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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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glühende Kohlen waren, auf ihrer Stirn.
    In diesem Augenblicke spaltete ein Blitz die Wolken und erhellte eine Sekunde lang die Finsternis mit seinem blendenden Feuer.
    Colombe stieß einen Angstschrei aus, denn als sie das bleiche Gesicht, das dicht über dem ihrigen war, als ihre Blicke diese glühenden, mit Blut unterlaufenen Augen sahen, die sich auf sie wie die eines Geiers auf einen Sperling, den er zerreißen will, hefteten, glaubte sie ein Teufelsgesicht vor sich zu sehen.
    Mit übermenschlicher Anstrengung versuchte sie, sich aus Charles' Armen zu reißen und vom Pferde zu stürzen, aber es schien, als ob sie Eisenbande zurückhielten.
    »Charles, Charles, Gnade, Mitleid!« stöhnte sie mit erlöschender Stimme, »im Namen deines Bruders, im Namen Gottes!«
    Charles antwortete mit einer Gotteslästerung.
    In demselben Augenblicke zerriß die Wolke, als ob der Blitz, den er angerufen hatte, seiner Stimme gehorsam wäre, und spie Flammen aus: ein Feuerstrahl umgab sie; zehn Schritte von dem Orte, an dem sie sich befanden, wankte ein Apfelbaum und stürzte zu Boden.
    Das Pferd, toll vor Schrecken, bäumte sich und schlug rückwärts über, ehe die, welche auf ihm saßen, sich über das, was geschehen war, Rechenschaft geben konnten.
    Die Heftigkeit des Sturzes hatte Colombe aus den Armen meines Ahnen gerissen.
    Er erhob sich zerquetscht und verwundet, aber er dachte an Colombe und vermochte nicht das Blut zu fühlen, das an ihm herabfloß.
    Er suchte sie vergeblich in seiner Nähe. Dann rief er ihren Namen.
    Niemand antwortete ihm; er hörte nichts als das Geräusch des Regens, der die Erde peitschte, und den Widerhall des Hufschlags seines Pferdes, das, nachdem es wieder aufgesprungen war, nach der Stadt zu davonjagte.
    Endlich gelangte er dazu, sich davon Rechenschaft geben zu können, daß neben der Stelle, an der er gestürzt, ein tiefer Graben den Weg einfaßte; er stürzte sich mehr hinab, als daß er hinunterstieg. Er fand auch sogleich den Körper Colombes, aber dieser Körper war unbeweglich und schien entseelt.
    Vergebens versuchte er, sie in das Leben zurückzurufen; alle seine Bemühungen waren unnütz wie seine Gebete, seine Seufzer, sein Geschrei, wie auch sein herzzerreißender Hilferuf, den der Wind in seinem Brausen mit sich forttrug.
    Er nahm hierauf Colombe in seine Arme und begann verzweifelnd querfeldein zu laufen, ohne zu wissen, welche Richtung er einschlage – so groß war die Verwirrung seines Geistes.
    Als er durch eine Hecke brach, zerrissen ihm deren Zweige das Gesicht, aber in demselben Augenblicke bemerkte er ein Licht, das zwischen dem Laube eines Gartens, in den er eingedrungen war, funkelte; er fühlte nicht seine Schmerzen. Er eilte vorwärts, fand eine Tür, erschütterte sie durch einen Fußtritt, und mehr erschöpft von der schrecklichen Erregung des Abends als durch das Blut, das er verloren hatte, unter dem Gewichte seiner Last erliegend, fiel er ohnmächtig auf die Schwelle nieder. –
    Es verging lange Zeit, bis ihm die Besinnung wiederkehrte.
    Als er zu sich kam, wankte seine Vernunft in dem Gehirn, das ihm leer schien; vergebens suchte er sich auf das, was geschehen war, auf den Ort, wo er sich gegenwärtig befand, zu besinnen. Die Sonnenstrahlen, die durch ein ziemlich hohes, aber schmales Fenster in das Zimmer fielen, beschienen ihn hell und blendeten seine Augen, als er sie halb öffnete.
    Dennoch hatte er den schönen Kopf eines jungen Mädchens mitten in den Lichtstrahlen gesehen, die ihn mit einem Heiligenscheine umgaben; sie saß in der Fensternische und schien beschäftigt, die Stengel einiger Feldblumen zu einem Bukett zusammenzubinden.
    Wahrscheinlich machte er auf seinem Lager eine Bewegung, denn das schöne junge Mädchen erhob sich und trat ihm näher. Als er sie auf sich zukommen sah, fand Charles schnell den Namen und die Gedanken, die ihm verlorengegangen waren, wieder.
    Dieser Name war der Colombes.
    Seine Gedanken spiegelten sich in der Angst ab, mit der er ihn aussprach.
    Das junge Mädchen schwieg darauf.
    »Und Colombe, Colombe?« wiederholte mein Ahne, indem er die Hände gegen die Fremde ausstreckte, um sie mit dieser Bewegung, wie in seinem Herzen, um Antwort anzuflehen. Er fühlte, daß zwei heiße Tränen auf seine Hände niederfielen; er sah, wie sich die beiden schönen Augen, aus denen diese Tränen gekommen waren, auf ihn mit dem Ausdruck zärtlichen Mitleids richteten.
    Darauf begann das junge Mädchen, vor einem hölzernen

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