitz in diesem Saale, wo mich die Parlamentäre verabscheuten.«
    Fouquier-Tinville begann seine Ergänzungen zu dem Berichte Saint Justs vorzulesen. Die Angeklagten verlangten, daß ihnen der Bericht selber mitgeteilt würde, und dieser Antrag wurde ihnen genehmigt.
    Einige Stellen, die wir hier anführen wollen, werden eine Vorstellung von der Gesamtheit dieses seltsamen Schriftstückes

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