Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
mit ihr reden.“
„Sonst auch nicht“, setzte Linda gereizt nach. Sie hatte immer ein Problem mit Carlotta gehabt, Menschen wie Carlotta gehörten nicht in ihre Welt. „Du solltest nach Frankreich fahren und sie dir dort zur Brust nehmen“, sagte Linda.
„Ob das was bringt?“, wagte Nils zu bezweifeln.
„Du musst es versuchen, die Maus bringt uns in Teufels Küche. Ich weiß nicht, ob sie so dumm ist oder ob es ihr einfach egal ist.“
„Sie lebt in einer anderen Welt, Tante Lindi“, sagte Nils.
Ja, dachte Linda, dafür habe ich gesorgt – dass ihr in getrennten Welten lebt.
Currywurst mit Pommes
Am Dienstag platzte die Bombe. Es war zunächst nur eine kleine Notiz in einem internationalen Kunstdienst, den Hüseyin regelmäßig las.
Claude Monet: „Hütte des Zollwärters in Varengeville“ bei Sotheby ʼ s
Sprenglersches Vermächtnis unter dem Hammer. Wie aus gut informierten Kreisen verlautete, soll ein Teil der Werke, die Sigurd Sprengler seiner Familie hinterlassen hat, bei Sotheby’s versteigert werden. Zunächst kommt ein Bild unter den Hammer, das Sigurd Sprengler seiner Tochter Carlotta hinterlassen hat. Es handelt sich um eines der berühmten Bilder aus der Serie „Hütte des Zollwärters in Varengeville“, die Claude Monet 1882 bei seiner Reise an die normannische Küste gemalt hatte. Das Bild wird auf 12 Millionen Pfund geschätzt.
Sie saßen in der Küche und aßen Currywurst mit Pommes, die Oliwia vom Kudamm 195 geholt hatte. Was für ein Kontrastprogramm zu Elkes raffinierten Kreationen. Aber auch lecker. Vor allem die fette Mayo, die Judith sich vor Aufregung gleich mehrmals auf ihr T-Shirt kleckerte.
„Das heißt, die Erbschaft ist durch, so wie Sabine es bereits in ihrer verhuschten Art angedeutet hat“, sagte Lady Kaa. Auch sie kleckerte mit der Mayo, Judith wusste inzwischen, dass sie wirklich eingeschränkt bewegungsfähig war. Judith fand es erleichternd, dass auch ihre Chefin ständig Flecken auf der Kleidung hatte, genauso wie sie, auch wenn sie keine Krankheit als Entschuldigung vorschieben konnte, sondern nur einen großen Busen, der immer im Weg war. Sie war einfach eine Kleckerliese.
Hüseyin legte einen Katalog der gesamten Sprenglerschen Werke vor, sowie eine Einschätzung der aktuellen Marktpreise. Judith fragte sich, womit ein Mensch so viel Geld verdienen konnte, um all das kaufen zu können.
„Wie weit sind Sie mit den Finanzen, Oliwia?“, fragte Lady Kaa.
„Bin noch am Recherchieren, das ist alles sehr verschlungen und schlecht zu durchschauen. Aber so rosig, wie man bei den Bilderkäufen annehmen sollte, sieht es auf jeden Fall nicht aus.“
Judith fragte sich, wie Oliwia recherchierte. Schließlich konnte sie nicht in die Buchhaltung der Sprenglers gucken. Oder doch? Unsere Frau für Technik, hatte Elke gesagt. Warum arbeitete Oliwia nicht im Büro, sondern in ihrer Wohnung unter dem Dach?
Alice rief Elke auf ihrem Handy an. „Kannst du reden?“ Elke schien im Moment allein zu sein, denn Lady Kaa zeigte „Daumen hoch“. Sie fasste kurz zusammen, was Hüseyin gerade vorgelegt hatte. „Hast du irgendwas gehört, ob die beiden über die Bilder gesprochen haben? – Moment, Elke, ich packe dich auf Lautsprecher.“
„Hallo allemiteinand“, sagte Elke, „ich kann hier zwar aufpassen, aber ich kriege so gut wie nichts Privates mit, da ich mich nicht in den Privaträumen aufhalte.“
„Das ist schlecht“, sagte Lady Kaa.
„Die Atmosphäre zwischen den beiden Frauen ist merkwürdig“, sagte Elke. „Ihr müsst euch das so vorstellen: Sie reden sich gegenseitig mit Kosenamen an, aber die hören sich an wie Beleidigungen. Wenn Linda ‚Bienchen' sagt, hört sich das an, als ob sie Bienchen für ein bisschen minderbemittelt hält.“
„Was sie zweifellos ist“, stellte Lady Kaa fest.
„Ja, aber das ‚Lindi' kommt ebenso zuckersüß rüber, dass man fast den Honig auf die Pannesamtjacke tropfen sieht. Die beiden sind so echt zueinander wie die Brillanten am Arm einer Hafennutte.“
„Du meinst, sie hassen sich?“, fragte Alice.
„Hass? Nein, das glaube ich nicht. Verachtung würde es wohl besser treffen. Ja, ich glaube, sie verachten sich.“
„Und Nils?“, fragte Alice. Sie bedachte dabei Judith mit einem Blick, der Lady Kaas Namensvetterin alle Ehre machte. Wusste sie etwas? Die Alte hatte eine Nase wie ein Trüffelschwein, Judith traute ihr alles zu.
„Nils ist neutral. Lieb zu beiden. Kommt, gibt einen netten Kuss auf die
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