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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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    »Danton, du erklärtest dich für gemäßigte Grundsätze, und deine starken Körperformen schienen die Schwachheit deiner Ratschläge zu verdecken. Du sagtest: Strenge Grundsätze könnten der Republik zu viele Feinde zuziehen. Alltäglicher Vermittler, alle deine Redeeingänge auf der Tribüne begannen wie der Donner und endigten mit einem Vertrage zwischen der Wahrheit und der Lüge; du fügtest dich in alles; Brissot und seine Mitschuldigen gingen immer, zufrieden mit dir, fort. Auf der Tribüne gabst du ihnen heilsame Ratschläge, wie sie noch mehr betrügen könnten. Du drohtest ihnen ohne Unwillen, aber mit väterlicher Güte, und du erteiltest ihnen eher den Rat, die Freiheit zu verderben, sich zu retten, um uns besser zu betrügen, als daß du der republikanischen Partei rietest, sie zugrunde zu richten. ›Der Haß‹, sagtest du, ›ist meinem Herzen unerträglich!‹ Und du sagtest uns: ›Ich liebe Marat nicht.‹ Aber bist du nicht strafwürdig, daß du die Feinde des Vaterlandes nicht haßtest? Gibt ein öffentlicher Beamter seine Gleichgültigkeit oder seinen Haß durch seine persönliche Neigung zu erkennen oder durch die Liebe zum Vaterlande, die dein Herz niemals fühlte? Du spieltest den Vermittler, wie Sixtus V. den Einfaltspinsel spielte, um seine Zwecke zu erreichen. Sprich dich jetzt vor der Justiz des Volkes aus, du, der du dich niemals vor den Feinden des Vaterlandes aussprachest!
    Du sahst mit Schrecken die Revolution vom 31. Mai. Hérault, Lacroix und du verlangten Henriots Kopf, welcher der Freiheit Dienste geleistet hatte, und ihr rechnetet es ihm zum Verbrechen an, daß er sich der Unterdrückung eurer Partei zu entziehen versuchte. Hast du nicht seitdem einen Gesandten an Péthion, an Wimpffen nach Calvados geschickt? Hast du dich nicht der Bestrafung der Deputierten von der Gironde widersetzt? Verteidigtest du nicht Steingel, der die Deputierten bei den Vorposten des Heeres in Aachen erwürgen ließ? Alle Verbrecher verteidigend, hast du niemals dasselbe für einen Patrioten getan. Du klagtest Roland an, aber mehr als einen Dummkopf von beißender Schärfe, denn als einen Verbrecher. In seiner Frau sahst du nur die Anmaßung, ein schöner Geist zu sein. Du warfst deinen Mantel auf alle Schandtaten, um sie besser zu verhüllen!
    Schlechter Bürger, du hast konspiriert; falscher Freund, du sagtest noch vor zwei Tagen Böses von Desmoulins, dem Werkzeuge, das du zugrunde richtetest; schlechter Mensch, du hast die öffentliche Meinung mit einer Metze verglichen; du erklärtest, die Ehre sei lächerlich und das Urteil der Nachwelt und der Ruhm seien Dummheiten!«
    Und weiter, sich an Camille und an Fabre wendend:
    »Camille Desmoulins, der anfänglich genarrt und später mitschuldig wurde, war wie Philippeaux ein Werkzeug Fabres und Dantons. Dieser erzählt als eine Probe von Fabres guter Gesinnung, daß derselbe in Tränen ausgebrochen sei, als Desmoulins ein Schriftstück vorgelesen, in welchem er ein Gnadenkomitee für die Aristokratie forderte und den Konvent den Hof des Tiberius nannte. Das Krokodil weint auch. Da Camille schwach von Charakter war, so benutzte man seinen Stolz. In allen seinen Reden griff er in rhetorischer Weise die revolutionäre Regierung an. Er sprach frech zugunsten der Feinde der Revolution, schlug für sie ein Komitee der Barmherzigkeit vor und zeigte sich sehr unbarmherzig gegen die Volkspartei.
    Die Tage des Verbrechens sind vorüber; wehe dem, der die Verteidigung desselben übernähme! Seine Politik ist entlarvt. Alles, was verbrecherisch war, möge zugrunde gehen! Man macht keine Republik mit Mäßigung, sondern mit eiserner Strenge, mit unbeugsamer Strenge gegen alle Verräter. Man kann solchen Menschen, welche, wie wir, alles für die Wahrheit gewagt haben, das Leben entreißen, aber man kann ihnen nicht die Herzen, nicht das gastliche Grab rauben, unter welches sie sich vor der Sklaverei und vor dem schmachvollen Triumphe der Bösen retten.«
    Wie schon oben erwähnt, befolgte Fouquier, indem er drei Kategorien von Angeklagten, deren vorgebliche Verbrechen verschieden waren, zu einer einzigen Sache vereinigte, eine Taktik, welche beim Revolutionstribunal herkömmlich war und darin bestand, beim Publikum jedes Mitgefühl zu ersticken, indem man solche Angeklagte, deren Volksbeliebtheit man fürchtete, mit Leuten zusammenbrachte, bei welchen jedes Mitleid durchaus unmöglich war. Als sie sich mit Schelmen zusammengeworfen sahen, hatten Camille,

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