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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Friedens. Zum Tode verurteilt, verließen die sechs Repräsentanten den Verhörssaal; als sie jedoch die Treppe hinabstiegen, machten sie sich von den Gendarmen los, und Romme, dem es gelungen war, vor der Wachsamkeit seiner Kerkermeister ein Messer zu verbergen, ersticht sich mit dieser Waffe; im Verscheiden reicht er sie Duquesnoy, der sie sich ebenfalls in die Brust bohrt. Das Eisen geht der Reihe nach in die Hände von vier anderen Repräsentanten, welche alle vier dem Beispiel ihrer Gefährten folgen. Romme blieb auf der Stelle tot. Duquesnoy und Goujon verschieden in der Conciergerie, wohin man sie brachte; Duroy, Soubrany und Bourbotte lebten noch; das Komitee entschied, daß der Überrest ihres Lebens dem Schafott gehören sollte, und um es diesem nicht zu entziehen, beschleunigte man die Vorkehrungen zur Hinrichtung. Es erneuerte sich der schreckliche Kampf zwischen dem Tode durch das Beil und dem Selbstmorde, bei welchem das Opfer demjenigen anheimfiel, der sich am meisten beeilte. Noch einmal wurde dem Volke das klägliche Schauspiel geboten, daß zuckende, entstellte und im Todeskampfe ächzende halbe Leichen fortgeschleppt wurden, und zwar, wie man wohl merken muß, zu einer Zeit und durch Menschen, welche nicht mehr das schreckliche Losungswort zur Entschuldigung hatten wie die Anhänger der Revolution. Soubrany lag mit aufgeschlitztem Bauche und heraushängenden Eingeweiden, vom Blutverlust erschöpft, im Karren ausgestreckt, und mehrmals glaubte man, daß er schon unterwegs verscheiden würde; Bourbotte saß, mit der Hand hielt er eine breite Wunde in seiner Seite zusammen; er bemühte sich, seine Schmerzen zu unterdrücken, als wollte er den Ruf eines Stoikers aufrechterhalten und durch seine Festigkeit beweisen, daß ihn nicht die Furcht vor dem Schafott zum Selbstmorde bestimmt habe. Duroy, welcher leichter verwundet war, sprach in großer Aufgeregtheit zum Volke. Er wurde zuerst hingerichtet, dann Soubrany, und Bourbotte nach seinen beiden Freunden. Was blieb von dieser schrecklichen Bergpartei, welche Frankreich unterjocht, die Könige gedemütigt und Europa zittern gemacht hatte? Von den Konventionalen, woraus sie bestand, waren die einen verbannt, die anderen geächtet; andere noch erkauften ihr politisches Leben, indem sie ihre Grundsätze in feiger Weise abschworen; die Guillotine hatte die Berühmtesten und Größten verschlungen. Sie waren gleich Meteoren, die Zerstörung und Tod hinter sich lassen, über die Erde hinweggezogen, und ihre verhöhnten Namen würden dem gerechten Abscheu der Nachwelt überliefert bleiben, wenn diese Nachwelt vergessen könnte, daß sie trotz aller Irrtümer, Fehler und Verbrechen das Vaterland verteidigten und retteten. Dieser Ruhm wird sie in der Zukunft begnadigen.
Gracchus Baboeuf
Jacques Roux; Sylvain Marechal; das »Manifest der Gleichen«; Drouet, Vadier, Darthé.
    Unter der eisernen Herrschaft der republikanischen Diktatur hatte die Zahl der Angriffe und Verbrechen gegen Eigentum und Personen in bedeutendem Grade abgenommen. Die Politik nahm alle Leidenschaften in Anspruch, sie mochten gut oder böse sein. Sobald aber der Thermidor das System des Druckes und der unnatürlichen Überreizung aufgehoben hatte, erschienen jene Verbrechen häufiger als jemals. Überall fand eine Rückwirkung statt: in den Gefühlen und Antrieben wie in den Ideen. Jeder schien, indem er sich das Elend des gestrigen Tages vergegenwärtigte, an dem folgenden Tag zu zweifeln und stürzte sich mit einer Art Wut in alle Genüsse, die er für verloren gehalten hatte. Der Durst nach Gold, welches alle jene Genüsse verschafft, und den die Neueren hatten zügeln wollen, war in aller Herzen zurückgekehrt. Die oberen Klassen der Gesellschaft bereicherten sich durch Spekulationen, durch Handel und den zügellosesten Wucher; in den unteren Schichten nahm man aufs neue zum Diebstahl und zuweilen zum Morde seine Zuflucht, um sich das kostbare Metall zu verschaffen. Der Konvent hatte sich durch seine wichtigen politischen Beschäftigungen hindern lassen, auch zuweilen der inneren Ordnung einige Aufmerksamkeit zu schenken. Vollkommen gerüstet gegen die Meinungen, war er doch gänzlich unfähig, als es sich darum handelte, die Bürger zu sichern und zu schützen. Die Straßenräuber vermehrten sich in Paris wie in der schrecklichsten Zeit der Monarchie; die Provinz wurde durch Strauchdiebe, Straßenräuber und Banditen beunruhigt. Einige glaubten ihre Missetaten zu rechtfertigen, indem sie

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