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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Philippeaux und Lacroix nachdrücklich Protest eingelegt; Danton schwieg, ein Lächeln der Verachtung umschwebte seine dicken Lippen. Als Camille auf seinem Proteste bestehen wollte, bat er ihn, sich wieder zu setzen.
    »Laß sie ihr Handwerk treiben,« sprach er; »sie vermögen nichts weiter, als uns zu töten; wenn sie uns entehren wollen, so biete ich ihnen Trotz.«
    Die Verhöre nahmen ihren Anfang.
    Fabre d'Eglantine erklärte die Fälschung des Dekrets, die man ihm vorwarf. Er sagte, das Schriftstück, wovon man spräche – denn man legte es nicht vor – sei nur ein Aufsatz, den man infolge der Erörterungen im Komitee entworfen und welcher alle Varianten, die sich infolge jener Erörterungen ergeben, an sich trüge. Chabot behauptete, er habe sich mit dieser Angelegenheit nur befaßt, um die Fäden in die Hand zu bekommen und sie zur Anzeige zu bringen; Delaunay und Bazire leugneten, Kenntnis davon gehabt zu haben.
    Der Prozeß war, was Lacroix, Philippeaux und Hérault de Séchelles anbetraf, ein echter Tendenzprozeß. Man stempelte nicht nur ihre Meinungen, sondern sogar ihre Stimmen als Volksvertreter zu Verbrechen. Sie waren nicht nur die treuesten, sondern auch die hervorragendsten Freunde Dantons; sie vermochten ihn nicht zu ersetzen, konnten aber die Häupter jener Fraktion des Konvents werden, welche einen Widerwillen gegen das Mißtrauen, die rohen Formen und strengen Sitten der Anhänger Robespierres und gegen die blutdürstige Politik der Schreckensherrschaft hegte; welche der Meinung war, daß, wenn Frankreich Republik sein sollte, diese Republik eher Athen als Sparta zum Muster nehmen müßte. Wie alle Männer zweiten Ranges waren sie die heftigsten beim Angriffe gewesen; Philippeaux hatte in seinen Schriften und in den im Konvent und bei den Jakobinern gehaltenen Reden das Benehmen der im Auftrage abgesandten Volksvertreter angegriffen; er war einer der ersten gewesen, welcher sie mit dem Titel Prokonsuln gebrandmarkt hatte; Fouquier warf es ihm vor.
    »Wenn es ein Verbrechen ist,« antwortete Philippeaux, »der Regierung die Schandtaten anzuzeigen, welche in ihrem Namen vollzogen werden, so bin ich in der Tat schuldig. Ist denn aber die Sittlichkeit in dem Grade verkehrt, daß man tugendhafte Handlungen zu Verbrechen stempelt? Ich gab der Regierung heilsame Ratschläge in betreff der empörenden Ausschweifungen, welche in der Vendée begangen wurden, und ich zolle mir Beifall dafür. Als meine Schritte beim Komitee vergeblich waren, ich aber dennoch mein Mandat erfüllen wollte, schrieb ich dem Konvent die Wahrheit. Ich denunzierte das Komitee der öffentlichen Sicherheit; ich enthüllte die Schliche der Ränkeschmiede. Das Komitee ist nur ein Bevollmächtigter des Konvents; ich habe meine Schuldigkeit getan. Ich würdigte die Volksvertretung nicht herab und rechne mir meine Schriften zur Ehre an.«
    Man mußte nun auch zu Danton kommen.
    Herman fürchtete mit Recht den Augenblick, wo er sprechen würde, und in der Tat hatte der Titan der Revolution nicht sobald den Mund geöffnet, als der Saal der Freiheit sich verwandelte, als beim Ausbruch dieser furchtbaren Stimme die Richter zu Angeklagten und der Angeklagte zum Richter wurde; als Hermans Geschworene die Häupter beugten vor dem Löwenhaupte, dem sie nicht ins Antlitz zu schauen wagten.
    »Meine Stimme, die ich so oft für des Volkes Sache erhoben habe, wird die Verleumdung ohne Mühe zurückschleudern. Werden die Feigen, die mich verleumden« – rief Danton – »mich im Angesicht anzugreifen wagen? Sie mögen sich zeigen, und ich werde sie bald mit der Schmach und Schande bedeckt haben, die ihnen gebührt. Hier ist mein Kopf, der für alles einsteht; mein Leben ist mir zur Last, und mich verlangt, davon befreit zu werden.«
    Voller Schrecken beeilt sich Herman, ihn zu unterbrechen, indem er ihm bemerkt: »Die Keckheit sei dem Verbrechen, aber die Ruhe sei der Unschuld eigen.«
    »Ohne Zweifel,« entgegnete Danton auf die salbungsreiche Einrede des Präsidenten, »ohne Zweifel ist die persönliche Kühnheit verwerflich, und sie kann mir nimmer zum Vorwurf gemacht werden; aber die nationale Kühnheit, von der ich so oft ein Beispiel gegeben, mit der ich so oft der öffentlichen Angelegenheit gedient habe, diese Kühnheit ist erlaubt. Sie ist notwendig, und ich mache mir eine Ehre daraus! Bin ich Herr über die Entrüstung, die sich in meinem Innern erhebt, wenn ich mich so gröblich und ungerecht beschuldigt sehe? Kann man von einem

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