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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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geliebt, sich einer dem anderen mit der höchsten Selbstverleugnung geopfert hatten, die Hand reichten, ehe sie in die Ewigkeit traten, die allein eine wahre Vereinigung herstellt, gelangten sie auf den Gipfel eines Hügels, von wo aus sie den Ozean in seiner ganzen Unermeßlichkeit sich vor ihnen ausbreiten sahen.
    Die Hitze des Tages war drückend gewesen. Große Wolken von kupfrig schwarzer Färbung häuften sich über ihnen auf und zogen schwer von Osten gegen Westen. Aber diese Wolken hatten den Horizont im Westen noch nicht bedeckt, und durch eine breite Spalte, die dem Herde einer Schmiede glich, sah man die Sonne in ihrem Untergange siegreich gegen die doppelte Finsternis des Sturmes und der Nacht kämpfen. Das Meer flammte wie eine große Feuerpfanne, seine Wellen wallten auf und nieder, als waren sie Wogen von Lava gewesen. Näher an die Küste heran waren die Gewässer des Ozeans, deren Oberfläche nicht ein Hauch bewegte, so finster wie der Himmel, von Zeit zu Zeit aber zuckte ein Flammenstrahl aus dem glühenden Krater, und die schwärzliche Fläche erglänzte von blutigen Reflexen.
    Colombe hatte ihr Pferd angehalten und blieb stumm, in den Anblick dieses großartigen Schauspieles ganz versunken.
    Große Regentropfen fingen an zu fallen. Der Wind erhob sich, er trieb den Staub des Weges in dichten Wirbeln auf, und die Windstöße schienen diese bis zu den Wolken emporschleudern zu wollen. Die Färbungen in der Ferne hatten allmählich ihre Intensivität verloren, Himmel und Meer schmolzen am Horizont in einen Streifen tiefen Rotes zusammen; dieser bekam dann eine fahlgelbe Schattierung, und einige Augenblicke später sah man über diese Fläche lange Bänder von weißem Schaum mit großer Schnelligkeit ziehen.
    Alles kündigte einen schrecklichen Sturm an; die beiden Reisenden hatten noch mehr als eine Stunde bis zur Stadt zurückzulegen, und wie sich Charles auch umsah, er erblickte nirgends eine Hütte, in der sie Schutz suchen konnten.
    Er sagte Colombe, daß sie sich beeilen müßten, und setzte ihr Pferd in Trab.
    Nachdem sie einige hundert Schritte zurückgelegt hatten, wurde Colombe durch seinen immer kürzer werdenden Atem beunruhigt; sie beschwor ihn, zu ihr auf das Pferd zu steigen, da nur auf diese Weise ihr Fortkommen geschwinder vonstatten gehen könne.
    Charles willigte ein.
    Er schwang sich in den Sattel, hüllte seine Gefährtin in seinen Mantel, umschlang die zarte Taille der jungen Frau mit seinem Arm und behielt nur die linke Hand frei, um das Pferd leiten zu können; er gab ihm die Sporen und setzte es in Galopp.
    In diesem Augenblicke brach die ganze Gewalt des Sturmes los.
    Die Donnerschläge folgten sich ohne Unterbrechung; Kaskaden von Flammen ergossen sich über Himmel und Erde, der Wind heulte, und in sein Stöhnen mischte sich das heisere Rauschen des empörten Meeres; die Bäume am Wege schüttelten ihre Wipfel mit düsterem Gestöhn.
    Der Regen goß in Strömen, und bald wurde die Finsternis so dicht, daß Charles den Weg nur unterscheiden konnte, wenn der Himmel sich öffnete, um einer riesenhaften Feuerschlange den Durchgang zu gestatten.
    Die junge Frau hatte den Arm um den Hals ihres Gefährten geschlungen und verbarg ihr Gesicht an seinem Wamse. Ihr Herz schlug stürmisch, und diese Schläge vereinigten sich mit dem Zittern von Charles' Herzen.
    Eine eigentümliche Erregung bemächtigte sich des jungen Mannes.
    »Colombe, Colombe!« rief Charles plötzlich mit zitternder Stimme, »so sterben, aneinander Brust an Brust vom Blitz getroffen zu werden, ist das nicht der einzige Preis, mit dem Gott unsere Prüfungen belohnen könnte? Zucke, du Blitz, heule, Sturm, möge sich die Erde öffnen! Wenn ich dich so durch die Ewigkeit tragen kann, will ich den Blitzstrahl, den Sturm und das Erdbeben segnen!«
    Die junge Frau erhob den Kopf von der Brust ihres Gefährten.
    »Sprich nicht so, Charles,« sagte sie mit dem Ausdruck herzzerreißender Angst; »Charles, du beleidigst die noch warme Asche.«
    Aber Charles hörte nicht auf sie.
    Er schien die Beute einer tollen Trunkenheit geworden zu sein, als wenn das Feuer dieses Sturmes in seine Adern übergegangen wäre.
    Er hatte die Zügel fallen lassen, seine Sporen wühlten mit Wut in den Flanken des Pferdes und gaben dem Laufe des letzteren eine schwindelnde Schnelligkeit. Seine Arme drückten Colombe mit unbeschreiblicher Leidenschaft fest an sein Herz, und die junge Frau fühlte seine brennenden Lippen, die so heiß wie

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