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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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verfolgte sie Lady Kaa mit ihrem Schlangenblick, Nils griff nach ihrer Hand, sie kriegte wirklich Kopfschmerzen. Als sie am Morgen aufwachte, hatte sie immer noch keinen Entschluss gefasst.
    Judith musste mit jemandem reden. Sie beschloss, Hüseyin zu fragen, wie sie sich am schlauesten verhalten sollte. Elke war leider nicht griffbereit. Also klingelte sie bei seinem Atelier als sie am Kudamm angekommen war.
    „Nimm den Fahrstuhl“, rief er durch die Gegensprechanlage. Hüsy hielt ihr die Tür zu einem großen, fast leeren Zimmer auf. Am Ende des Zimmers standen ein paar alte Korbstühle um eine große Trommel herum. Auf einer Staffelei unter den Dachfenstern stand eine riesige Leinwand, die ausschließlich dunkelblau gestrichen war. Er schien an dem Bild zu arbeiten. Auf der einen Seite des Raumes waren große Regale angebracht, in denen Leinwand neben Leinwand stand. Es roch nach Terpentin und nach Farbe und Judith fand diesen Geruch ungeheuer beruhigend, es roch wie zu Hause bei Papa.
    „Wenn du einen Kaffee willst, kannst du mir einen mitmachen“, sagte er, während er vor der Leinwand rumhampelte.
    „Was tust du da?“, fragte Judith.
    „Ich suche den richtigen Lichteinfall“, sagte er. „Kommʼ mal her, guckʼ selbst.“ Judith stellte sich neben ihn und hielt den Kopf mal nach rechts und mal nach links gewandt.
    „Wie genial ist das denn!“, rief sie ehrlich erstaunt. Denn das, was von Weitem einfach dunkelblau aussah, changierte je nach Standpunkt von taubenblau zu hellblau bis tiefschwarz.
    „Wo steht die Kaffeemaschine?“, fragte sie.
    „Hinten“, murmelte er.
    Judith kannte diese einsilbige Art, so hörte sich ihr Vater an, wenn er völlig in seiner Aufgabe versunken war. Also ging sie in die kleine Kochnische und schmiss die Nespressomaschine an, die total mit Farbe besprenkelt war. Vornehm geht die Welt zugrunde, pflegte ihre Mutter zu sagen. Ihre Mutter. Hm … Dieses Geheimnis lastete ja auch noch auf ihrer Seele, aber erst mal musste sie etwas anderes loswerden. Als sie mit zwei Tassen Milchkaffee aus seiner Kombüse trat, wischte sich Hüseyin die Hände an einem Baumwolllappen ab. Wieder fiel ihr auf, wie attraktiv dieser Junge aussah. Vielleicht ein bisschen zu attraktiv für gebrochene Herzen wie Judiths.
    „Hüsy, ich habe ein Problem“, fing sie vorsichtig an.
    „Das sieht man“, sagte er lächelnd und setzte sich neben sie auf einen ziemlich ausgefransten Korbstuhl.
    „So schlimm?“ Hüsy nickte.
    „Ich weiß nicht, was ich tun soll, ich habe ein echt schlechtes Gewissen“, sagte Judith.
    „Wegen Nils Sprengler?“ Judith hätte fast die Tasse fallen lassen. Konnte dieser Mensch Gedanken lesen?
    „Du weißt …?“
    Hüsy lachte. „Wir alle wissen!“
    Judith wurde heiß. „Lady Kaa auch?“, fragte sie.
    „Lady Kaa wusste es als Erste.“ Judith stellte die Kaffeetasse auf die Trommel, die jetzt als Tisch diente.
    „Wie, wann, wieso?“, stammelte sie. Dass sie knallrot bis unter die Haarwurzeln geworden war, ärgerte Judith nicht mal mehr, so sehr schämte sie sich.
    „Sie würde dich für bescheuert halten, wenn du dir einen gut aussehenden, willigen Millionär entgehen lassen würdest“, sagte Hüseyin lächelnd.
    „Hat sie was dazu gesagt?“, fragte Judith.
    „Genau das hat sie gesagt. Also, nicht genau so, aber genau das hat sie gemeint. Sie hat es ein wenig drastischer ausgedrückt.“
    „Oh“, war alles, was sie herausbrachte. Sie nahm ihre Kaffeetasse und versenkte ihre Nase darin.
    „Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm nach Juan-les-Pins fahre, seine Schwester besuchen.“
    „Pass bloß auf, er steht ziemlich oben auf unserer Verdächtigenliste“, warnte Hüseyin.
    Judith nickte bedrückt. „Ich fühle mich total schlecht, wenn ich eins hasse, dann ist das dieses doppelte Spiel.“
    „Geh zu Alice und rede mit ihr.“
    „Ich weiß nicht, sie ist schließlich meine Chefin“, sagte Judith.
    „Sie ist vor allem ein Mensch. Mit vielen, vielen Fehlern. Wenn du ihr imponieren willst, dann sagʼ ihr die Wahrheit. Sie steht auf Leute, die Mumm haben. Ist dir nicht aufgefallen, dass sie nur Menschen um sich herum scharrt, die aus dem Rahmen fallen, die ein bisschen anders sind als andere? Das Einzige, was du bei ihr wirklich falsch machen kannst, ist sie zu belügen. Sie merkt es sowieso. Und dann ärgert sie sich darüber, dass du sie für blöd gehalten hast und lässt dich fallen wie eine heiße Kartoffel. Du kannst ihr alles sagen, aber gib ihr

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