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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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gegen mich durch alle Arten von Schändlichkeiten und Lügen so gut zu intrigieren, daß, als ich eines Tages zu den Exerzitien gegangen war, die Herren taten, als ob sie mich gar nicht sähen, und nicht einmal den Hut vor mir zogen.
    Sehr erzürnt kehrte ich nach meiner Wohnung zurück, wo mein Diener mich von dem Anteil in Kenntnis setzte, den Herr Valvins von Blignac an meinen Widerwärtigkeiten hatte, denn es war von nichts anderem im Regiments die Rede, nur ich allein wußte es nicht, da ich ein so einsames und zurückgezogenes Leben führte. Da ich Herrn Valvins von Blignac sofort fordern wollte, ging ich aus, um mir einen Sekundanten zu suchen.
    Aber alle, an die ich mich wandte, antworteten mir rund heraus mit »Nein«, ohne mir gute oder schlechte Gründe für ihre Weigerung angeben zu wollen, selbst bis zu den einfachen Kornetts herab, die sich nicht einmal die Mühe gaben, das Mißbehagen, das ihnen ein solcher Vorschlag verursachte, zu verheimlichen.
    Ich dachte, es würde das beste sein, zu dem selbst zu gehen, der der Urheber dieser Bewegung war, und von ihm Genugtuung für die von ihm verbreiteten Lügen zu fordern; ich machte mich also auf den Weg, um irgendeinen Edelmann aus der Stadt um seine Unterstützung zu bitten, als gerade mein Diener kam, um mich im Auftrage des Herrn Marquis de la Boissière, der mich sofort zu sprechen verlangte, zu suchen.
    Ich begab mich in seine Wohnung, wo ich den genannten Herrn Marquis in heftiger Aufregung und großem Zorne fand. Mit gewaltigen Flüchen schrie er mich an, daß ich, nicht damit zufrieden, die Befehle und Warnungen unseres Herrn und Königs in bezug auf das Duell bereits überschritten zu haben und abermals überschreiten zu wollen, durch meine schmutzige Liebschaft mit der Tochter des Henkers das Regiment entehre, und dann belegte er, ohne mir Zeit zu lassen, nur ein einziges Wort erwidern zu können, den Namen des armen Mädchens mit den gehässigsten Beiwörtern, indem er Worte gebrauchte, die ich aus Achtung für ihr Andenken nicht zu wiederholen wage.
    Als ich dies hörte, erhitzte sich mein leicht erregbares Temperament, und ich brauste so heftig gegen den auf, dem ich große Ehrfurcht für sein Alter und seine Stellung schuldig war, daß der Herr Marquis de la Boissière mich aufforderte, sein Zimmer zu verlassen und im Schlosse in Arrest zu gehen, bis er über mein Benehmen an den König berichtet habe.
    Ich war nicht mehr Herr meiner selbst, zog meinen Degen und zerbrach ihn über meinem Knie, indem ich dem Marquis sagte, er könne sich das Schreiben an den König, um mir meine Leutnantsstelle zu nehmen, ersparen, denn sobald ich zu Hause wäre, würde ich das Patent mit meinen eigenen Händen zerreißen, wie ich mit meinen Händen diesen Degen zerbrochen hätte.
    Ich ging nun, hielt mich aber nicht in meinem Quartiere auf, da ich fürchtete, daselbst durch die Leute des Herrn Marquis de la Boissière verhaftet zu werden. Ich steckte einiges Geld, das ich noch besaß, zu mir, sattelte mein Pferd und verließ, sobald ich im Sattel saß, die Stadt in großer Eile.
    Ich hatte bereits beschlossen, zu Lande die Nordküste zu gewinnen und mich in irgendeinem Hafen nach Westindien einzuschiffen, woselbst ich wieder in meinen alten Stand als Seemann treten wollte. Indessen wollte ich nicht eine so große Reise antreten, ohne meiner Freundin Lebewohl gesagt zu haben. Ich hegte die Hoffnung, sie bestimmen zu können, daß sie mein Schicksal in einem Lande teile, wo niemand das Handwerk ihres Vaters kennen werde. Um sie zu diesem Entschlusse, mich zu begleiten, zu bringen, wollte ich ihr gestehen, wie ich ohne ihr Wissen durch eine verbrecherische Handlung mich bereits zu ihrem Herrn gemacht habe.
    Dicht außerhalb der Mauern wandte ich mich rechts nach dem »verwünschten Gehöft«. Ich war ganz überrascht, die Fenster des Saales verschlossen zu sehen, denn es war noch nicht spät. Erst als ich ganz nahe war, bemerkte ich Lichtstrahlen, die durch die Risse einer Tür drangen, welche zu einem an das Haus stoßenden Schuppen führte, und gleichzeitig glaubte ich ein Stöhnen zu vernehmen, das aus diesem Schuppen kam.
    Obgleich ich nicht leicht zu erschrecken pflege, erinnere ich mich doch noch, daß ich zitterte und schauderte wie ein Laub im Winde. Ich hatte mein Pferd an einen Baumstamm gebunden; ich selbst stellte mich an die bezeichnete Tür, legte mein Auge an die breiteste Spalte, und bei dem, was ich erblickte, sträubten sich mir die Haare auf

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